Papst: Fiducia Supplicans will alle willkommen heißen
Mario Galgano - Vatikanstadt
Das katholische Kirchenoberhaupt sagte dies bereits in Lissabon beim Weltjugendtag im August und wiederholte es bei zahlreichen anderen Gelegenheiten: die Kirche ist da, um alle willkommen zu heißen. Das sei die Grundlage der pastoralen Mission der Kirche. Darum gehe es auch bei der Segnung „irregulärer“ Paare – einschließlich homosexueller Paare –, wie es das Lehrdokument Fiducia Supplicans vorschlägt. Auch gegenüber der Zeitschrift „Credere“, einer Zeitschrift der Verlagsgruppe San Paolo, der er in der Ausgabe vom Donnerstag, 8. Februar, ein Interview gewährte, kommt Franziskus wieder auf das Thema „Segen“ zu sprechen – das verschiedene Reaktionen und Kontroversen hervorgerufen hat –, und wiederholt, was er bereits in seiner Audienz mit dem Dikasterium für die Glaubenslehre sagte, das die Erklärung verfasst hatte: „Ich segne keine 'homosexuelle Ehe', ich segne zwei Menschen, die sich lieben, und ich bitte sie auch, für mich zu beten“, erklärte der Papst im Gespräch mit dem Herausgeber Don Vincenzo Vitale.
„In der Beichte bete ich immer, wenn solche Situationen auftauchen, egal ob dann homosexuelle Menschen oder wiederverheiratete Menschen kommen, und segne sie. Der Segen sollte niemandem verweigert werden. Wohlgemerkt, ich spreche von Menschen: von denen, die fähig sind, die Taufe zu empfangen.“
Die schwersten Sünden, fügt der Papst hinzu, seien die, „die mit einem 'engelhaften' Aussehen getarnt werden“. Niemand sei empört, wenn er einen Unternehmer segne, „der vielleicht Menschen ausbeutet, und das ist eine sehr schwere Sünde“. Dagegen sei man empört, wenn er einem Homosexuellen den Segen gebe... „Das ist Heuchelei! Wir müssen uns alle gegenseitig respektieren. Alle! Das Herzstück des Dokuments ist ´Gastfreundschaft´.“
Gute Bewegungen, wenn sie in die Kirche passen
In dem Interview mit der Wochenzeitschrift, die ihr zehnjähriges Bestehen feiert und anlässlich der Wahl von Jorge Mario Bergoglio auf den Stuhl Petri im Jahr 2013 ins Leben gerufen wurde, lässt der Papst die Jahre seines Pontifikats Revue passieren - zwischen persönlichen Vertraulichkeiten, wie seinen Gesprächen mit älteren Menschen oder Erinnerungen an Buenos Aires, und Themen von großer Relevanz, wie dem des kommenden Heiligen Jahres, „einem Ereignis der Gnade“, angesichts dessen es notwendig sei, „den Wert und die Notwendigkeit des Gebets wiederzuentdecken“.
Der Papst sprach auch über die kirchlichen Bewegungen und die Beteiligung junger Menschen an pastoralen Erfahrungen, wie etwa in den Ländern der Dritten Welt oder Lateinamerikas, wo die Menschen in „einfacher“ Sprache angesprochen werden.
„Es gibt auch Bewegungen, die ein wenig 'außergewöhnlich' sind“, so Franziskus. Diese Bewegungen, fügt er an, „neigen dazu, eine „kleine Kirche“ zu bilden, von Leuten, die sich überlegen fühlen. Das sei nicht das heilige, treue Volk Gottes. Das Volk Gottes bestehe aus Gläubigen, die wüssten, dass sie Sünder seien und weitergehen. „Ich habe nichts gegen Bewegungen, die so viel Gutes tun“, so der Papst. Die Bewegung sei „gut, wenn sie dich in die wahre Kirche einführt, aber wenn sie selektiv ist, wenn sie dich von der Kirche trennt, wenn sie dich glauben lässt, dass du ein besonderer Christ bist, dann ist das nicht christlich“.
Die Anwesenheit der Frauen ist wichtig, nicht die Ämter
Die Antwort des Papstes auf die Rolle der Frauen ist ebenfalls klar, angesichts der ständigen Aufrufe, der Kirche vermehrt ein „weibliches Gesicht“ zu geben. Franziskus bekräftigt den Unterschied zwischen dem petrinischen und dem marianischen Prinzip: „Die Kirche ist Frau, sie ist Braut. Petrus ist nicht die Frau, er ist nicht die Braut. Die Kirche - die Braut - ist wichtiger als Petrus - der Minister!“, erläuterte das katholische Kirchenoberhaupt. Dann fügt er hinzu, dass es wichtig sei, „die Arbeit in der Kurie für Frauen zu öffnen“, und betont, wie Frauen „dem priesterlichen Amt helfen“. Man solle sich beispielsweise nur die kleinen Dörfer anschauen, in denen es keinen Priester gebe und Ordensfrauen ganze Pfarreien leiten, taufen, die Kommunion austeilen und Beerdigungen durchführen würden. „Nicht das Amt der Frauen ist das Wichtigste - die Anwesenheit der Frauen ist von grundlegender Bedeutung“, so der Papst.
Neue zukünftige Ernennungen in der Römischen Kurie
Mit Blick auf die Römische Kurie, wo es im Laufe der Jahre mehrere weibliche Ernennungen gegeben hat, stellt der Papst fest: „Es gibt bereits mehrere Frauen und es werden noch mehr werden, weil sie in bestimmten Positionen besser sind als wir Männer.“ Papst Franziskus nennt die Generlalsekretärin des Governatorats, Sr. Raffaella Petrini, „die Frauen, die im Dikasterium für die Wahl der Bischöfe sind“ (Petrini selbst, sowei Sr. Yvonne Reungoat, ehemalige Generaloberin der Salesianer, und Maria Lía Zervino, Präsidentin der Umofc, Anm. d. Red.); Sr. Alessandra Smerilli, Sekretärin des Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, und andere: „Das sind alles Ämter, die zum Glück von Frauen geleitet werden.“
Auf die Frage, ob er sich bewusst sei, dass er in dieser Hinsicht einen „epochalen Wandel“ eingeleitet habe, antwortete der Papst schließlich: „Nein, wirklich nicht! Das sagen Sie... Ich mache weiter, so gut ich kann.“
(vatican news)
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