Papst: Eucharistische Lebenshaltung im Alltag entwickeln
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Als Zelebrant am Altar ließ sich der Papst bei dieser Heiligen Messe von seinem Landsmann Kardinal Víctor Fernández vertreten, dem Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre. Die Predigt hielt Franziskus selber und kürzte sie dabei erheblich ein.
Eucharistie lehrt katholische Gläubige, „Gott für seine Gaben zu preisen und sie dankbar anzunehmen, und das nicht nur im Gottesdienst, sondern auch im Leben“, erklärte er eingangs. „Zum Beispiel, indem wir die Dinge und Talente, die der Herr uns gegeben hat, nicht verschwenden. Aber auch, indem wir denen, die aus Schwäche oder Irrtum Fehler machen und fallen, vergeben und sie aufrichten. Denn alles ist Geschenk und nichts darf verloren gehen”, so Franziskus. Es gebe nur eine einzige Situation, in der jemand einen anderen von oben herab anschauen dürfe: indem er dieser Person beim Aufstehen helfe.
Auch ehrliches und gutes Verhalten am Arbeitsplatz ordnete der Papst in eine eucharistische Form der Danksagung ein. Mit Liebe, Präzision und Sorgfalt verrichtet, sei Arbeit „ein Geschenk und eine Sendung". Das alles seien Beispiele für „eucharistische Haltungen“, die ins Leben übersetzen, „was wir tun und darbringen”, erklärte Franziskus.
Zweitens: Eucharistie ist Erinnerung
Zweiter Punkt: Eucharistie als Erinnerung. Für das alte Volk Israel habe der gesprochene Lobpreis über das Brot bedeutet, sich an seine Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten zu erinnern. Franziskus setzte hier zu einer Betrachtung über Freiheit und Sklaverei heute an. „Es gibt Leute, die sagen, dass derjenige frei ist, der nur an sich selbst denkt, der das Leben genießt und der mit Gleichgültigkeit und vielleicht Überheblichkeit tut, was er will, ohne Rücksicht auf andere. Aber das ist keine Freiheit: das ist versteckte Sklaverei, eine Sklaverei, die uns noch tiefer versklavt“, erklärte der Papst.
„Freiheit findet man nicht in den Tresoren derer, die möglichst viel für sich selbst anhäufen, und auch nicht auf den Sofas derer, die sich bequem zurücklehnen und dem Individualismus frönen. Freiheit findet man im Abendmahlssaal, dort, wo man sich ohne ein anderes Motiv als das der Liebe vor seinen Brüdern und Schwestern niederbeugt, um ihnen einen Dienst, das eigene Leben anzubieten. Wir tun dies als ,Gerettete´.“
Drittens: Eucharistie ist Gegenwart Gottes
Dritter Punkt: Im eucharistischen Brot ist „Christus wirklich gegenwärtig“, erinnerte der Papst. Diese Gegenwart Gottes lädt Gläubige dazu ein, anderen beizustehen, und zwar allen, die Hilfe brauchen: Einsamen, Flüchtlingen, Bedürftigen aller Art. Die Welt brauche „dieses Brot, seinen Duft und seinen Wohlgeruch, der nach Dankbarkeit, Freiheit und Nähe riecht ... um weiter zu hoffen und unermüdlich das wieder aufzubauen, was der Hass zerstört."
Fronleichnamsprozession: Keine Glaubensdemo, sondern Einladung
Franziskus ging auch auf die Bedeutung der Fronleichnamsprozession ein: Vom Altar aus wird die konsekrierte Hostie durch die Straßen der Stadt getragen. „Wir tun dies nicht, um uns zu präsentieren und auch nicht, um unseren Glauben zur Schau zu stellen, sondern um alle einzuladen, im Brot der Eucharistie an dem neuen Leben teilzunehmen, das Jesus uns geschenkt hat“, erläuterte Franziskus. In diesem Geist bat er die Gläubigen, an der Prozession nach S. Maria Maggiore teilzunehmen.
Das 87 Jahre alte Kirchenoberhaupt fuhr voran und erwartete die Prozession auf dem Vorplatz der Marienbasilika. Dort war auch die von Franziskus sehr geschätzte Marienikone Salus Populi Romani zur Verehrung ausgestellt, die sonst in einer Kapelle des Basilika verwahrt wird.
Durch die schnurgerade Via Merulana trug der Vizeregent der Diözese Rom, Weihbischof Baldassare Reina, unter dem „Himmel" genannten Baldachin den Leib Christi. Zur Abendstunde hatten sich an beiden Seiten der Straße viele Gläubige zum Mitbeten und Mitsingen eingefunden. Am Ende spendete Franziskus nach einem langen Moment des stillen Gebets den Gläubigen den eucharistischen Segen mit dem Allerheiligsten in der Monstranz.
Franziskus kehrt zu alter Fronleichnams-Tradition zurück
In Italien wird Fronleichnam aufgrund einer staatlichen Verfügung von 1977 nicht am kirchlichen Festtag, einem Donnerstag, sondern am Sonntag danach gefeiert. Franziskus ist der erste Bischof von Rom, der sich dem italienischen Datum anpasst. 2017 zelebrierte er zum ersten Mal die Fronleichnamsmesse mit Prozession am Sonntag statt am Donnerstag, aber noch am gewohnten Ort im Lateran und S. Maria Maggiore.
2018 verließ der Papst erstmals zu Fronleichnam das Stadtzentrum und feierte die Messe in Ostia, im darauffolgenden Jahr im Vorort Casal Bertone. 2020 und 2021 fand wegen der Corona-Pandemie die Fronleichnamsmesse mit Franziskus im kleinen Kreis im Petersdom statt. Danach musste sie zwei Mal wegen gesundheitlicher Probleme des Papstes entfallen, 2022 wegen Knieschmerzen, 2023 wegen der Bauchoperation in der Gemelli-Klinik.
(vatican news – gs)
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