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Die Hinrichtung per Strick wird in einigen Ländern immer noch vollzogen Die Hinrichtung per Strick wird in einigen Ländern immer noch vollzogen 

Papst: Im Heiligen Jahr Abschaffung der Todesstrafe fordern

Katholische Gläubige sollen im kommenden Heiligen Jahr „mit einer einheitlichen Stimme“ die komplette Abschaffung der Todesstrafe fordern. Diesen Vorschlag äußerte Papst Franziskus im Vorwort zu einem Buch des US-amerikanischen Laienseelsorgers Dale Recinella, der Vatikan veröffentlichte den Papsttext an diesem Sonntag.

Franziskus verwies auf den von ihm selbst geänderten Passus des Katechismus, in dem es seit 2018 heißt, dass die Todesstrafe in jedem Fall „unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt“ (Nr. 2267). Hinrichtungen könnten Schuldlose treffen, argumentierte der Papst, und sie förderten auch keineswegs die Gerechtigkeit, im Gegenteil: Vielmehr nähre die Todesstrafe „ein Rachegefühl, das sich in ein gefährliches Gift für unsere zivilen Gesellschaften verwandelt“. Staaten sollten Gefangenen ermöglichen, „ihr Leben wirklich zu ändern, statt Geld und Ressourcen darauf zu verwenden, sie zu töten, als wären sie nicht mehr würdig, zu leben und müssten entsorgt werden“, schrieb Franziskus.

„Ein Christ im Todestrakt"

Das Buch von Dale Recinella trägt den Titel „Ein Christ im Todestrakt. Mein Engagement an der Seite der Verurteilten“ und erscheint in Kürze beim Vatikanverlag LEV. Der 72 Jahre alte Autor war beruflich ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt an der Wall Street. Seit 1998 begleitet er als Laienseelsorger Todeskandidaten in einigen Gefängnissen in Florida, zusammen mit seiner Frau Susan. In dem Buch erzählt er von seiner Erfahrung, die „aus der Begegnung mit Jesus“ entstand.

Dale Recinella, hier zu Besuch in einem Gefängnis in Paliano, Italien
Dale Recinella, hier zu Besuch in einem Gefängnis in Paliano, Italien

Franziskus schrieb in seinem Vorwort, das Evangelium sei eben jene Begegnung mit einer lebendigen Person, die das Leben verändert: Jesus ist in der Lage, unsere Pläne, unsere Bestrebungen und unsere Perspektiven umzukehren“. Nur so lasse sich der Lebensweg von Dale Recinella erklären, dass nämlich „ein Mann, der ursprünglich ganz andere Ziele vor Augen hatte, als Laienseelsorger, Christ, Ehemann und Vater der zum Tode Verurteilten wurde“. Er selbst habe den Amerikaner vor allem durch seine in der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ veröffentlichten Texte kennengelernt.

„Aber ist es nicht wahr, dass Jesus einen zum Tode verurteilten Dieb in seine Arme schloss?“

Der Einsatz von Dale Recinella und seiner Frau sei „ein großes Geschenk für die Kirche und die Gesellschaft der Vereinigten Staaten“, fuhr der Papst fort. Allerdings erfahre der Laienseelsorger, den Franziskus an einer Stelle seines Vorworts „Bruder Dale“ nannte, auch Kritik, Einwände und Ablehnung wegen seines Engagements an der Seite der zum Tod Verurteilten. „Aber ist es nicht wahr, dass Jesus einen zum Tode verurteilten Dieb in seine Arme schloss?“

Franziskus sprach dem amerikanischen Laienseelsorger seinen Dank aus, „denn sein Wirken als Kaplan im Todestrakt ist eine hartnäckige und leidenschaftliche Hingabe an die innerste Realität des Evangeliums Jesu, die die Barmherzigkeit Gottes ist, seine unentgeltliche und unermüdliche Liebe zu jedem Menschen, auch zu denen, die Fehler gemacht haben.“ Durch einen Blick der Liebe, wie den von Christus am Kreuz, könne man „einen neuen Sinn für sein Leben und sogar für sein Sterben finden“.

(vatican news – gs)

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18. August 2024, 13:48