Friedensbotschaft: Papst warnt vor den Risiken von KI
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Das steht in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag, den die Kirche am kommenden 1. Januar begeht. Sie wurde an diesem Donnerstag vom Vatikan veröffentlicht und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI).
Die „wissenschaftlichen und technischen Fortschritte“ erlaubten dem Menschen „eine noch nie dagewesene Kontrolle über die Wirklichkeit“. Das bringe Möglichkeiten mit sich, „von denen einige ein Risiko für das Überleben der Menschen und eine Gefahr für das gemeinsame Haus darstellen können“. Darum müssten jetzt dringend einige Fragen gestellt werden: „Was sind die mittel- und langfristigen Folgen der neuen digitalen Technologien? Und welche Auswirkungen werden sie auf das Leben der Einzelnen und der Gesellschaft, auf die internationale Stabilität und den Frieden haben?“
Man dürfe nicht „a priori davon ausgehen“, dass Künstliche Intelligenz „einen positiven Beitrag zur Zukunft der Menschheit und zum Frieden zwischen den Völkern leisten wird“, mahnt Franziskus. „Ein solches positives Ergebnis wird nur möglich sein, wenn wir uns als dazu fähig erweisen, verantwortungsbewusst zu handeln.“ Jedenfalls reiche es nicht, bei den Entwicklern von Algorithmen und digitalen Technologien „eine Verpflichtung zu ethischem und verantwortungsvollem Handeln vorauszusetzen“. „Es müssen Organismen gestärkt oder gegebenenfalls geschaffen werden, die sich mit den neu auftretenden ethischen Fragen befassen und die Rechte derjenigen schützen, die Formen der künstlichen Intelligenz nutzen oder von ihnen beeinflusst werden.“
„Gespür für Grenzen ist wichtig“
Der Papst warnt vor dem Einsatz künstlicher Intelligenz in Fake-News-Kampagnen. Als ebenfalls mögliche Felder des Missbrauchs von KI nennt er „Diskriminierung, Einmischung in Wahlprozesse, das Aufkommen einer Überwachungsgesellschaft, digitale Ausgrenzung“. „All diese Faktoren bergen die Gefahr, Konflikte zu schüren und den Frieden zu behindern.“
Demgegenüber setzt Franziskus auf ein „Gespür für Grenzen“: „Wenn der Mensch, der definitionsgemäß sterblich ist, nämlich meint, mit Hilfe der Technik jede Grenze zu überschreiten, läuft er durch die Besessenheit alles kontrollieren zu wollen Gefahr, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren; auf der Suche nach absoluter Freiheit in die Spirale einer technologischen Diktatur zu geraten“.
KI bei Auswahl- und Entscheidungsprozessen einzusetzen, hält Franziskus für ethisch zutiefst problematisch. „Algorithmen darf nicht erlaubt werden, die Art und Weise zu bestimmen, wie wir die Menschenrechte verstehen, die Grundwerte des Mitgefühls, der Barmherzigkeit und der Vergebung beiseite zu schieben oder die Möglichkeit auszuschließen, dass ein Individuum sich ändert und die Vergangenheit hinter sich lässt.“ Auch ihren Einsatz in der Rüstungsindustrie sieht er ausgesprochen kritisch. „Autonome Waffensysteme werden niemals moralisch verantwortliche Subjekte sein können.“
Für einen internationalen Vertrag zur KI-Regelung
Franziskus fordert die internationale Gemeinschaft dazu auf, „einen verbindlichen internationalen Vertrag zu schließen, der die Entwicklung und den Einsatz von künstlicher Intelligenz in ihren vielfältigen Formen regelt“. Ziel müsse sein, „dass die rapide Entwicklung von Formen künstlicher Intelligenz die vielen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, die es in der Welt bereits gibt, nicht noch vergrößert, sondern dazu beiträgt, Kriege und Konflikte zu beenden und viele Formen des Leidens zu lindern, die die Menschheitsfamilie heimsuchen“.
Die Botschaft des Papstes ist die bisher wichtigste und ausführlichste Stellungnahme des Vatikans zum Thema Künstliche Intelligenz. Der katholische Welttag des Friedens wurde 1968 von Papst Paul VI. eingeführt. Er wird jedes Jahr am 1. Januar begangen.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.