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Der Papst mit den Comedians heute im Vatikan Der Papst mit den Comedians heute im Vatikan  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst an Comedians: Humor beleidigt nicht

Vor rund 100 Comedians aus aller Welt hat Papst Franziskus daran erinnert, dass das Lachen Menschen ungeachtet ihrer sozialen und kulturellen Unterschiede zusammenbringt. Wahrer Humor verletze und erniedrige nicht, bringe man mit intelligentem Humor doch auch Gott zum Lachen, ebenso wie man auch über ihn lachen könne – „so wie wir mit den Menschen, die wir lieben, spielen und scherzen.“ Das ihm liebe Gebet des heiligen Thomas Morus für Humor legte der Papst den Künstlern besonders ans Herz.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Eine derartige Ansammlung von Stars ist auch im Vatikan selten: So versammelten sich an diesem Freitagmorgen, kurz vor dem Abflug des Papstes zum G7-Gipfel in Apulien, rund einhundert Künstler, die aus Film, Fernsehen, Theater und anderen Medien in den verschiedensten Ländern bekannt sind. Besonders stark vertreten war die italienische Crème de la Crème des „Humoristikgewerbes“, doch auch amerikanische Künstler wie Chris Rock, Stephen Colbert, Connan O'Brian und Whoopie Goldberg und ließen es sich nicht nehmen, dem Papst ihre Aufwartung zu machen. Aus Deutschland und der Schweiz waren Meltem Kaptan, Annette Frier, Michael Mittermeier, Till Reiner, Torsten Sträter und Hazel Brugger zugegen. Nicht dabei war der Italiener Roberto Benigni, er hatte den Papst erst vor einem Monat beim Weltkindertag im Vatikan gesehen

„Inmitten so vieler düsterer Nachrichten, inmitten so vieler sozialer und sogar persönlicher Notlagen, haben Sie die Kraft, Heiterkeit und ein Lächeln zu verbreiten“

Seine Ansprache begann Franziskus, dem Ambiente geschuldet, gleich mit einem kleinen Scherz – ihm sei gesagt worden, dass Lächeln gutes Blut mache, so dass er eigentlich auf seine Ansprache zugunsten eines ewigen Lächelns hätte verzichten wollen - dann hätten alle etwas zum Lachen gehabt … Die Einlassung wurde mit dankbarem Gelächter quittiert, bevor Franziskus seine Ansprache, die durchaus ernste Untertöne hatte, fortführte.

Seine Gäste würdigte er denn auch für die ihnen geschenkte Gabe, den Menschen auch in schwierigen Zeiten und gesellschaftsübergreifend Fröhlickeit zu schenken: „Inmitten so vieler düsterer Nachrichten, inmitten so vieler sozialer und sogar persönlicher Notlagen, haben Sie die Kraft, Heiterkeit und ein Lächeln zu verbreiten. Sie gehören zu den wenigen, die die Fähigkeit besitzen, mit sehr unterschiedlichen Menschen verschiedener Generationen und kultureller Hintergründe zu sprechen.“

Papst Franziskus und Whoopi Goldberg
Papst Franziskus und Whoopi Goldberg

Gegenmittel zu Egoismus und Individualismus

Denn Lachen sei ansteckend, bringe die Menschen zusammen und sei das beste Medikament gegen Egoismus und Individualismus, so Franziskus weiter: „Lachen hilft auch, soziale Barrieren abzubauen und Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen. Es erlaubt uns, Gefühle und Gedanken auszudrücken, und trägt dazu bei, eine gemeinsame Kultur aufzubauen und Räume der Freiheit zu schaffen.“

Spiel und Lachen, auch daran erinnerten dem Papst zufolge die Humorkünstler mit ihrer Arbeit, seien für das menschliche Leben von „zentraler Bedeutung“, um sich auszudrücken und Situationen einen Sinn zu geben. Gleichzeitig helfe der Humor, bedrückende Situationen besser zu bewältigen, so Franziskus, der in diesem Zusammenhang den Künstlern das Gebet um Humor des heiligen Thomas Morus ans Herz legte, das er eigener Aussage zufolge jeden Tag bete.

Vor allem die Italiener waren stark vertreten - hier der "Großvater der Nation" Lino Banfi
Vor allem die Italiener waren stark vertreten - hier der "Großvater der Nation" Lino Banfi

„Sie prangern die Auswüchse der Macht an; Sie geben vergessenen Situationen eine Stimme; Sie zeigen Missstände auf; Sie weisen auf unangemessenes Verhalten hin... Aber ohne Alarm oder Panik, Angst oder Furcht zu verbreiten, wie es die meisten Kommunikationen tun“

Doch auch ein anderes Wunder gelinge ihnen, würdigte Franziskus die Arbeit seiner Gäste weiter: „Sie schaffen es, die Menschen zum Lächeln zu bringen, auch wenn Sie sich mit Problemen, kleinen und großen Tatsachen der Geschichte befassen. Sie prangern die Auswüchse der Macht an; Sie geben vergessenen Situationen eine Stimme; Sie zeigen Missstände auf; Sie weisen auf unangemessenes Verhalten hin... Aber ohne Alarm oder Panik, Angst oder Furcht zu verbreiten, wie es die meisten Kommunikationen tun; Sie wecken den kritischen Sinn, indem Sie die Menschen zum Lachen und Lächeln bringen.“

„Humor beleidigt nicht, er erniedrigt nicht, er nagelt die Menschen nicht auf ihre Fehler fest“

Aber nicht nur das, auch Gott freue sich daran, wenn ein Mensch auf intelligente Weise zum Lächeln gebracht werde, zeigte sich Franziskus überzeugt. Die Sprache des Humors sei „auf jeden Fall“ geeignet, die menschliche Natur zu verstehen und zu „fühlen“. Doch eines sei dabei wichtig: „Humor beleidigt nicht, er erniedrigt nicht, er nagelt die Menschen nicht auf ihre Fehler fest. Während die Kommunikation heute oft zu Gegensätzen führt, verstehen Sie es, unterschiedliche und manchmal sogar gegensätzliche Realitäten zusammenzubringen. Wie viel haben wir von Ihnen zu lernen!“

Es geht auch ernst: Die Künstler hören dem Papst zu
Es geht auch ernst: Die Künstler hören dem Papst zu

Lachen sei nie „gegen“ jemanden gerichtet, sondern immer inklusiv und auf Offenheit bedacht. Doch ob man auch über Gott lachen könne, so die abschließende Überlegung des Papstes: „Natürlich, das ist kein Fluchen, man kann lachen, so wie wir mit den Menschen, die wir lieben, spielen und scherzen. Die jüdische Weisheit und literarische Tradition ist darin ein Meister!“ Dies sei möglich, ohne die „religiösen Gefühle der Gläubigen, insbesondere der Armen“, zu verletzen, unterstrich Franziskus, der seine Gäste mit der Bitte entließ, den Menschen „weiterhin Mut“ zu machen und die Widersprüchlichkeiten und Probleme des Lebens mit einem Lächeln sehen zu lassen.

Auch mit Gott scherzen

Zum Abschluss der Audienz und noch bevor die einzelnen Künstler den Papst begrüßten, las die italienische Stand-up-Komödiantin Luciana Littizzetto spontan das Gebet des Thomas Morus vor, das Papst Franziskus den Comedians besonders ans Herz gelegt hatte (zu finden in der Fußnote 101 des Apostolischen Schreibens Gaudete et exsultate). Die Vatikan-Verantwortlichen würden ihnen jeweils eine Kopie zukommen lassen, hatte Franziskus seinen Gästen versprochen.

Die Audienz für Comedians war die erste ihrer Art für einen Papst. Frühere Päpste und einmal auch Franziskus selbst hatten gelegentlich Kunstschaffende empfangen, Comedians aber noch nie. Im Vatikan hatte - in Zusammenarbeit mit dem Kommunikationsdikasterium - das Dikasterium für Kultur und Bildung die Begegnung ausgerichtet, mit dabei beim Papst war deshalb auch der neue Untersekretär der Behörde, der deutsche Kirchenrechtler Matthias Ambros. Federführend wirkte der zweite Untersekretär des Dikasteriums, der für den Bereich Kultur zuständige italienische Jesuit und Papstvertraute Antonio Spadaro, der lange Zeit die Jesuitenzeitschrift „La Civiltà Cattolica" geleitet hatte.

(vatican news)

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14. Juni 2024, 10:18