Der Papst auf der Datenautobahn
Im Vatikan empfing er katholische Medienmacher aus Italien, um sie an den eigentlichen Sinn von Kommunikation zu erinnern, nämlich „Verbindungen herstellen, Brücken bauen, nicht Mauern hochziehen“. Man könne gar nicht oft genug die Kompassnadel auf „Förderung der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und des Friedens“ einstellen, auch im Medienbereich.
Eilmeldungen veralten schneller
Wie er sich gute katholische Medienarbeit vorstellt, umriss der Papst so: „Sie bietet nicht nur die neueste Nachricht, die schnell wieder veraltet, sondern transportiert auch eine menschliche, eine christliche Vision, um Geist und Herz zu bilden, damit diese sich nicht von lauten Parolen oder Skandalmeldungen verformen lassen. Ich ermutige euch zu einer Ökologie der Kommunikation… Denkt daran, dass es jenseits der Nachrichten und Scoops immer Gefühle gibt, Geschichten, Menschen aus Fleisch und Blut, die man respektieren sollte.“
Der Fall Giulia
Er konnte sich dann aber doch nicht verkneifen, auf eine traurige, aktuelle Nachricht dieser Tage Bezug zu nehmen: Eine 22-Jährige ist unlängst im Venezianischen von ihrem früheren Freund, der das Ende der Beziehung nicht hinnehmen wollte, ermordet worden; der „Caso Giulia“ beschäftigt die italienischen Medien in diesen Tagen ausgiebig und hat in der Berichterstattung vieles andere (etwa den größten Mafiaprozess Italiens der letzten dreißig Jahre) in den Hintergrund gedrängt.
„An den traurigen Nachrichten dieser Tage, den furchtbaren Meldungen über Gewalt gegen Frauen, ersehen wir, wie dringend es ist, zu Respekt und Sorgfalt zu erziehen: Menschen bilden, die zu gesunden Beziehungen imstande sind. Kommunikation ist Menschenbildung. Kommunizieren heißt, die Gesellschaft aufzubauen. Verlasst diesen Pfad des Bildens nicht, denn er wird euch weit bringen.“
Gegen das „Eindringen des Digitalen“
Noch etwas lag dem Papst am Herzen: Heutzutage entblößten sich viele Menschen online oder würden an einem digitalen Pranger vorgeführt: So zerbrösele der Respekt vor dem anderen. Vor allem Kinder, alte und schwache Menschen und Behinderte bräuchten mehr Schutz vor dem „Eindringen des Digitalen und vor den Verführungen einer provokanten, polemischen Kommunikation“.
„Das ist eine Frage der kommunikativen Demokratie! Bitte seid in diesem Bereich furchtlos, wie David gegen Goliat, der mit einer kleinen Schleuder den Riesen zu Fall brachte… Ihr seid zu einer großen Aufgabe berufen: in Wort und Bild die Würde der Menschen schützen, vor allem der Kleinen und Armen, die Gottes Bevorzugte sind.“
Carlo Acutis – ein italienischer Schüler, der 2006 im Alter von nur 15 Jahren starb – sei ein Meister darin gewesen, die „Mechanismen der Kommunikation, der Werbung und der sozialen Medien“ zur Weitergabe des Evangeliums zu nutzen. Franziskus hat Carlo 2020 feierlich seliggesprochen.
„Dieser Jugendliche ist nicht in die Falle gegangen, sondern ein Zeuge der Kommunikation geworden. Zeugnis ist Prophetie, Kreativität, die befreit… Ja, die Treue zum Evangelium verlangt die Fähigkeit, für das Gute auch etwas zu riskieren. Es ist ein Schwimmen gegen den Strom: von Geschwisterlichkeit sprechen in einer individualistischen Welt; von Frieden in einer Welt des Kriegs; von Hinhören auf die armen in einer gleichgültigen Welt. Aber das kann man nur glaubwürdig tun, wenn man erst selbst das lebt, wovon man redet.“
(vatican news)
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