Libanesen danken Papst für Trost und Ermutigung
Deborah Castellano Lubov und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Der Vater von Elie und Tatiana Hasrouty, Ghassan, war Einsatzleiter in den Hafensilos von Beirut. Bei der Detonation einer großen Menge hochexplosiven Materials, das unsachgemäß in einem Lagerhaus am Hafen der Stadt gelagert worden war, kam er ums Leben - so wie mehr als 200 Menschen. Tausende wurden bei der Tragödie vor vier Jahren verletzt; es gab Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur in ganz Beirut. Anschließend kamen Korruption, Missmanagement und Fahrlässigkeit ans Licht - die Untersuchung des Vorfalls deckte Versäumnisse auf mehreren Ebenen der Regierung und der Hafenbehörden auf, die alle zu der anhaltenden politischen und sozialen Notlage im Land beitragen:
„Der Vatikan weiß sehr gut, wie die Lage ist und will auch, dass es Gerechtigkeit gibt. Nach vier Jahren haben wir immer noch keinen Schlussstrich ziehen können. Wir können nicht trauern, da noch zu viele Fragen offen sind und es keine Gerechtigkeit gibt. Das ist ein großes Problem. Wir haben in Beirut keine normal funktionierenden Institutionen und die Institutionen haben es versäumt, ihre Arbeit zum Schutz der Menschenwürde und im Dienste der Libanesen zu tun", beklagt Elie im Interview mit uns.
Hoffnung und Unterstützung
Die Audienz bei Papst Franziskus habe jedoch großen Trost gespendet:
„Der Papst gibt uns immer Unterstützung, wenn er uns trifft oder wenn er den Libanon erwähnt. Wir sehen, dass die Kirche die Menschen an die erste Stelle setzt, in diesem Fall die Libanesen. Das bestärkt uns in unserem Tun. Aber natürlich sind auch wir selbst in der Pflicht, wir sind alle Opfer der Krise und der Explosion und wir wollen Gerechtigkeit und wir müssen Verantwortung für unsere Zukunft übernehmen und können nicht nur das Opfer spielen, wir müssen auch Verantwortung übernehmen. Und die Kirche, der Heilige Stuhl, arbeitet für Partnerschaft, für Gemeinschaft und unterstützt alle, die guten Willens sind und das Wohl des Volkes wollen. Wir haben große Unterstützung gespürt und die Audienz war ein großes Privileg und eine äußerst wichtige Botschaft an den Libanon und das libanesische Volk: Dass wir nicht allein sind und dass wir eine Kirche haben, die katholische Kirche Christi, die uns und dem libanesischen Volk zur Seite steht und Halt gibt.“
Ihm gebe auch Hoffnung, dass die Kirche zweitausend Jahre lang „so ziemlich alles" durchgestanden habe, sagt Elie. Aus diesem Grund könne er durch seinen Glauben die Hoffnung aufrechterhalten, da Christus alles heilen und ertragen könne. Auch wenn das Land wirklich gerade eine sehr schwere Phase durchmache:
„Neben dem Trauma, das jeder Libanese aufgrund der Tragödie der Explosion im Hafen von Beirut erlebt, haben wir noch eine Wirtschaftskrise, eine Regierungskrise und Tragödien im Süden und im ganzen Land aufgrund des Nahost-Krieges..."
Elies Schwester Tatiana ergänzt: „Mit dem Krieg zwischen der Ukraine und Russland und in Palästina richtet sich die Aufmerksamkeit manchmal mehr darauf, als auf Dinge, die vorher geschahen. Papst Franziskus hat uns angehört, das war für uns persönlich sehr wichtig, aber auch auf nationaler Ebene: Er sorgt sich um den Libanon und er weiß, was dort passiert."
Libanon: Ein Friedensprojekt
Inmitten der instabilen Lage, vor allem inmitten des Krieges im Heiligen Land, gebe es einen Weg, wie das Land auf den Wiederaufbau hinarbeiten könne, sagt sie. Auch Papst Franziskus habe bei der Audienz nochmal betont, dass der Libanon stets ein Land des Friedens gewesen sei und dies bleiben müsse:
„Der Papst sagte, dass er weiß, dass der Libanon zu einem Schlachtfeld im Krieg zu werden droht und er erinnerte daran, dass schon Papst Johannes Paul II. den Libanon als Friedensprojekt gelobt hat und dass der Libanon das bleiben muss: Eine Botschaft des Friedens, ein Projekt des Friedens. Das ist wichtig, dass der Libanon ein florierendes Land bleibt, in dem auch verschiedene Religionen gut zusammenleben miteinander. Auch bei der Papstaudienz war das übrigens so: Wir waren alle gemeinsam da, ohne dass die Kirche die Anwesenden aufgrund ihrer Religion oder ihres politischen Hintergrunds ,herausgepickt' hätte. Es waren Drusen und Muslime dabei, die auch bei der Explosion ihre Angehörigen verloren. Das hat uns auch alle noch einmal geeint. Und die Kirche und die christliche Gesellschaft unterstützt alle Menschen, unabhängig von ihrem Hintergrund, und es ist wichtig, sich dieser Tatsache bewusst zu sein.“
(vatican news)
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