Papst über „Gespräch im Geist“: Mehr als eine Methode
„Gespräch im Geist – Die Kunst der Unterscheidung und die Praxis der Synodalität“ lautet der Titel des Buches, zu dem der Papst ein Vorwort beisteuerte, es erscheint am kommenden Dienstag auf Italienisch beim Vatikanverlag LEV. Die beiden Jesuiten Juan Antonio Guerrero Alves und Óscar Martín López stellen darin die Methode des „Gespräches im Geist“ vor, die im synodalen Prozess eine wichtige Rolle spielt. Das Buch, das selbst Frucht eines geistlichen Gespräches der Autoren ist, erschien im vergangenen Jahr im spanischen Original, am Dienstag erscheint nun die italienische, vom Papst kommentierte Version.
Jeder ist gefragt
Der synodale Weg der Kirche sei „eine persönliche, gemeinschaftliche und spirituelle Erfahrung“, erinnert Franziskus in dem Vorwort, er erfordere „die individuelle Arbeit jedes Einzelnen in seiner eigenen Tiefe“. Dass Synodalität nicht allein Methode, sondern vor allem Haltung sei, machten die beiden Autoren in ihrem Buch gut deutlich. Der Band „Gespräch im Geist – Die Kunst der Unterscheidung und die Praxis der Synodalität“ kann laut Papst eine „ausgezeichnete Hilfe“ sein, um das „Gespräch im Geist“ zu üben, so Franziskus. Er erinnert zugleich daran, dass diese Methode allein „ein Mittel zum Zweck“ ist und an die jeweils verschiedenen Situationen angepasst werden sollte.
Die Stärke des „Gespräches im Geist“ liege in seiner Offenheit für „verschiedene Gesichtspunkte“, geht Franziskus auf Merkmale des Prinzips ein. Die Autoren beschreiben den synodalen Dialog als „Ausgießen in ein gemeinsames Flussbett“ (Italienisch „riversare in un alveo comune“), greift er ein von den beiden Jesuiten benutztes Bild auf. Dies gelte es in allen Gemeinschaften weiter zu entwickeln, appelliert der Papst. „Ein größeres Maß an Konversation im städtischen und kirchlichen Leben würde uns sehr guttun. Im Gespräch im Geist finden wir einen partizipatorischen, auf Gemeinschaft und Erneuerung der Mission ausgerichteten Weg, der die Beteiligung aller fördert und die große Vielfalt, die wir alle sind, in Gemeinschaft und Einheit willkommen heißt“, zeigt er sich überzeugt.
Offenheit, Verletzlichkeit
Der synodale Weg der Kirche sei „ein Weg des tiefen Zuhörens“, erinnert der Papst weiter, Zuhören sei eine Hauptzutat des „Gespräches im Geist“ und im synodalen Prozess. „Grundlegend und sehr notwendig“ sei dabei die „Haltung des offenen und verletzlichen Zuhörens“ (Italienisch „ascolto aperto e vulnerabile“), wie sie die Autoren vorschlagen. Allein diese Haltung erlaube Beweglichkeit im Geist und verhelfe letztlich zu konkreten Entscheidungen, sie bereichere und vertiefe die Gemeinschaft und Mission, betont Franziskus. Wenn jeder aber auf der eigenen Position beharre, gebe es „kein wirkliches Gespräch“ und „kein wirkliches Hören auf den Geist“.
Als „besonders wichtig“ markiert der Papst an dem Buch das Kapitel zu den inneren Haltungen. Im Synodalen Prozess der Kirche gehe es nicht um das Einberufen eines Parlamentes oder um Meinungsumfragen, erinnert er einmal mehr. Es gehe ums gemeinsame Unterwegs-Sein und Hören auf den Heiligen Geist: „Er ist der eigentliche Protagonist der Synode.“ Die für den synodalen Prozess erforderliche innerliche Haltung gelingt laut Papst dann, „wenn wir versuchen, uns zu entleeren, um uns mit dem Geist zu füllen, wenn wir uns von materiellen, ideologischen und affektiven Verankerungen lösen, um uns besser vom Geist leiten zu lassen“. Dazu gehörten Demut, Gastfreundschaft und die Annahme des Anderen sowie ein Ausbrechen aus der Selbstisolation.
Der Originaltitel des Buches, das im vergangenen Jahr auf Spanisch erschien, lautet „Conversación espiritual, discernimiento y sinodalidad“ (Verlag: Editorial Sal Terrae, Grupo de Comunicación Loyola). Das Vorwort des Papstes für die italienische Ausgabe „La Conversazione nello Spirito - L’arte del discernimento e la pratica della sinodalità“, die am 30. April erscheint, ist auf den 21. Juli 2023 datiert. Der Mitautor Juan Antonio Guerrero Alves war vormals Präfekt des Vatikan-Sekretariats für Wirtschaft, ist aber im November 2022 aus gesundheitlichen Gründen von dem Amt zurückgetreten.
(vatican news – pr)
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