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Papst in Verona: Ansprache im Gefängnis, im vollen Wortlaut

Hier finden Sie den Text der Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Samstag in einem Gefängnis in Verona gehalten wird, im vollen Wortlaut. Dies ist eine Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer offiziellen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls veröffentlicht.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Ich danke der Direktorin für ihren Willkommensgruß, ihren Humor und ihr Lächeln (...) und euch allen für die Herzlichkeit, die Freude und die Zuneigung, die ihr mir entgegenbringt. Mein Gruß geht auch an alle, die in dieser Einrichtung arbeiten: Pfleger, Erzieher, Gesundheitspersonal, Verwaltungspersonal und freiwillige Helfer. Ich grüße auch alle, die aus den Fenstern heraus zuschauen. (...) Es war mein Wunsch, euch alle kennenlernen, alle zusammen.

Ein Gefängnis zu betreten, ist für mich immer ein wichtiger Moment, denn das Gefängnis ist ein Ort großer Menschlichkeit. Ja, ein Ort großer Menschlichkeit. Ein Ort einer geprüften Menschheit, die manchmal schwer zu tragen hat an Schwierigkeiten, Schuldgefühlen, Urteilen, Missverständnissen und Leiden, aber zugleich auch voller Kraft und dem Wunsch nach Vergebung ist, dem Wunsch nach Erlösung. (...) In dieser Menschheit, hier, in euch allen, in uns allen, ist heute das Antlitz Christi gegenwärtig, das Antlitz des Gottes der Barmherzigkeit und der Vergebung. Vergeßt nicht: Gott vergibt alles, und er vergibt immer! (...)

„Ort einer geprüften Menschheit, die manchmal schwer zu tragen hat an Schwierigkeiten, Schuldgefühlen, Urteilen, Missverständnissen und Leiden“

Wir kennen die Situation in den Gefängnissen, die oft überfüllt sind (auch in meiner Heimat), was Spannungen und Mühsal mit sich bringt. Deshalb möchte ich euch sagen, dass ich euch nahe bin, und ich erneuere meinen Appell – besonders an jene, die in diesem Bereich tätig werden können –, sich auch weiter für die Verbesserung des Lebens in den Gefängnissen einzusetzen. (...) Es gibt kein menschliches Leben ohne Horizonte - bitte, verliert die Horizonte nicht (...).

Als ich die Nachrichten über euer Institut verfolgt habe, musste ich mit Bedauern erfahren, dass hier leider in letzter Zeit einige Menschen in einer extremen Geste beschlossen haben, ihr Leben zu beenden. Das ist eine traurige Tat, die nur zu unerträglicher Verzweiflung und Schmerz führen kann. Deshalb möchte ich die Familien und euch alle im Gebet begleiten und euch auffordern, nicht in Verzweiflung zu verfallen. (...) Das Leben ist immer lebenswert, immer, und es gibt immer Hoffnung für die Zukunft, auch wenn alles vorbei zu sein scheint. Unser Dasein, das eines jeden von uns, ist wichtig (...); es ist ein einzigartiges Geschenk für uns und für die anderen, für alle und vor allem für Gott, der uns nie im Stich lässt und sich darauf versteht, uns zuzuhören, sich mit uns zu freuen und mit uns zu weinen und immer zu verzeihen. Mit ihm, dem Herrn, an unserer Seite können wir die Verzweiflung überwinden (...) und jeden Moment als günstigen Zeitpunkt für einen Neubeginn erleben. Neubeginn. (...) Ich sage euch eines: Man darf jemanden nur dann von oben nach unten mustern, wenn man ihm hilft, wieder aufzustehen.

„Sprechen wir mit Gott über unseren Schmerz und helfen wir einander, diesen Schmerz zu ertragen“

Deshalb sollten wir uns in den dunkelsten Momenten auch nicht in uns selbst verschließen: Sprechen wir mit Gott über unseren Schmerz und helfen wir einander, diesen Schmerz zu ertragen, mit unseren Schicksalsgefährten und guten Menschen an unserer Seite. Es ist keine Schwäche, um Hilfe zu bitten, nein: Tun wir es mit Demut und Vertrauen. Es ist menschlich. Wir alle brauchen einander, und wir alle haben ein Recht auf Hoffnung, unabhängig von unserer Geschichte, unseren Fehlern, oder unserem Scheitern. Sie ist ein Recht, die Hoffnung! Sie enttäuscht nie.

In wenigen Monaten beginnt das Heilige Jahr: ein Jahr der Umkehr, der Erneuerung und der Befreiung für die ganze Kirche; ein Jahr der Barmherzigkeit, in dem wir den Ballast der Vergangenheit abwerfen und unseren Elan für die Zukunft erneuern; in dem wir die Möglichkeit des Wandels feiern, und - wo nötig - wieder wir selbst werden und unser Bestes geben können. Möge dies auch ein Zeichen sein, das uns hilft, wieder aufzustehen und unser Leben jeden Tag mit Zuversicht wieder in die Hand zu nehmen.

Liebe Freundinnen, liebe Freunde, ich danke euch für dieses Treffen. Ich sage euch ehrlich: Es tut mir gut. (...) Lasst uns weiter gemeinsam gehen, denn die Liebe verbindet uns, überwindet jede Distanz. Ich schließe euch in meine Gebete ein und bitte euch, auch für mich zu beten. (...) Danke.

(vatican news - übersetzung: silvia kritzenberger)

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18. Mai 2024, 13:02