Papst: „Leidende menschenwürdig behandeln“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Leiden und Krankheit sind Widersacher, denen man sich stellen muss, aber es ist wichtig, dies auf eine menschenwürdige Art und Weise zu tun, auf eine menschliche Art und Weise, um es einmal so auszudrücken. Es ist sicher keine Lösung, sie auszublenden, sie zu Tabus zu machen, über die man besser nicht spricht, vielleicht weil sie das Bild der Effizienz um jeden Preis beschädigen, das nützlich ist, um zu verkaufen und Geld zu verdienen.“
Franziskus äußerte sich gegenüber der päpstlichen Bibelkommission, die sich bei ihrer jährlichen Vollversammlung mit dem Thema „Leid und Krankheit in der Heiligen Schrift“ auseinandergesetzt hat. „Wir alle schwanken unter der Last dieser Erfahrungen, und wir müssen uns selbst helfen, sie durchzustehen, indem wir sie in Beziehung zueinander leben, ohne dass wir uns gegen uns selbst wenden und ohne dass die legitime Rebellion in Isolation, Verlassenheit oder Verzweiflung umschlägt.“
Der „Filter des Leidens“
Viele Kranke und Leidende hätten die Erfahrung gemacht, dass sie „im Licht des Glaubens“ durch ihre Einschränkungen gereift seien, so der Papst. Durch den „Filter des Leidens“ erkenne man leichter, „was wirklich wichtig ist“. Franziskus fuhr fort, indem er betonte, welch große Rolle Mitgefühl im Neuen Testament, namentlich bei den Wundern Jesu, spiele.
„All dies offenbart einen wichtigen Aspekt: Jesus erklärt das Leiden nicht, sondern beugt sich dem Leiden. Er begegnet dem Schmerz nicht mit allgemeiner Ermutigung und sterilem Trost, sondern er nimmt seine Dramatik an und lässt sich von ihr berühren. In diesem Sinne ist die Heilige Schrift erhellend: Sie hinterlässt uns kein Handbuch der guten Worte oder ein Rezeptbuch der Gefühle, sondern zeigt uns Gesichter und konkrete Begegnungen.“
Wer sich die Heilige Schrift zu eigen mache, „reinigt seine religiösen Vorstellungen von falschen Prämissen und lernt, dem von Jesus aufgezeigten Weg zu folgen: das menschliche Leiden mit der eigenen Hand zu berühren“, so der Papst. „Nicht theoretisch, sondern mit der Hand berühren.“
Eine genaue Lektüre der Heiligen Schrift führe außerdem vor Augen, wie wichtig Inklusion sei. Jesus sei es immer um ganzheitliche Heilung gegangen: „an Körper, Seele und Geist“. „Deshalb sind wir als Kirche aufgerufen, durch die Erfahrung von Leid und Krankheit mit allen zusammenzugehen, in christlicher und menschlicher Solidarität, und im Namen der gemeinsamen Zerbrechlichkeit Möglichkeiten des Dialogs und der Hoffnung zu eröffnen.“
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.