Angelus: Die Katechese im Wortlaut
Liebe Brüder und Schwestern, einen schönen Sonntag!
Das heutige Tagesevangelium (Joh 6,41-51) erzählt uns von der Reaktion der Juden auf die Aussage Jesu: „Ich bin vom Himmel herabgekommen“ (Joh 6,38). Sie sind empört.
Sie nehmen Anstoß und murren gegen ihn und sagen: „Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen?“ (Joh 6,42). Und sie murren. Passen wir auf, was sie da gesagt haben: Sie sind überzeugt, dass Jesus nicht vom Himmel herabgekommen sein kann, weil er der Sohn eines Zimmermanns ist und seine Mutter, seine Verwandten, gewöhnliche, bekannte, normale Menschen sind, wie so viele andere auch. Warum sollte sich Gott auf so gewöhnliche Weise offenbaren wollen, sagen sie. Sie sind in ihrem Glauben blockiert durch ihr Vorurteil über seine einfache Herkunft, und sie sind auch blockiert durch die Anmaßung zu meinen, dass sie nichts von ihm lernen können. Vorurteile und Anmaßung - wieviel Schaden richten sie an! Sie verhindern einen ehrlichen Dialog, eine Annährung unter Brüdern und Schwestern... Nehmt euch in Acht vor Vorurteilen und Anmaßung!
Sie haben ihre starren Denk-Schemata, und in ihren Herzen ist kein Platz für das, was nicht in diese Schemata passt; für das, was sie nicht katalogisieren, in den staubigen Regalen ihrer Sicherheiten ablegen können. Und das stimmt: Oft sind unsere Sicherheiten verschlossen und verstaubt, wie alte Bücher.
Aber sie sind auch Menschen, die sich an das Gesetz halten, Almosen geben, die Fasten- und Gebetszeiten einhalten. Und Christus hat ja bereits verschiedene Wunder gewirkt (vgl. Joh 2,1-11; 4,43-54; 5,1-9; 6,1-25). Warum also hilft ihnen all das nicht, ihn als den Messias zu erkennen? Warum hilft ihnen das nicht? Weil sie ihre religiösen Praktiken nicht ausüben, um auf den Herrn zu hören, sondern um in diesen Praktiken eine Bestätigung für das zu finden, was sie selbst denken. Sie sind dem Wort des Herrn gegenüber verschlossen und suchen nur eine Bestätigung ihrer eigenen Gedanken. Das sieht man daran, dass sie sich nicht einmal die Mühe machen, Jesus um eine Erklärung zu bitten: Sie beschränken sich darauf, gegen ihn zu murren (vgl. Joh 6,41), als wollten sie sich gegenseitig von dem überzeugen, was sie zu wissen meinen – und so schließen sie sich wie in einer uneinnehmbaren Festung ein. Und das hindert sie daran, zu glauben. Die Verschlossenheit des Herzens – wieviel Schaden richtet sie an!
Achten wir auf all das, denn manchmal kann dasselbe auch uns passieren, in unserem Leben und im Gebet: Es kann uns nämlich passieren, dass wir nicht wirklich auf das hören, was uns der Herr uns zu sagen hat, sondern stattdessen von ihm und von den anderen nur eine Bestätigung für das wollen, was wir denken, eine Bestätigung für unsere Überzeugungen, unsere Urteile, die Vor-Urteile sind. Aber diese Art, sich an Gott zu wenden, hilft uns nicht, ihm – Gott – wirklich zu begegnen, uns für das Geschenk seines Lichts und seiner Gnade zu öffnen, im Guten zu wachsen, seinen Willen zu tun und Verschlossenheit und Schwierigkeiten zu überwinden. Brüder und Schwestern, wenn der Glaube und das Gebet wahrhaftig sind, dann öffnen sie Geist und Herz, und verschließen sie nicht. Und wenn du Menschen begegnest, die im Geist, im Gebet, verschlossen sind, dann ist dieser Glaube, dieses Gebet, nicht wahrhaftig.
Fragen wir uns also: Bin ich in meinem Glaubensleben in der Lage, in meinem Innersten wirklich still zu werden und auf Gott zu hören? Bin ich bereit, seine Stimme anzunehmen – ungeachtet meiner eigenen Pläne –, und mit seiner Hilfe auch meine Ängste zu überwinden?
Maria helfe uns, im Glauben auf die Stimme des Herrn zu hören und mutig seinen Willen zu tun.
(vaticannews - skr)
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