Papst Franziskus: „Nie wieder Krieg!“
Anne Preckel – Vatikanstadt
Die Landung der Alliierten in der Normandie vor 80 Jahren erinnere an die Schrecken des Weltkrieges, „in dem so viele Männer, Frauen und Kinder gelitten haben, so viele Familien zerrissen wurden und so viel Zerstörung angerichtet wurde“, so der Papst in dem auf Französisch verfassten Schreiben, das der Vatikan am Donnerstagnachmittag veröffentlichte. „Nie wieder Krieg!“, erneuert Franziskus darin den Appell des heiligen Paul VI. von 1965 und stellt einen Bezug zur aktuellen Weltlage her.
Ein Weckruf: Erinnern und Begreifen
„Wenn die Erinnerung an die Fehler der Vergangenheit jahrzehntelang die feste Entschlossenheit gestützt hat, alles zu tun, um den Ausbruch eines neuen offenen Weltkonflikts zu verhindern, stelle ich mit Bedauern fest, dass dies heute nicht mehr der Fall ist und dass die Menschen ein kurzes Gedächtnis haben", so Franziskus' Urteil. „Möge dieses Gedenken uns helfen, es wiederzuerlangen!“, appelliert der Papst.
Langsames Gewöhnen an das Grauen
Franziskus sieht in der Welt eine gefährliche Gewöhnung an den Krieg im Gange. Es sei „besorgniserregend, dass die Hypothese eines allgemeinen Konflikts manchmal wieder ernsthaft in Erwägung gezogen wird, dass sich die Völker langsam an diese unannehmbare Möglichkeit gewöhnen“. Die Völker wollten hingegen Frieden, hält er dem entgegen: „Sie wollen Bedingungen der Stabilität, der Sicherheit und des Wohlstands, in denen jeder friedlich seine Aufgabe und sein Schicksal erfüllen kann. Diese edle Ordnung der Dinge aus ideologischen, nationalistischen und wirtschaftlichen Ambitionen zu zerstören, ist ein schwerer Fehler vor den Menschen und vor der Geschichte, eine Sünde vor Gott.“
Gebet für Bekehrung zum Frieden
Der Papst ruft in seinem Schreiben zum Gebet für die Kriegstreiber, die Friedensstifter und die Kriegsopfer auf.
„Möge Gott ihre Herzen erleuchten, möge er ihnen die Reihe der Unglücke vor Augen führen, die sie provozieren!“, fleht er mit Blick auf all jene, die Kriege beginnen, sie anheizen oder von ihnen profitieren. „Frieden zu wollen ist keine Feigheit, im Gegenteil, es erfordert viel Mut, den Mut, etwas aufgeben zu können“, würdigt er alle Friedensstifter in der Welt. „Mögen sie sich der unerbittlichen und hartnäckigen Logik der Konfrontation widersetzen und friedliche Wege der Begegnung und des Dialogs eröffnen.“ Mit Blick auf die Opfer aller Kriege betet er: „Möge Gott all jene zu sich nehmen, die in diesen schrecklichen Konflikten gestorben sind, und möge er all jenen zu Hilfe kommen, die heute leiden.“
Landung der Alliierten am 6. Juni 1944
Mit Landung der Alliierten in der Normandie hatte am 6. Juni 1944 die Befreiung Frankreichs und Europas begonnen. Der Ansturm auf die „Festung Europa“, wie die Nationalsozialisten ihr Einflussgebiet nannten, sollte zum militärischen Zusammenbruch Deutschlands führen.
Anlässlich des Jahrestages richtete der Papst seinen Brief an den französischen Bischof von Bayeux und Lisieux, Jacques Habert, Gastgeber einer Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Landung der alliierten Streitkräfte in der Normandie. Mit Blick auf die enorme kollektive militärische Anstrengung, die eine „Rückkehr der Freiheit“ bewirken sollte, erinnert der Papst in seinem Schreiben speziell an den hohen menschlichen Blutzoll an dieser Westfront und die unsäglichen Zerstörungen in Frankreich.
(vatican news – pr)
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