Wortlaut: Papst an Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands
Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen und herzlich willkommen!
Danke, dass Sie nach Rom gekommen sind, um das 75-jährige Bestehen Ihrer Vereinigung zu begehen. Die Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands bringt katholische Medienschaffende aus verschiedenen Bereichen zusammen, aus kirchlichen und weltlichen. Die Kommunikation hilft dabei, wie der Apostel Paulus sagt, »als Glieder miteinander verbunden« zu sein (Eph 4,25), die gerufen sind, in einem sich beständig erweiternden Beziehungsnetz zusammenzuleben. Das ist in der Kirche, in der die Verbindungen zum Ganzen in besonderer Weise durch das Amt des Nachfolgers Petri entwickelt und in Einklang gebracht werden, von wesentlicher Bedeutung.
Ihre Vereinigung engagiert sich für die Ökumene, den interreligiösen Dialog und auch für die Verteidigung des Friedens, der Freiheit und der Menschenwürde. Diese Ziele sind heute aktueller denn je! Wie viele Konflikte werden heute – statt im Dialog beigelegt zu werden – durch Falschmeldungen oder aufhetzende Stellungnahmen in den Medien befeuert! Deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie – gestärkt durch Ihre christlichen Wurzeln und Ihren täglich gelebten Glauben und durch das Evangelium im Herzen „demilitarisiert“ – eine sprachliche Abrüstung unterstützen. Dies ist von grundlegender Bedeutung: sich um einen Ton des Friedens und der Verständigung zu bemühen, Brücken zu bauen, zum Zuhören bereit zu sein, eine Kommunikation zu üben, die dem anderen und seinen Gründen mit Respekt begegnet. Die Gesellschaft hat dies dringend nötig, aber auch die Kirche braucht eine Kommunikation, die »freundlich und zugleich prophetisch« ist (Botschaft zum 57. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel, 24. Januar 2023).
Die Kirche in Deutschland hat einen synodalen Weg eingeschlagen, zu dem ich 2019 einen Brief geschrieben habe, von dem ich wünschte, dass er stärker wahrgenommen, bedacht und umgesetzt würde, da er zwei Aspekte zum Ausdruck bringt, die ich für grundlegend halte, um nicht auf Abwege zu geraten. Da ist vor allem die Pflege der geistlichen Dimension, also die konkrete und beständige Angleichung an das Evangelium und nicht an die Leitbilder der Welt, indem man die persönliche und gemeinschaftliche Umkehr durch die Sakramente und das Gebet wiederentdeckt, die Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist und nicht gegenüber dem Zeitgeist. Und sodann die universale Dimension, die katholische Dimension, damit man das Glaubensleben nicht als etwas begreift, das sich bloß auf den eigenen kulturellen und nationalen Bereich bezieht. Die Teilnahme am Prozess der Weltsynode ist unter diesem Gesichtspunkt hilfreich. Katholischen Medienschaffenden kommt in solchen Situationen eine bedeutende Rolle zu: Dadurch, dass sie korrekte Informationen liefern, können sie dazu beitragen, Missverständnisse aufzuklären und vor allem zu verhindern, dass solche entstehen, indem sie dem gegenseitigen Verständnis und nicht einer Verschärfung der Gegensätze dienen.
In jedem Fall ist es wichtig, keine nach innen gerichtete Haltung einzunehmen, sondern „hinauszugehen“, um die christliche Botschaft in alle Bereiche des Lebens zu tragen und dabei die heute verfügbaren Mittel und Möglichkeiten zu nutzen. Eine Kirche, die sich hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt, erkrankt an Selbstbezogenheit. Die Kirche hingegen ist Mission, und die katholischen Medienschaffenden können sich nicht nicht einbringen und hinsichtlich der von ihnen verbreiteten Botschaft sozusagen „neutral“ bleiben. In diesem Zusammenhang erinnere ich gern daran, dass die Neutralität der Medien nur eine scheinbare ist: »Nur wer in die Kommunikation sich selbst einbringt, kann einen Orientierungspunkt darstellen« (Botschaft zum 48. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel, 24. Januar 2014).
Liebe Freunde, Sie kommen aus einem wohlhabenden und hochentwickelten Land, aber auch dort gibt es, manchmal versteckt, nicht wenige Nöte. Ich denke dabei an das Problem der Kinderarmut, an Familien, die nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen, und an die Situation vieler Migranten und Flüchtlinge, die Deutschland in großer Zahl aufgenommen hat. Dort wartet der Gott der Liebe auf die frohe Botschaft unserer Nächstenliebe. Er wartet auf Christen, die hinausgehen und sich zu den Menschen begeben, die am Rande stehen. Und dazu braucht es auch Medienschaffende, die die Geschichten und Gesichter derjenigen ins Bewusstsein holen, auf die kaum jemand oder niemand achtet. Wenn Sie also etwas mitteilen, denken Sie immer an die Gesichter der Menschen, besonders der Armen und der Einfachen, und gehen Sie von ihnen aus, von ihrer Wirklichkeit, von ihren Problemen und von ihren Hoffnungen, auch wenn dies bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen und sich die Sohlen abzulaufen!
Schwestern und Brüder, ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit und für Ihre Arbeit. Ich segne Sie von Herzen. Und vergessen Sie bitte nicht, für mich zu beten.
(vatican news)
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