Franziskus bei seiner fliegenden Pressekonferenz am Sonntag Franziskus bei seiner fliegenden Pressekonferenz am Sonntag  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Unterwegs von Brüssel nach Rom: Papst bekräftigt Lebensschutz

Papst Franziskus verteidigt seine Äußerungen zum Schutz des menschlichen Lebens während seiner Reise durch Belgien. Eine Abtreibung sei ein Mord, sagte er bei seiner „fliegenden Pressekonferenz“ auf dem Rückweg von Brüssel nach Rom am Sonntag.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Natürlich hatte der Papst für Belgien sowie Luxemburg – beide Länder hat er auf seiner 46. Auslandsreise besucht – auch viel Lob übrig. Doch dann sprach ihn eine belgische TV-Journalistin auf sein Gebet am Grab des verstorbenen Königs Baudouin an. Das habe einige Irritationen ausgelöst und sei eine mögliche „politische Einmischung in das demokratische Leben Belgiens“. Baudouin war 1990 zeitweise von seinem Königsamt zurückgetreten, um ein Gesetz zur Legalisierung von Abtreibung nicht zu unterzeichnen.

„Der König war mutig“

„Der König war mutig, denn als er mit einem Todesgesetz konfrontiert wurde, hat er nicht unterschrieben und ist zurückgetreten“, entgegnete Franziskus. „Das erfordert Mut, nicht wahr? Es braucht einen Politiker, der sozusagen die Hosen anhat, um das zu tun. Es braucht Mut. Er hat damit ein Zeichen gesetzt…“ Franziskus hat an diesem Sonntag in Brüssel versprochen, ein Seligsprechungsverfahren für den 1993 verstorbenen Baudouin einzuleiten.

„Vergessen wir nicht, dies zu sagen: Eine Abtreibung ist Mord“

Die Fragestellerin hatte auch, wohl mit Blick auf Abtreibung, von einem „Recht der Frau auf ein Leben ohne Leid“ gesprochen. Das wollte der Papst so nicht stehenlassen.

„Die Frauen haben ein Recht auf Leben: auf ihr Leben, auf das Leben ihrer Kinder. Vergessen wir nicht, dies zu sagen: Eine Abtreibung ist Mord. Die Wissenschaft sagt Ihnen, dass im Monat der Empfängnis bereits alle Organe vorhanden sind... Sie töten ein menschliches Wesen. Und Ärzte, die das tun, sind - erlauben Sie mir das Wort - Auftragskiller. Sie sind Auftragskiller. Und das kann nicht bestritten werden. Ein menschliches Leben wird getötet. Und Frauen haben das Recht, Leben zu schützen.“

Bekenntnis zum Kampf gegen Missbrauch

Über Abtreibung könne man nicht debattieren, beharrte Franziskus. „Entschuldigen Sie, aber das ist die Wahrheit.“ Der Schutz des Lebens gehörte zu den wichtigsten Botschaften seiner Reise durch Belgien. Neben Abtreibung zielt das vor allem auf Sterbehilfe. Sie ist im Königreich seit Mai 2002 unter bestimmten Auflagen straffrei.

„Erklärung der Uni Louvain war vorgefertigt - das ist nicht moralisch“

Auf die Frage, welche der Forderungen von belgischen Missbrauchsopfern er denn jetzt umsetzen werde, ging der Papst nicht direkt ein, sondern bekannte sich nur mit klaren Worten zum Engagement gegen Missbrauch wie auch zu finanziellen Entschädigungs-Zahlungen an Überlebende. Verschnupft reagierte er auf den Hinweis, die Universität Louvain habe sich am Samstag von einem Teil der Ansprache distanziert, die er dort gehalten hat. Bei den inkriminierten Äußerungen ging es um die Rolle von Frauen in der Kirche.

„Zunächst einmal wurde diese Erklärung zu dem Zeitpunkt abgegeben, als ich gesprochen habe. Sie war vorgefertigt, und das ist nicht moralisch!“ Der Papst insistierte, dass das Weibliche „seine eigene Kraft“ habe und dass Frauen in der Kirche „wichtiger sind als die Männer“. Wenn das „den Damen“ konservativ erscheine, dann sei er Carlo Gardell – eine Anspielung auf einen bekannten argentinischen Tangosänger.

„Im Leben der Kirche ist die Frau überlegen“

„Ich sehe, dass es einen dumpfen Geist gibt, der das nicht hören will. Die Frau ist dem Mann gleichgestellt, ja, im Leben der Kirche ist die Frau überlegen, denn die Kirche ist Frau! Was das Amt betrifft, so ist die Mystik der Frau größer als das Amt… Die Mutterschaft der Kirche ist eine Mutterschaft der Frauen.“ Seine Haltung sei „ich will nicht sagen modern, aber real“ und „nicht altmodisch“. Franziskus setzte hinzu: „Ein übertriebener Feminismus, der bedeutet, dass Frauen Machos sind, funktioniert nicht. Es ist eine Sache, wenn der Machismo schiefgeht; es ist eine andere Sache, wenn der Feminismus schiefgeht.“

Libanon: „Auch im Krieg gibt es eine Moral, die es zu bewahren gilt“

Auch internationale Themen spielten im Zwiegespräch Papst-Presse eine Rolle. Der Papst zeigte sich bestürzt über die Nachricht, dass vor den Kanarischen Inseln neun Bootsflüchtlinge ertrunken sind und etwa fünfzig noch vermisst werden. Bei seinem Kommentar zu den israelischen Bombardements im Libanon bemühte er sich, deutlich zu werden, ohne aber Israel vor den Kopf zu stoßen.

Er könne zwar „nicht genau nachvollziehen“, was derzeit im Libanon geschehe. „Aber die Verteidigung muss immer in einem angemessenen Verhältnis zum Angriff stehen. Wenn etwas unverhältnismäßig ist, zeigt es eine dominante Tendenz, die über die Moral hinausgeht. Ein Land, das mit seinen Streitkräften solche Dinge tut - ich spreche da von jedwedem Land -, das diese Dinge in einer derartigen Weise tut, handelt unmoralisch. Auch im Krieg gibt es eine Moral, die es zu bewahren gilt.“

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

29. September 2024, 16:35