Papst: Hilfe für Bedürftige ist mehr als Philanthropie
Mario Galgano - Vatikanstadt
Am Vorabend des Dreikönigstages empfing Papst Franziskus in der Audienzhalle im Vatikan etwa 3.500 Menschen. Es handelte sich um Mitglieder der Coop-Stiftung aus Florenz. Diese Stiftung setzt sich seit fünfzig Jahren als Genossenschaft und seit mehr als zehn Jahren als Stiftung für die Bedürftigsten ein. Bei dem Treffen in der großen Halle betonte der Papst, dass die materielle Unterstützung zwar nützlich sei, aber nicht von der Nähe zur Förderung ganzheitlicher menschlicher Beziehungen zum Wohle der gesamten Gesellschaft getrennt werden könne.
Gelebte Nächstenliebe
In seiner Ansprache erinnerte der Papst angesichts der gegenwärtigen Weihnachtszeit daran, dass „Gott sich uns in unserer Armut genähert hat und uns den privilegierten Weg zeigt, ihm zu begegnen“. Dann betonte er die verschiedenen Bereiche des Dienstes dieser assoziativen Realität: von der wirtschaftlichen Armut bis zum Bedürfnis nach Kultur, von der Einsamkeit bis zum Bedürfnis nach Bildung, wobei die Stiftung neben den üblichen Mitteln der Finanz- und Nahrungsmittelhilfe auch viele andere Instrumente wie Wandern, Literatur, Kunst und Musik einsetze. Und indem er aus der Enzyklika „Fratelli tutti“ zitierte, unterstrich er die Bedeutung eines Stils, der über die Ebene des Lebensunterhalts hinausgehe…:
„[...] indem Sie den Verbraucherschutz von Anfang an über seinen rein kommerziellen Aspekt hinaus betrachten, haben Sie eine grundlegende menschliche Dimension erfasst: die, jedem zu helfen, etwas für andere zu tun, das heißt, Nächstenliebe, aktive Liebe zu leben.“
Mit Herz, Verstand und Händen den anderen kennenlernen
Hier fügte Franziskus eine Präzisierung hinzu, die das Wort „Herz“ nahelegt: „Das Herz ist eine Quelle der Erkenntnis. Ein Wissen, das nur den Intellekt nutzt, ist unvollständig“, sagt er:
„Ohne das Herz gibt es keine menschliche Erkenntnis. Um zu wissen, müssen wir mit dem Verstand wissen, mit dem Herzen wissen und dann mit den Händen tun: Vergessen wir nicht die drei Sprachen... Lasst den Verstand mit dem Herzen und den Händen vereint sein; lasst das Herz mit den Händen vereint sein, um zu tun, und den Verstand; und lasst die Hände im Dienst des Herzens und des Verstandes stehen. Vergesst das nicht, ihr, in eurem Handeln...“
Sich nicht „gegen“ einen Feind, sondern „für“ den Aufbau des Guten vereinen
Der Papst ging dann auf das „Modell des Schutzes“ ein, das von der Genossenschaft und der Stiftung in die Praxis umgesetzt werde, und brachte eine wichtige Aussage zum Ausdruck:
„Es vereint die Menschen nicht so sehr 'gegen' die Bedrohung durch einen gemeinsamen Feind, sondern 'für' den Aufbau von tugendhaften Beziehungen der gegenseitigen Unterstützung.“
Auf diese Weise hob Franziskus die gegensätzliche Logik des menschlichen Handelns in so vielen lobenswerten Kontexten des Engagements für andere auf und begünstigt die Logik des „Sauerteigs“, nach dem Vorbild des Evangeliums. Am Ende seiner Rede erinnerte er an ein typisches Leitmotiv seines Lehramtes: „Betet für, nicht gegen jemanden.“
Auf diese Weise erinnerte er daran, dass die Wahrung des Wohls der Person nicht nur bedeute, sich um einige ihrer sektoralen Interessen zu kümmern, sondern ihre volle Verwirklichung und Würde zu fördern. Und auf dieser Ebene stelle die Begegnung zwischen denjenigen, die über größere Möglichkeiten verfügen, und den Bedürftigen, die weit davon entfernt sei, sich auf bloße Philanthropie zu beschränken, „immer eine Gelegenheit der Vorsehung zur gegenseitigen Bereicherung“ dar.
Das Elend berühren, hinschauen und verstehen
„Den Menschen nahe sein, denen wir helfen“, auch das bekräftigte der Papst abermals. Es gehe darum, „in der Nähe der anderen zu leben“. Und, wiederum abweichend vom Redemanuskript fügte Franziskus eine persönliche Erfahrung hinzu:
„Wenn ich in der Beichte manchmal Leute frage: ´Aber gibst du Almosen, hilfst du?´ - ´Ja, ja´ - ´Und sag mal, wenn du Almosen gibst, schaust du dem Menschen in die Augen, berührst du die Hand, oder wirfst du das Geld da hin und gehst dann so [macht eine Geste]?´ Berühre, berühre das Elend, ein Herz, das berührt; sieh hin und verstehe. Vergessen Sie das nicht.“
Schrecklich, was in der Ukraine geschieht
Papst Franziskus segnete die Anwesenden und bedanket sich für die Hilfe von „Unicoop“ und „Das Herz schmilzt“ für die „gemarterte Ukraine“ in dieser Zeit, die er als „dramatisch“ bezeichnete. Er fügte hinzu: „Es ist schrecklich, was dort geschieht!“
Er danke seine Gäste für ihre Zusammenarbeit mit dem Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe, dessen Aktivitäten die Gäste seit langem unterstützen würden und fügte an:
„Setzen Sie sich in Ihrer Arbeit weiterhin für die ganzheitliche Entwicklung der Person ein, für das Wachstum der Gemeinschaft durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Fähigkeiten, für die Integration durch die Wertschätzung dessen, was jeder Einzelne zum Wohle aller einbringt.“
„Unicoop Firenze“
„Unicoop Firenze“ ist eine der sieben großen Konsumgenossenschaften des Coop-Systems und als solche Mitglied der Nationalen Liga der Genossenschaften und Gegenseitigkeitsgesellschaften und des Genossenschaftskonsortiums Coop Italia; zusammen mit Coop Centro Italia und Unicoop Tirreno sowie mehr als 75 kleinen und mittleren toskanischen Genossenschaften ist sie Mitglied des Distretto Tirrenico. Die Stiftung „Il cuore si scioglie“ wurde 2010 gegründet, um die bereits von der Genossenschaft durchgeführten Solidaritäts- und Fundraising-Initiativen fortzuführen, insbesondere im Bereich der Fernadoptionen. Im Laufe der Zeit hat sie Solidaritätsprojekte für die am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen auf nationaler und internationaler Ebene durchgeführt, um Not und Solidarität miteinander zu verbinden.
(vatican news)
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