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Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 19.6.2024 Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 19.6.2024  (ANSA)

Papst Franziskus: Psalmen sind Gebete für alle Lebenslagen

Zu Weihnachten eröffnet Papst Franziskus das Heilige Jahr 2025. In Vorbereitung auf dieses besondere Ereignis für die katholische Kirche hat er 2024 zum „Jahr des Gebets" erklärt. Einige Tipps zum Beten gab das katholische Kirchenoberhaupt diesen Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Mit der heutigen Katechese möchte ich euch daran erinnern, dass die Kirche bereits über eine Symphonie des Gebets verfügt, deren Komponist der Heilige Geist ist, und zwar das Buch der Psalmen", erklärte Franziskus zu Beginn seiner Katechese. Dann führte er anhand einiger Beispiele weiter aus, dass die Psalmen verschiedene Arten des Gebets ermöglichen:

„Lob, Dank, Flehen, Klage, Erzählung, weisheitliche Reflexion und andere, sowohl in der persönlichen Form als auch in der chorischen Form des ganzen Volkes. Dies sind die Lieder, die der Geist selbst auf die Lippen der Braut gelegt hat. Alle Bücher der Bibel, wie ich bereits erwähnt habe, sind vom Heiligen Geist inspiriert, aber das Buch der Psalmen ist auch in dem Sinne inspiriert, dass es voller poetischer Inspiration ist", so Franziskus.

„Voller poetischer Inspiration“

Auch wenn die Psalmen also eine reiche Inspirationsquelle für Gebete in allen Lebenslagen bieten: Diese ältesten Gebete der Tradition haben ihre zeitliche Enbettung, also: Umsicht, sagte der Papst. 

Hier zum Nachhören

„Nicht alle Psalmen - und nicht alles aus jedem Psalm - können von Christen wiederholt und sich zu eigen gemacht werden, und noch weniger von modernen Menschen. Sie spiegeln zuweilen eine historische Situation und eine religiöse Mentalität wider, die nicht mehr unsere eigene ist."

„Nehmt die Bibel oder das Neue Testament und betet einen Psalm“

Das bedeute nicht, dass diese Psalmen nicht inspiriert seien, sondern nur, dass sie „in mancher Hinsicht an eine Zeit und ein vorläufiges Stadium der Offenbarung gebunden sind, wie es auch bei vielen antiken Gesetzen der Fall ist", führte der Papst weiter aus. Kirchenväter und die ganze Kirche hätten viele Psalmen im Neuen Testament übernommen, sie seien auch fester Bestandteil der Messe und des Stundengebets. Nicht zuletzt: Psalmen bieten sich auch für persönliche Gebete an, so der Papst:

„Ich frage mich: Betet ihr manchmal die Psalmen? Nehmt die Bibel oder das Neue Testament und betet einen Psalm. Wenn ihr zum Beispiel ein wenig traurig seid, weil ihr gesündigt habt, betet ihr dann Psalm 50? Es gibt viele Psalmen, die uns helfen, weiterzugehen. Macht es euch zur Gewohnheit, mit den Psalmen zu beten. Ich versichere euch, dass ihr am Ende glücklich sein werdet."

„Wenn es Psalmen oder auch nur Verse gibt, die unser Herz ansprechen, ist es gut, sie zu wiederholen und sie während des Tages zu beten“

Es gelte dabei, die „Psalmen zu unserem Gebet" zu machen, also „dass wir in gewissem Sinne selbst zu ,Autoren' der Psalmen werden müssen, indem wir sie uns zu eigen machen und mit ihnen beten. Wenn es Psalmen oder auch nur Verse gibt, die unser Herz ansprechen, ist es gut, sie zu wiederholen und sie während des Tages zu beten", empfahl Franziskus.

Die Psalmen atmen Gott

Er betonte zudem, dass es passende Psalmen für alle Situationen gebe: „Es gibt keine Stimmung und kein Bedürfnis, das in ihnen nicht die besten Worte findet, um sie zum Gebet zu machen. Im Gegensatz zu allen anderen Gebeten verlieren die Psalmen durch die Wiederholung nicht ihre Wirksamkeit, sondern verstärken sie im Gegenteil. Warum? Weil sie von Gott inspiriert sind und Gott ,atmen`, jedes Mal, wenn sie im Glauben gelesen werden."

Was der Papst bei Gewissensbissen empfiehlt

Papst Franziskus mit einem Beispiel: „Wenn wir uns von Gewissensbissen und Schuldgefühlen belastet fühlen, weil wir Sünder sind, können wir mit David wiederholen: ,Erbarme dich meiner, o Gott, in deiner Liebe, / in deiner großen Barmherzigkeit`, Psalm 51 (Ps 51,3). Wenn wir eine starke persönliche Bindung an Gott zum Ausdruck bringen wollen, sagen wir: ,O Gott, du mein Gott, / vom Morgengrauen an suche ich dich, / meine Seele dürstet nach dir, / mein Fleisch sehnt sich nach dir / wie in einem trockenen, durstigen, wasserlosen Land`, Psalm 63 (Ps 63,2). (...) Und wenn Angst und Sorge uns bedrängen, kommen uns diese wunderbaren Worte des Psalms 23 zu Hilfe: ,Der Herr ist mein Hirte [...]. Auch wenn ich durch ein dunkles Tal gehe, / fürchte ich kein Unglück` (Ps 23,1.4)."

Vom Vaterunser lernen

Papst Franziskus mahnte in diesem Zusammenhang, Gebete nicht nicht nur auf Bitten zu reduzieren: „Ein ständiges ,gib mir, gib uns...`. Lernen wir vom Vaterunser, in dem es vor der Bitte um das tägliche Brot heißt: ,Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe`."

Wie das Vaterunser helfen laut dem Papst auch die Psalmen dabei, weniger egoistisch zu beten und neben Bitt-Gebeten auch Gebete des Lobs, des Segens oder des Dankes zu sprechen. Psalmen würdigte Franziskus auch, weil sie ermöglichten, die ganze Schöpfung ins Gotteslob einzubeziehen. 

(vatican news - sst) 

 

 

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19. Juni 2024, 11:12

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