Franziskus: Gemeinsam für den Frieden im Heiligen Land arbeiten
Roberto Cetera – Jerusalem/Federico Piana - Vatikanstadt
„Mein Herz ist bei Ihnen, dem Heiligen Land und allen Völkern, die es bewohnen, Israelis und Palästinensern - und ich bete, dass der Wunsch nach Frieden über allem steht. Ich möchte, dass ihr wisst, dass ihr meinem Herzen und dem Herzen der Kirche nahe seid.“ So wendet sich Papst Franziskus in einem Brief an „seine jüdischen Brüder und Schwestern in Israel“. Adressiert ist das Schreiben an Karma Ben Johanan, eine Theologin des jüdisch-christlichen Dialogs, die in den vergangenen Wochen zu den Förderern eines von rund 400 Rabbinern und Gelehrten unterzeichneten Appells an den Papst zur Festigung der jüdisch-christlichen Freundschaft nach der Tragödie vom 7. Oktober gehörte.
„Wir sind zutiefst dankbar für das Vertrauen und den Geist der Freundschaft, mit dem der Papst und mit ihm die gesamte Kirche die besondere Beziehung, die unsere Gemeinschaften, die katholische und die jüdische, verbindet, bekräftigen wollte“, würdigte die israelische Theologin gegenüber unserem „L´Osservatore Romano“-Korrespontenden in Jerusalem an diesem Samstag den Brief des Papstes.
In seinem Schreiben vom 2. Februar erinnerte Franziskus daran, dass auch das Heilige Land „leider nicht von den Unruhen ausgeschlossen ist, die die Welt ergreifen und die einen wahren Weltkrieg in Stücken darstellen“, was „Besorgnis und Schmerz“ hervorrufe.
Papst Franziskus stellt in dem Schreiben fest, dass der andauernde Krieg „in der öffentlichen Meinung der Welt eine Haltung der Spaltung hervorgerufen hat, die manchmal zu Formen von Antisemitismus und Antijudaismus führt“, und fügt hinzu. „Ich kann nur wiederholen, dass (...) die Beziehung, die uns mit Ihnen verbindet, besonders und einzigartig ist, ohne natürlich jemals die Beziehung der Kirche zu den anderen und die Verpflichtung ihnen gegenüber zu verdunkeln. Der Weg, den die Kirche mit Ihnen, dem alten Volk des Bundes, eingeschlagen hat, lehnt jede Form von Antijudaismus und Antisemitismus ab und verurteilt unmissverständlich die Äußerungen des Hasses gegen die Juden und das Judentum als Sünde gegen Gott“, so der Papst, der auf eine „immer engere Zusammenarbeit zur Ausrottung dieser Phänomene“ hofft.
Möge Gott eingreifen
Unter Bezugnahme auf den Brief, den ihm Rabbiner und Gelehrte des jüdisch-christlichen Dialogs geschickt hatten und den der Papst eigener Aussage nach sehr schätzte, schreibt Franziskus: „Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen meine Nähe und Zuneigung zu versichern. Ich umarme jeden von Ihnen, insbesondere diejenigen, die von Angst, Schmerz, Furcht und sogar Wut geplagt werden“, und fügt hinzu: „Gemeinsam mit Ihnen trauern wir um die Toten, die Verwundeten, die Traumatisierten und bitten Gott, den Vater, dass er eingreift und dem Krieg und dem Hass ein Ende setzt.“
Der Papst warnt, dass es in diesen Zeiten der Verwüstung schwierig sei, „einen zukünftigen Horizont zu sehen, in dem Licht an die Stelle von Dunkelheit tritt, in dem Freundschaft an die Stelle von Hass tritt (....). Doch wir als Juden und Katholiken sind Zeugen eines solchen Horizonts.“ Und er schließt mit der Hoffnung: „Wir haben noch viel gemeinsam zu tun, um sicherzustellen, dass die Welt, die wir denen, die nach uns kommen, hinterlassen, eine bessere ist, aber ich bin zuversichtlich, dass wir weiterhin gemeinsam auf dieses Ziel hinarbeiten können.“
Karma Ben Johanan nahm diese Einladung von Papst Franziskus dankend an und erklärte: „Wir sind bereit, zusammenzuarbeiten, um Hass und Gewalt zu beseitigen und die Türen zu wahrem Frieden für alle zu öffnen, die in diesem Land leben: Juden, Christen und Muslime. Wir schließen uns den Christen in der Überzeugung an, dass Religionen schöpferische Kräfte sein können, die in der Lage sind, Wege zu öffnen, die sonst verschlossen bleiben würden.“
„Wir wollen Frieden und Respekt für die Menschenrechte“
„Ich bitte die Welt um Frieden, um die Achtung der Menschenrechte. Ich bitte alle, Gaza zu helfen, denn die Bevölkerung leidet“, betont unterdessen Schwester Nabila Saleh aus Gaza gegenüber Radio Vatikan. Um deutlich zu machen, dass man keine Zeit mehr zu verlieren habe, erläutert sie, dass „es keine Häuser mehr gibt, die Lebensmittel fast aufgebraucht sind und das Wenige, was es gibt, fünfmal mehr kostet als normal“. Es sei unmöglich, weiter zu überleben, wenn sich nicht bald etwas ändere.
Es ist ein neues, starkes Zeugnis, das die Ordensfrau, die sich mit fast allen Christen des Streifens in der lateinischen Pfarrei der Heiligen Familie verbarrikadiert hat, gegenüber den Medien des Vatikans abgibt: Wasser, Lebensmittel und Medikamente seien nicht mehr zu finden. Panzer hätten das Feuer in den Straßen des Viertels wieder aufgenommen. Sie habe Angst um sieben Verwundete, die nicht ins Krankenhaus transportiert werden können: „Sie haben noch viele Schrapnelle im Körper. Und die Medikamente reichen nicht für alle aus“, sagt uns die Ordensfrau. Die einzige Hoffnung sei, dass trotz allem sie nicht zusammenbrächen.
(vatican news)
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