Osttimor: Papst trifft Jugendliche
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Das sagte er an diesem Mittwoch bei einem Treffen mit jungen Leuten in der Hauptstadt des kleinen Pazifikstaats, Dili. Etwa tausend Jugendliche hatten es in den großen Saal des Konferenzzentrums geschafft, in dem die Begegnung stattfand; ungefähr zweitausend weitere drängten sich auf dem Vorplatz, um einen Blick auf den im Rollstuhl fahrenden Papst zu erhaschen. „Das hier ist die Jugend des Papstes“, wurde immer wieder skandiert.
Etwa 46 Prozent der Bevölkerung Osttimors sind zwischen null und vierzehn Jahren alt; viele junge Leute leben in Armut und besuchen keine Schule, die Kindersterblichkeit ist hoch. Alkoholismus und Gewalt sind unter Jugendlichen weitverbreitet. Doch in den kurzen Stellungnahmen, die Teilnehmende am Treffen in Anwesenheit des Papstes abgaben, ging es vor allem um den schädlichen Einfluss des Handys.
Freiheit, Engagement und Geschwisterlichkeit
„In der heutigen technologischen Welt geht die Rolle der Familie als Zentrum des Glaubens verloren, weil jeder mit seinem Handy beschäftigt ist“, sagte eine junge Frau namens Cecilia Efranio Bonaparte in einer kurzen Ansprache. „Die, die nah sind, werden fern und die, die fern sind, werden nah. Die Kommunikation in der Familie verschlechtert sich.“ Auch ein junger Muslim namens Ilham Mahfot Bazher gab in einer Rede zu bedenken: „Der Einfluss der heutigen sozialen Medien beeinflusst die Menschen, sich gegenseitig schlecht zu behandeln und sogar zu diskriminieren.“
Franziskus legte seinen vorbereiteten Redetext beiseite und ließ sich, vom Übersetzer allerdings etwas ausgebremst, auf eine Art Zwiegespräch mit den jungen Leuten ein. Dabei ermunterte er sie zu drei Haltungen, die es zu kultivieren gelte: Freiheit, Engagement und Geschwisterlichkeit. „Und verliert niemals euer Lächeln“, so der Papst. „Ich werde euer Lächeln nie vergessen: Hört nicht auf zu lächeln, niemals! ... Macht weiter mit der Freude der Jugend, macht ein bisschen Wirbel!“ Allerdings fiel der „Wirbel“ trotz mehrfacher Aufforderung des Papstes eher zahm aus, vielleicht weil sich in der örtlichen Kultur lautes Schreien und Lärmen in Anwesenheit älterer Menschen verbietet.
Einladung zum Träumen
„Ich lade euch ein, zu träumen, große Dinge zu träumen! Denn ein junger Mensch, der nicht träumt, ist ein Rentner des Lebens“, fuhr der Papst fort. Und er betonte, wie wichtig es sei, die historische Erinnerung nicht zu verlieren und die „zwei wichtigsten Schätze einer Gesellschaft“ zu schützen, nämlich Großeltern und Kinder. „Eine Gesellschaft wie die Ihre, die so viele Kinder hat, muss sich um sie kümmern!“
In einer etwas mäandernden Weise warnte Franziskus die Zuhörenden davor, sich von Gütern wie etwa dem Handy versklaven zu lassen, auf trügerisches Glück durch Alkohol und Drogen zu setzen oder Mobbing zuzulassen. „In diesem Land habt ihr eine wunderbare Geschichte des Heldentums, des Glaubens und des Martyriums, der Vergebung und der Versöhnung. Ihr seid die Erben dieser wunderbaren Geschichte, die vor euch stattgefunden hat. Führt sie fort! Habt den Mut dazu! Und wenn ihr euch mal untereinander streitet, dann versöhnt euch wieder.“
Etwas gebremster Wirbel
Freiheit bedeute nicht, „zu tun, was man will, sondern Verantwortung für das gemeinsame Haus zu tragen“. Und auch das Thema Geschwisterlichkeit brachte Franziskus, der dazu vor vier Jahren die Enzyklika Fratelli tutti verfasst hat, auf eine einfache Formel: „Seid Geschwister und nicht Feinde!“
„Eure Vorfahren, eure Eltern und Großeltern, hatten vielleicht andere Vorstellungen, aber sie verhielten sich als Brüder und Schwestern, und es ist gut, wenn junge Menschen andere Vorstellungen haben - aber nicht, um mit anderen zu streiten?. Nein: einander respektieren! Ich denke dies, du denkst das, ich gehöre zu dieser Religion, du gehörst zu jener Religion - sollen wir deswegen kämpfen? Nein. Sich gegenseitig respektieren.“
(vatican news)
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