Wortlaut: Angelus am Hochfest der Erscheinung des Herrn
Auf www.vatican.va können Sie diesen und weitere Texte des Papstes in der offiziellen Übersetzung nachlesen.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Heute feiern wir die [Epiphanie] Erscheinung des Herrn, das heißt, sein Offenbarwerden vor allen Völkern, verkörpert von den Sterndeutern [den Heiligen Drei Königen] (vgl. Mt 2,1-12). Es sind weise Suchende, die sich, nachdem sie sich von der Erscheinung eines Sterns befragen ließen, auf den Weg machen und nach Bethlehem kommen. Dort finden sie Jesus „mit Maria, seiner Mutter“, werfen sich vor ihm nieder und bringen ihm „Gold, Weihrauch und Myrrhe“ als Gabe dar (V. 11).
Verweilen wir einen Augenblick bei dieser Szene, bei diesen Weisen, die die Gegenwart Gottes in einem einfachen Kind erkennen: nicht in einem Fürsten oder einem Adligen, sondern in einem Kind armer Leute, und sie fallen vor ihm nieder und beten es an. Der Stern hat sie dorthin geführt, vor ein Kind, und in seinen kleinen und unschuldigen Augen sehen sie das Licht des Schöpfers des Universums, dessen Suche sie ihre Existenz gewidmet haben.
In diesen zerbrechlichen Gliedern erkennen sie den Herrn des Lebens, sie halten inne, um ihn zu betrachten und machen sich als neue Menschen wieder auf den Weg.
Es ist die entscheidende Erfahrung für sie und auch für uns wichtig: Im Jesuskind sehen wir, in der Tat, den menschgewordenen Gott. Schauen wir also auf ihn, wundern wir uns über seine Demut.
Jesus zu betrachten, vor ihm zu stehen, ihn in der Eucharistie anzubeten: das ist keine Zeitverschwendung, sondern der Zeit einen Sinn geben; es ist die Suche nach der Richtung des Lebens in der Einfachheit einer Stille, die das Herz nährt. Stehen auch wir vor dem Kind, halten wir inne vor der Krippe.
Und nehmen wir uns die Zeit, die Kinder zu betrachten, die Kleinen, die auch zu uns von Jesus sprechen, mit ihrem Vertrauen, ihrer Unmittelbarkeit, ihrem Staunen, ihrer gesunden Neugier, ihrer Fähigkeit, mit Spontaneität zu weinen und zu lachen, zu träumen. So ist Gott:
ein Kind, vertrauensvoll, einfach, ein Freund des Lebens (vgl. Weish 11,26), ein Träumer: Er hat Fleisch angenommen und liebt es, mit uns das Geheimnis des Lebens zu teilen, das aus Tränen und Lächeln gemacht ist. Halten wir also inne und reden, spielen und lachen wir mit unseren Kindern; mit Geduld, wie Großeltern es zu tun wissen! Hören wir auf das, was sie uns sagen und was Gott uns durch sie sagt. Wenn wir vor dem Jesuskind stehen, und wenn wir in der Gesellschaft von Kindern sind, werden wir lernen, zu staunen, und wir werden uns einfacher und besser wieder auf den Weg machen, wie die Sterndeuter. Und wir werden wissen, wie wir einen neuen und kreativen Blick auf die Probleme der Welt werfen können.
Fragen wir uns also: Haben wir in diesen Tagen innegehalten, um anzubeten, haben wir Jesus ein wenig Raum gegeben in der Stille und vor der Krippe gebetet? Haben wir Zeit mit den Kindern verbracht, mit ihnen gesprochen und gespielt? Und schließlich: Sind wir fähig, die Probleme der Welt mit den Augen der Kinder zu sehen?
Maria, die Mutter Gottes und unsere Mutter, möge unsere Liebe wachsen lassen, zum Jesuskind und zu allen Kindern, besonders zu denen, die unter Kriegen und Ungerechtigkeit leiden.
(vatican news - melanie rosenbaum)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.