Franziskus beim Angelus Franziskus beim Angelus  (ANSA)

Angelus: Von der Freundlichkeit Gottes

Wenn man die Evangelien aufmerksam liest, findet man auch in altgewohnten Texten etwas Neues, über das sich zu meditieren lohnt. Das hat Papst Franziskus an diesem Sonntag anhand des Wörtchens „Schatten“ demonstriert.

Bei seinem Angelus am vierten Adventssonntag sprach er über die Szene der Verkündigung der Geburt Jesu an Maria, wie das Lukasevangelium sie schildert. „Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1,35), sagt der Engel Gottes bei dieser Gelegenheit. Für den Papst eine Steilvorlage, um über das Wort „Schatten“ nachzudenken.

„In einem Land wie dem Mariens, in dem fast immer die Sonne scheint, bedeuten eine vorbeiziehende Wolke, ein Baum, der der Dürre widersteht und Schutz bietet, oder ein gastfreundliches Zelt Erleichterung und Schutz. Der Schatten ist ein Geschenk, das einem Erholung erlaubt, und der Engel beschreibt genau auf diese Weise die Art und Weise, wie der Geist auf Maria herabkommt, die Art und Weise Gottes: Er wirkt wie eine sanfte Liebe, die umarmt, fruchtbar macht und beschützt, ohne Gewalt anzuwenden, ohne die Freiheit zu verletzen. So handelt Gott.“

„Komm in meinen Schatten, bleibe bei mir“

Immer wieder tauche das Bild des schützenden Schattens in der Bibel auf, führte Franziskus weiter aus. Der Schatten stehe in diesen Texten für die Freundlichkeit Gottes.

Der Angelus des Papstes am 4. Advent - ein Bericht von Radio Vatikan

„Es ist, als würde er zu Maria, aber auch zu uns heute sagen: ‚Ich bin für dich da und biete mich als deine Zuflucht und deinen Schutz an: Komm in meinen Schatten, bleibe bei mir‘. Brüder und Schwestern, so verhält sich die fruchtbare Liebe Gottes. Und es ist etwas, das wir bis zu einem gewissen Grad auch unter uns selbst erleben können, zum Beispiel wenn wir Freunden, Verlobten, Ehepartnern, Eltern und Kindern gegenüber sanft und respektvoll sind und uns mit Freundlichkeit um andere kümmern. Denken wir an die Freundlichkeit Gottes!“

Gute Gelegenheiten, um sich zu kümmern

Mit Freundlichkeit, mit Zärtlichkeit Hüter unserer Mitmenschen sein – dazu hat Papst Franziskus mit einer ganz ähnlichen Formulierung schon bei seiner allerersten Predigt auf dem Petersplatz, bei seiner Amtseinführung im März 2013, ermuntert. Nun schlug er, wenige Stunden vor dem Heiligen Abend, wieder in dieselbe Kerbe.

„Gott liebt diese Art und Weise und ruft uns auf, dasselbe zu tun: andere aufzunehmen, zu schützen und zu respektieren. An alle zu denken - an die am Rand Lebenden, an alle, die in diesen Tagen fern von der Freude von Weihnachten sind. Denken wir an alle mit der Freundlichkeit Gottes!“

Kleine Gewissenserforschung

Wie üblich lud Franziskus seine Zuhörer dazu ein, sich in ihrem Innern ein paar Fragen zu stellen: „Will ich mich vom Schatten des Geistes, von der Sanftmut und der Milde Gottes einhüllen lassen, von seiner Freundlichkeit? Will ich ihm in meinem Herzen Raum geben, mich seiner Vergebung, der Eucharistie, nähern? Und dann: für welche einsamen und bedürftigen Menschen könnte ich ein Schatten sein, der Erholung spendet, eine Freundschaft, die tröstet?“

(vatican news – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

24. Dezember 2023, 12:32