Papst Franziskus: Indigene Weisheit und Wissenschaft zusammenführen
Christine Seuss - Vatikanstadt
Unter den dringenden Herausforderungen, der sich die Menschheit heute gegenübersieht, nennt Franziskus den Klimawandel, den Verlust der Biodiversität sowie die Bedrohungen für die Nahrungssicherheit und für die Gesundheit. Um diese Fragestellungen zu behandeln, haben sich die Teilnehmer an einem zweitägigen Workshop mit dem Titel „Indigenous People’s Knowledge and the Sciences. Combining knowledge and science on vulnerabilities and solutions for resilience“ in der Casina Pio IV den Vatikanischen Gärten versammelt.
Das Wissen der Indigenen mit einem wissenschaftlichen Ansatz zusammenzubringen, ist der Ansatz des durch die beiden Päpstlichen Akademien – der Wissenschaften und der Sozialwissenschaften – organisierten Workshops, den auch Franziskus bei der Begegnung würdigt, handele es sich dabei doch um einen wertvollen Beitrag dazu, „den großen Wert der Weisheit der indigenen Völker anzuerkennen und eine ganzheitliche und nachhaltige menschliche Entwicklung zu fördern.“ Die vorbereitete Rede des Kirchenoberhauptes las auch bei dieser Gelegenheit wegen dessen andauernder Erkältung ein Mitarbeiter aus dem Staatssekretariat vor.
Im gegenseitigen Zuhören wachsen
Auch die Welternährungsorganisation FAO hatte vor drei Jahren bereits Studientage zum Thema indigener Lebensmittelsysteme organisisiert und damit einen Austausch zwischen indigenen und nicht indigenen Wissenschaftlern und Experten ins Leben gerufen, um sich über den Erhalt indigener Nahrungssysteme auszutauschen, erinnert Franziskus in seiner Ansprache. Die aktuelle Initiative reihe sich in diesen Austausch ein und stelle vor allem eine Gelegenheit dar, im „gegenseitigen Zuhören“ zu wachsen: „Den indigenen Völkern zuhören, um von ihrer Weisheit und Lebensweise zu lernen, und gleichzeitig den Wissenschaftlern zuhören, um von ihren Studien zu lernen“, so die Worte des Papstes.
In diesem Zusammenhang sende die Konferenz auch eine „Botschaft an die Regierungen und Internationalen Organisationen“ aus, „damit sie den Reichtum der Vielfalt innerhalb der großen Menschheitsfamilie erkennen und respektieren.“
Ressourcen koordiniert einsetzen
Die verschiedenen Kulturen, Traditionen, Spiritualitäten und Sprachen, die es in der Menschheit gebe, müssten geschützt werden, „denn ihr Verlust würde für uns alle eine Verarmung des Wissens, der Identität und der Erinnerung bedeuten“, so die Mahnung des Papstes: „Deshalb ist es notwendig, dass die wissenschaftlichen Forschungsprojekte und damit auch die Investitionen zunehmend auf die Förderung von Geschwisterlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden ausgerichtet werden, damit die Ressourcen koordiniert eingesetzt werden können, um auf die dringenden Herausforderungen zu reagieren, die das gemeinsame Haus und die Familie der Völker betreffen.“
Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es jedoch eine „Umkehr“ und eine „alternative Sichtweise“ zu derjenigen, die die Welt derzeit in immer schlimmere Konflikte treibe. Glücklicherweise gebe es aber auch Lichtblicke, wie beispielsweise die „Aufnahme von indigenem Wissen durch die UNO als zentralen Bestandteil der Internationalen Dekade der Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung“, betonte Franziskus. Initiativen wie diese gelte es „zu fördern und zu unterstützen“, um „Kräfte zu bündeln“:
Konflikte gewaltfrei lösen und neue Formen der Skalverei bekämpfen
„Deshalb müssen wir uns im Dialog zwischen indigenem Wissen und Wissenschaft darüber im Klaren sein und immer im Hinterkopf behalten, dass dieser Reichtum an Wissen genutzt werden muss, um zu lernen, wie man Konflikte gewaltfrei überwinden und Armut und neue Formen der Sklaverei bekämpfen kann.“ Wir alle seien durch den Schöpfergott dazu aufgerufen, „unsere Berufung zu universeller Geschwisterlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit, Dialog, gegenseitiger Begegnung, Liebe und Frieden“ zu leben und zu bezeugen und Hass, Groll, Spaltungen, Gewalt und Krieg nicht zu schüren, ohne dabei unsere Verantwortung als Hüter der Schöpfung, nicht als deren Herren, zu vergessen: „Wir sind alle zu einer ökologischen Umkehr aufgerufen (vgl. Laudato si', 216-221), die sich dafür einsetzt, unser gemeinsames Haus zu retten und eine generationenübergreifende Solidarität zu leben, um das Leben künftiger Generationen zu schützen, anstatt die Ressourcen zu verschwenden und Ungleichheit, Ausbeutung und Zerstörung zu vergrößern.“
Kirche als Verbündete von Indigenen und Wissenschaft
Er wolle sie dazu ermuntern, in ihrem Einsatz nicht nachzulassen und versicherte sie dabei abschließend auch der Unterstützung durch die Kirche: „Die Kirche ist mit Euch, eine Verbündete der indigenen Völker und ihres Wissens, und eine Verbündete der Wissenschaft, um Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft in der Welt wachsen zu lassen.“
(vatican news)
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