Papst Franziskus: Predigten sollten kurz sein

„Eine Predigt sollte nicht länger als acht Minuten dauern – sonst schlafen die Zuhörenden ein, zu Recht.“ Das sagte Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz im Vatikan.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Das will ich den Priestern sagen, die so viel reden, und oft versteht man gar nicht, wovon sie sprechen. Bitte, eine kurze Predigt: ein Gedanke, ein Gefühl und etwas für das konkrete Handeln. Und nicht mehr als acht Minuten, bitte! Denn die Predigt sollte dazu beitragen, das Wort Gottes aus dem Buch ins Leben zu übertragen.“

Die Ansprache des Papstes auf dem Petersplatz dauerte übrigens 11,30 Minuten.

Von inspiriert zu inspirierend

Eigentlich ging es in der Rede aber nicht ums Predigen, sondern um den Heiligen Geist – genauer: um die vom Geist gewirkte, göttliche Inspiration der Heiligen Schrift. Franziskus wies darauf hin, dass dieser Punkt auch im Credo angesprochen wird; beim Bekenntnis zum Heiligen Geist heiße es nämlich „der gesprochen hat durch die Propheten“.

„Der Heilige Geist, der die Schrift inspiriert hat, ist auch derjenige, der sie erklärt und sie ewig lebendig und wirksam macht. Von inspiriert macht er sie inspirierend… Es kann passieren, dass eine bestimmte Schriftstelle, die wir häufig gelesen haben, ohne dass uns das besonders berührt hätte, eines Tages, wenn wir sie in einer Atmosphäre des Glaubens und des Gebets wiederlesen, plötzlich aufleuchtet: Sie spricht zu uns, sie erhellt ein Problem, das wir gerade erleben, sie macht den Willen Gottes für uns in einer bestimmten Situation deutlich. Worauf ist diese Veränderung zurückzuführen, wenn nicht auf eine Erleuchtung durch den Heiligen Geist?“

„Führen Sie immer ein kleines Taschenevangelium mit sich“

Der Papst warb für die geistliche Lesung der Heiligen Schrift; Jesu Tod und Auferstehung bezeichnete er als „den wahren Schlüssel zum Lesen der gesamten Bibel“.

„Eine Möglichkeit, das Wort Gottes geistlich zu lesen, ist die Praxis der lectio divina. Sie besteht darin, eine bestimmte Zeit des Tages der persönlichen, meditativen Lektüre eines Abschnitts der Heiligen Schrift zu widmen. Und das ist sehr wichtig: jeden Tag sich die Zeit nehmen, um ein bisschen zu hören und zu meditieren über einen Passus aus der Heiligen Schrift. Darum empfehle ich Ihnen: Führen Sie immer ein kleines Taschenevangelium mit sich. Damit man unterwegs oder auf Reisen das herausziehen und etwas daraus lesen kann. Das ist sehr wichtig für das Leben.“

Unter den vielen Worten Gottes, die man in der Messe oder im Stundengebet höre, gebe es immer eines, „das besonders für uns bestimmt ist“, so Franziskus. „Wenn wir es uns zu Herzen nehmen, kann es unseren Tag erhellen und unser Gebet anregen. Es kommt darauf an, es nicht ins Leere laufen zu lassen!“

(vatican news)
 

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12. Juni 2024, 11:32