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Papst an Astronomen: Kein Konflikt zwischen Wissenschaft und Glauben

Die Aufmerksamkeit und Förderung der Kirche für die wissenschaftliche Forschung hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag vor Wissenschaftlern einmal mehr bekräftigt. Er empfing rund 40 Teilnehmer einer Konferenz zu Schwarzen Löchern und Gravitationswellen. Die Konferenz findet vom 16. bis zum 21. Juni zu Ehren des belgischen Priesters und Astronomen George Lemaître in der Vatikanischen Sternwarte in Castel Gandolfo statt.

Christine Seuss - Vatikanstadt

„Jetzt beginnen die Frauen hier drinnen das Sagen zu haben“: Mit diesen scherzenden Worten wandte sich Franziskus zu Beginn seiner Ansprache an seine Besucher. Anlass für den Scherz gab die Anwesenheit von Sr. Raffaella Petrini, der „Vizegovernateurin“ des vatikanischen Governatorats, die die Konferenz-Teilnehmer gemeinsam mit dessen Leiter Kardinal Vergez Alzaga begleitete.

„Glaube und Wissenschaft können in der Nächstenliebe vereint werden, wenn die Wissenschaft in den Dienst der Männer und Frauen unserer Zeit gestellt wird und nicht zu ihrem Schaden oder gar ihrer Zerstörung verzerrt wird“

In seiner Ansprache fand der Papst dann wieder ernste Worte und spornte die Forscher an, an die Ränder der Wissenschaft zu gehen, nicht nur, um neue Entdeckungen zu machen, sondern auch, um die „Liebe Gottes“ zu erfahren, „die den Durst unseres Herzens stillt und löscht“:

„Glaube und Wissenschaft können in der Nächstenliebe vereint werden, wenn die Wissenschaft in den Dienst der Männer und Frauen unserer Zeit gestellt wird und nicht zu ihrem Schaden oder gar ihrer Zerstörung verzerrt wird“, so der Papst zu seinen Gästen, die zu einer großen Konferenz in Castel Gandolfo zusammengekommen sind. Unter den angereisten 40 Teilnehmern – zehn von ihnen Nobelpreisträger – waren Physiker, Mathematiker und Kosmologen, während rund 150 Wissenschaftler aus zahlreichen Ländern online zugeschaltet werden sollten.

Franziskus mit den Teilnehmern an der Konferenz
Franziskus mit den Teilnehmern an der Konferenz

Dabei war die Figur des belgischen Priesters und Wissenschaftlers George Lemaître, der als Begründer der Urknall-Theorie gilt, allgegenwärtig. Lemaître lehrte Physik an der Universität von Löwen; von 1960 bis 1966 war er auch Präsident der Päpstlichen Akademie für die Wissenschaften, vor sieben Jahren hatte der Vatikan schon einmal eine Konferenz zu seinem Wirken ausgerichtet.

Große Fragen der Menschheit

Die Kirche habe großes Interesse daran, die Forschungen der Wissenschaftler zu den neuesten Fragen in der Kosmologie zu fördern und zu begleiten, darunter „unterschiedlichen Ergebnisse bei der Messung der Hubble-Konstante, die rätselhafte Natur der kosmologischen Singularitäten (vom Urknall bis zu den schwarzen Löchern) und das hochaktuelle Thema der Gravitationswellen“, so Franziskus, der in diesem Zusammenhang auch positiv hervorhob, dass erst jüngst die Internationale Astronomische Union beschlossen habe, „dass das bekannte Hubble-Gesetz richtiger als Hubble-Lemaître-Gesetz bezeichnet werden sollte“.

„Die Kirche nimmt solche Forschungen aufmerksam zur Kenntnis und fördert sie, weil sie die Sensibilität und Intelligenz der Menschen unserer Zeit herausfordern. Der Beginn des Universums, seine endgültige Entwicklung, die tiefgreifende Struktur von Raum und Zeit konfrontieren den Menschen mit einer verzweifelten Suche nach dem Sinn in einem riesigen Szenario, in dem er sich zu verlieren droht.“

In diesem Zusammenhang sei der „menschliche und spirituelle Weg“ Lemaîtres „ein Lebensmodell, von dem wir alle lernen können“, formulierte Franziskus. „Zunächst ist er - wie man sagt - ,Konkordist‘, das heißt er glaubt, dass wissenschaftliche Wahrheiten in der Heiligen Schrift verborgen sind. Seine menschlichen Erfahrungen und die anschließenden spirituellen Ausarbeitungen führen ihn dann zu der Einsicht, dass Wissenschaft und Glaube zwei unterschiedliche und parallele Wege beschreiten, zwischen denen es keinen Konflikt gibt.“

„Gleiche Matrix in der absoluten Wahrheit Gottes“

Im Gegenteil könnten diese Wege sogar miteinander harmonieren, unterstreicht Franziskus, hätten doch sowohl die Wissenschaft als auch der Glaube für einen Gläubigen „die gleiche Matrix in der absoluten Wahrheit Gottes“. Sein Glaubensweg habe Lemaître letztlich zu der Erkenntnis geführt, „dass die Schöpfung und der Urknall zwei verschiedene Wirklichkeiten sind und dass der Gott, an den er glaubt, kein Objekt ist, das sich mit der menschlichen Vernunft leicht kategorisieren lässt, sondern der ,verborgene Gott‘, der immer in einer Dimension des Geheimnisses bleibt, die nicht völlig verständlich ist.“

In diesem Zusammenhang ermunterte Franziskus die Forscher, sich weiterhin „in einem loyalen und demütigen Geist“ über die Themen auszutauschen, die sie gerade diskutierten. Dabei könne auch das „Fehlen von Konditionierungen“ und die freie Diskussionsatmosphäre helfen, „Fortschritte auf dem Weg zur Wahrheit zu machen, die sicherlich eine Emanation der Liebe Gottes ist“, so Franziskus zu den Forschern.

(vatican news)

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20. Juni 2024, 13:15