Papst schickt ungewöhnliche Video-Botschaft nach Indien
Mario Galgano - Vatikanstadt
Der Papst rief nachdrücklich zur Einheit auf. Und er betonte, dass eine Hetzkampagne im Gang sei, die von „weltlichen Gründen“ genährt werde. Die Gläubigen sollten nicht denen folgen, die innerhalb oder außerhalb der Kirche zum Ungehorsam drängen.
Die größte und älteste Kirche Indiens, eigentlich nach den Worten des Papstes „eine Quelle der Freude und des Stolzes für die Weltkirche“, ist innerlich zerrissen durch einen Streit. Dabei geht es vordergründig um die Richtung, in der die Priester die Gottesdienste feiern, d.h. ob sie der Gemeinde oder dem Altar zugewandt sind. Aber Franziskus macht deutlich, dass die wahren Gründe aus seiner Sicht andere seien.
„Ich weiß, dass es Gründe der Ablehnung gibt, die nichts mit der Feier der Eucharistie oder gar der Liturgie zu tun haben. Es sind weltliche Gründe. Sie kommen nicht vom Heiligen Geist! Wenn sie nicht vom Heiligen Geist kommen, dann kommen sie anderswo her...“
Leib Christi nicht verletzen
Er richtete einen „herzlichen“ Appell an diejenigen, die sich gegen die Beschlüsse der Synode auflehnen: „Bitte verletzen Sie nicht weiter den Leib Christi! Trennen Sie sich nicht weiter von ihm! Und selbst wenn Ihnen Unrecht widerfahren sein sollte, dann vergeben Sie es großzügig.“
Die Diskussion wird in dieser „alten“ Ostkirche - es ist nach der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche die zweitgrößte mit Rom unierte Kirche - seit Jahrzehnten geführt: seit sich die Liturgie mit der fortschreitenden Latinisierung der westlichen angenähert hat und der ursprüngliche ostsyrische Ritus (mit Blick zum Altar) teilweise durch eine Form mit Blick zur Gemeinde ersetzt wurde. 1934 forderte Pius XI. die Rückkehr zum alten Ritus, der seit Jahrhunderten aufgegeben worden war; in den 1980er Jahren wurden neue Texte für die Heilige Qurbana, die Messe im syro-malabarischen Ritus, veröffentlicht. Seitdem sind Probleme aufgetreten.
Die Synode der großen syro-malabarischen Erzdiözese, die 2021 stattfand, suchte nach einer Kompromisslösung, bei der der erste Teil des Gottesdienstes, d. h. der Wortgottesdienst, und der abschließende Teil vom Priester mit dem Gesicht zum Volk zelebriert werden, während der zentrale Teil, die eucharistische Liturgie, vom Priester mit dem Blick nach Osten zum Altar hin zelebriert wird.
Nicht von allen akzeptiert
Die Entscheidung der Synode wurde vom Heiligen Stuhl gebilligt, aber nicht von allen akzeptiert. Am 28. November 2021, dem für das In-Kraft-Treten der Heiligen Qurbana gewählten Datum, beschlossen 34 Eparchien, die Entscheidung der Synode umzusetzen, während in der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly viele Priester und Gläubige weiterhin ihre eigene „liturgische Besonderheit“ durchsetzten, bei der der Zelebrant im Gegensatz zum Rest der syro-malabarischen Kirche immer zur Gemeinde schaut.
Die Anfeindungen haben solche Ausmaße angenommen, dass Erzbischof Cyril Vasil, der im vergangenen August vom Papst entsandt wurde, um die Situation in der Erz-Eparchie zu klären und die Umsetzung der von der Synode beschlossenen Liturgiereform sicherzustellen, mit Eiern und anderen Gegenständen beworfen wurde.
Der Papst räumt ein, dass seine Videobotschaft „etwas ungewöhnlich“ sei. Ihr Ziel bestehe aber darin, „dass niemand mehr Zweifel daran hat, was der Papst denkt“.
Bereits in der Vergangenheit hatte sich der Papst in zwei Briefen an diese indische Kirche gewandt: im Juli 2021 rief er Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien dazu auf, „gemeinsam mit dem Volk Gottes zu gehen, weil die Einheit jeden Konflikt überwindet“; im April 2022 mahnte er die Erz-Eparchie Ernakulam-Angamaly direkt, sich an die Beschlüsse der Synode der syro-malabarischen Kirche über die Form der Feier der Qurbana zu halten.
Die Briefe scheinen nicht die gewünschte Wirkung gehabt zu haben, wie der Papst selbst bemerkt: „Ich habe Ihnen in der Vergangenheit schon mehrmals geschrieben, aber ich weiß, dass nicht alle meine Briefe gelesen haben“, sagt er in dem Video. Franziskus mahnt die Gläubigen, sie dürften niemandem folgen, der zum Dissens aufrufe, auch wenn es sich dabei um einen Priester handle. Stattdessen sollten sie „Opfer“ bringen, um die Gemeinschaft zu bewahren. Ohne diese Gemeinschaft „gibt es keine Kirche“ und besteht die Gefahr, „zu einer Sekte“ zu werden.
(vatican news)
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