Papst Franziskus beim Gebet Papst Franziskus beim Gebet 

Papst würdigt Geistliche Übungen des hl. Ignatius

In seinem Vorwort für das Buch „First Belonging to God: On retreat with Pope Francis“ (zu deutsch: „Zuerst Gott gehören: Auf Exerzitien mit Papst Franziskus“) des Autors Austen Ivereigh hat Papst Franziskus die Bedeutung Geistlicher Übungen für die Menschen von heute erläutert. Das Buch wird an diesem Dienstag vom amerikanischen Verlag Loyola Press veröffentlicht.

Im Jahr 1540 gründeten Ignatius von Loyola (1491-1556) und seine Gefährten die „Gesellschaft Jesu“, so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen „Societas Jesu“ (SJ). Ignatius gilt bis heute als „Meister der Spiritualität“. In seinem Exerzitienbuch schrieb er zunächst über körperliche Übungen wie „umhergehen, wandern und laufen“. Dann kam er auf „geistliche Übungen“ zu sprechen und bezeichnete damit jede Weise, „das Gewissen zu erforschen, sich zu besinnen, zu betrachten, zu beten und andere geistliche Betätigungen“. Während der 30-tägigen Geistlichen Übungen des heiligen Ignatius betrachtet der Übende im Gebet und in der Meditation sein Leben und das Leben Jesu und wird dabei von einem Geistlichen begleitet. Heutzutage werden ignatianische Übungen auch von Laien und anderen Orden angeboten und durchgeführt.

Papst: Viele leben „in der Illusion, souverän und autark zu sein“

In seinem Vorwort für das Buch des britischen Autoren Austen Ivereigh (57) schreibt Papst Franziskus: „Wenn wir Platz machen für den Herrn, der uns aus unserer Selbstgenügsamkeit rettet, können wir uns für die ganze Schöpfung und für jedes Geschöpf öffnen. Wir werden zu Kanälen für das Leben und die Liebe des Vaters. Und erst dann können wir erkennen, was das Leben wirklich ist: ein Geschenk des Vaters, der uns zutiefst liebt und will, dass wir zu ihm und zueinander gehören“. Die Menschen seien immer wieder der Versuchung ausgesetzt, sich dieser Gnade Gottes zu verschließen und weltlich zu leben, in der Illusion, souverän und autark zu sein, warnt Franziskus und fügt hinzu: „All diese tödlichen Krisen, die uns überall auf der Welt bedrängen, von der ökologischen Krise bis hin zu den Kriegen und Ungerechtigkeiten gegenüber den Armen und Schwachen, wurzeln in dieser Weigerung, dass wir Gott und einander gehören.“

„Christliche Übungen sind kein Wellness-Urlaub“

Die geistlichen Übungen - und zu diesen gehören die Übungen des heiligen Ignatius von Loyola - sollen dabei helfen, diese Versuchung zu bekämpfen. „Aber christliche Übungen sind etwas ganz anderes als ein Wellness-Urlaub“, betont der Papst. Der Fokus liege nicht auf uns, sondern auf Gott, „dem guten Hirten, der uns nicht wie Maschinen behandelt, sondern auf die tiefsten Bedürfnisse seiner geliebten Kinder eingeht“. Die Früchte der Übungen, so der Papst, seien die Erkenntnis unserer „Zugehörigkeit ‚zuerst‘ zu Gott und dann zur Schöpfung und zu unseren Mitmenschen, besonders zu denen, die sich flehend an uns wenden“.

Krisen unserer Zeit sind Symptome der „Krise der Unzugehörigkeit“

Deshalb wolle er an die beiden großen Krisen unserer Zeit erinnern: die Zerstörung unseres gemeinsamen Hauses und die Migration, die Massenvertreibung von Menschen. Beide seien Symptome der vom Autor beschriebenen „Krise der Unzugehörigkeit“. Deshalb wolle Franziskus die Kirche ermutigen, die Gabe ihrer Tradition der Synodalität wieder zu entdecken. Zudem freue er sich zu sehen, wie diese Themen in „First Belonging to God“ mit den Betrachtungen des heiligen Ignatius verbunden sind. Auf diese Weise ermögliche der Autor den Lesern, durch die Übungen des heiligen Ignatius erleuchtet zu sein und erleuchtet zu werden. Die ignatianischen Betrachtungen hätten ihn selbst im Laufe der Jahre geprägt, so Franziskus.

„Gott fordert uns auf, aus uns selbst herauszukommen, aufzustehen und loszugehen“

Dies sei „nicht der Zeitpunkt, um zusammenzuklappen und die Tür zu schließen“, so der Papst. Gott fordere uns auf, „aus uns selbst herauszukommen, aufzustehen und loszugehen. Er bittet uns, unsere Augen nicht von den Leiden und Tränen unserer Zeit abzuwenden, sondern in sie hineinzugehen, die Kanäle seiner Gnade zu öffnen“. Franziskus wünscht den Lesern, dass sie das „magis“ finden, dieses „ignatianische Mehr“, von dem der heilige Ignatius spricht. Es rufe uns dazu auf, die Tiefen der Liebe Gottes in der größten Hingabe unser selbst zu entdecken. Der Papst schließt das Vorwort mit einer Bitte an die Leser, für ihn zu beten, „dass es mir gelingen möge, uns dabei zu helfen, in erster Linie Gott zu gehören“.

Hintergrund

Der Jesuitenorden ist die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche, der auch Papst Franziskus angehört. An der Spitze der Jesuiten, die in 125 Ländern vertreten ist, steht ein seit 2016 der Venezolaner Arturo Sosa Abascal (75), der als Generaloberer des Ordens von der römischen Jesuiten-Kure aus die derzeit weltweit mehr als 14.000 Mitglieder leitet. Die Aufgabenfelder der Jesuiten sind traditionell Schulen, Universitäten und Priesterausbildung sowie die Medienarbeit.

(vatican news / jesuiten.org – vn)

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13. Februar 2024, 12:16