Papst an Präfekten: Ohne Integration von Migranten entstehen Gefahren
Präfekten sind in Italien die leitenden staatlichen Verwaltungsbeamten in den Provinzen. Franziskus empfing die Gruppe der Präfekten nur wenige Tage nach dem Fest ihres Patrons, des heiligen Ambrosius, wie er selbst anmerkte. Von Ambrosius, der seinerseits Präfekt war, sei die Aufforderung überliefert, gut zu leben und die Zeiten zu verändern, erinnerte der Papst. Dies könne auch als Zusammenfassung des Dienstes verstanden werden, den die Präfekten täglich in den ihnen anvertrauten Gemeinden versehen, so das Kirchenoberhaupt.
Denn um ihrem Dienst nachzukommen, stellten sie die Verbindung zwischen Staat und Territorium dar, brächten die Peripherien mit dem Zentrum zusammen und behielten sowohl das Gemeinwohl als auch das Wohl des Einzelnen im Blick, wandte sich Franziskus an die leitenden Verwaltungsbeamten, für die er drei Hauptherausforderungen identifizierte: die öffentliche Ordnung, Umweltrisiken und die Verwaltung der Migrationsflüsse auf lokalem Niveau.
Harmonisches Zusammenleben hilft über Schwierigkeiten hinweg
Die öffentliche Ordnung zu bewahren, stelle den wichtigsten und auch delikatesten Aufgabenbereich für die Präfekten dar, sei es in unvorhersehbaren Krisensituationen doch nötig, sowohl die Achtung des Gesetzes sicherzustellen als auch dafür zu sorgen, dass Opfer und Täter mit Respekt behandelt würden. Hinzu komme die große Verantwortung, die Risiken für die Sicherheitskräfte bei deren täglicher Arbeit zu minimieren, so der Papst, der den Präfekten in diesem Zusammenhang die „innere“ Ordnung anempfahl, ohne die man keine öffentliche Ordnung schaffen könnte.
„Aber wenn diese vorhanden ist, wird die Verantwortung für die öffentliche Ordnung als Aufruf empfunden, jenes Klima des harmonischen Zusammenlebens zu schaffen, durch das Schwierigkeiten bewältigt und gelöst werden können“, so Franziskus, der mit Blick auf die Arbeit der Verwaltungsbeamten gar von einer Art „institutioneller Vaterschaft“ sprach.
Folgen von Naturkatastrophen stemmen und Vorsorgemaßnahmen treffen
Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich stehe in Zusammenhang mit den Umweltrisiken und hydrogeologischen Problemen, mit denen sie aufgrund ihrer Verwurzelung im Territorium oft zu tun bekämen, selbst wenn sie nicht in ihren direkten Zuständigkeitsbereich fielen, so Franziskus weiter. Doch handele es sich dabei mittlerweile um „häufige Notfälle“, die durch den Klimawandel fast zur Gewohnheit würden und „die alle betreffen“, betonte der Papst mit Blick auf schwere Erdrutsche und Überschwemmungen, die jüngst erst unter anderem die Emilia Romagna, die Toskana und Sizilien heimgesucht haben: „Aber gerade unter diesen Umständen konnten wir jenseits steriler Polemik die besten Qualitäten des italienischen Volkes bewundern, das es vor allem in schwierigen Situationen versteht, sich in vorbildlicher Weise zu vereinen, indem es den Fleiß der Institutionen mit dem Engagement der Bürger verbindet," würdigte Franziskus.
Aufgabe der Präfekten sei es dabei, die „verfügbaren Mittel bestmöglich zu verwalten“ und „die öffentlichen und privaten Akteure“ zusammenzubringen, so der Papst: „Es ist wichtig und dringlich, sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft, die Anstrengungen zum Schutz unseres gemeinsamen Hauses zu bündeln, das rechtzeitig und vorausschauend geschützt werden muss.“
Migranten müssen integriert werden
Eine ganz besonders wichtige Aufgabe fiele den Präfekten jedoch mit der Aufnahme und Integration von Migranten zu. Diese kämen zahlreich nach Italien, wo schlicht immer weniger Kinder geboren würden, so Franziskus, der die beiden Phänomene miteinander in Verbindung brachte. „Wir müssen vorsichtig sein. Migranten müssen aufgenommen, begleitet, gefördert und integriert werden. Wenn das nicht der Fall ist, besteht Gefahr; wenn es diesen Weg zur Integration nicht gibt, besteht Gefahr“, mahnte Franziskus. Migranten könnten einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten, wenn sie sich gut einfügten. Italien sei ein Land, in dem es an Kindern mangele, so der Papst, der sich mit Blick auf die niedrige Geburtenrate „beunruhigt“ zeigte und dies mit der Aufforderung zu großzügiger Aufnahme verknüpfte: „Sie bekommen einfach keine Kinder... Denkt mal daran, an die Verantwortung der Italiener dafür, Kinder zu bekommen, sie aufzuziehen und auch dafür, Migranten wie Kinder zu empfangen“.
Bei den Migranten handele es sich nicht um Nummern, sondern um Menschen, die teils schwerste traumatische Erfahrungen durchgemacht haben und mit offenen Armen aufgenommen werden müssten, forderte der Papst. Dabei dürften die Regionalpräfekten, die sowohl die Grundbedürfnisse der Ankommenden als auch die Sorgen der ansässigen Bürger ernst nehmen und in Situationen von Unordnung und Gewalt auch einschreiten müssten, allerdings nicht allein gelassen werden.
Wichtige Aufgaben im Territorium
Der Präfekt vertritt in Italien die öffentliche Sicherheitsbehörde der Provinz und ist in diesem Zusammenhang für Flüchtlingsfragen und die öffentliche Sicherheit zuständig, kann Verordnungen und Dekrete zum Schutz der öffentlichen Ordnung erlassen und koordiniert die Tätigkeit der Strafverfolgungsbehörden. Sofern nötig, kann er auch das Eingreifen der Armee anfordern. Insbesondere der erhöhte Migrationsfluss stellt die Behörden vor große Herausforderungen. Allein über das Mittelmeer kamen offiziellen Zahlen zufolge in diesem Jahr mehr als 150.000 Migranten nach Italien, ein Anstieg von fast 70 Prozent für die Mittelmeerroute im Vergleich zum Vorjahr. Auf italienischem Territorium gibt es mehr als 100 Präfekturen. Deren Leiter waren an diesem Montag beim Papst.
(vatican news - cs)
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