Papst und Jesuiten in Singapur: Herausforderungen in Asien Thema
Salvatore Cernuzio und Stefanie Stahlhofen - Singapur/Vatikanstadt
Es sei ein „brüderliches Treffen mit Jesuiten, die in Grenzgebieten tätig sind", gewesen, berichtet uns der Ordensmann. Bei dem gut einstündigen Gespräch am Nachmittag des 11. Septembers mit Papst Franziskus ging es unter anderem um aktuelle Herausforderungen für die katholische Kirche und die Jesuiten in Asien; aber auch um zwei Leuchttürme der Gesellschaft Jesu und der Weltkirche: Matteo Ricci und Pater Pedro Arrupe.
In einem Saal des St. Francis Xavier Retreat Centre, einem Exerzitienzentrum auf einem Hügel eine halbe Stunde von der Stadt und dem kommerziellen Zentrum Singapurs entfernt, das dem Papst auf dieser letzten Etappe seiner Reise als Residenz dient, empfingen 25 Jesuiten unterschiedlichen Alters hauptsächlich aus Singapur, aber auch einige aus anderen Regionen, wie Malaysia, den Papst.
„Es waren einige junge Leute dabei, sogar ein frisch geweihter, und einige ältere, einige auch krank. Der Papst war sehr zärtlich zu ihnen“, sagte uns Pater Antonio Spadaro, Jesuit, Untersekretär des Dikasteriums für Kultur und Bildung und Mitglied des päpstlichen Gefolges, nach dem Treffen am Nachmittag. „Das Treffen dauerte wie immer eine Stunde. Und wie immer war es ein sehr herzliches, brüderliches Treffen, an dem Jesuiten eines Ort beteiligt waren, der an der Grenze liegt... Der Papst wollte, auch im Nachhinein, noch andere Dinge hinzufügen. Es schien, als wolle er sich nicht von dieser sehr intimen und familiären Atmosphäre lösen“, schildert Spadaro seine Eindrücke nach dieser dritten und letzten Begegnung des Papstes mit seinen Mitbrüdern bei seiner 45. Auslandsreise.
Themen: Anspruchsvoll und Vielfältig
Fotos, die Spadaro selbst auf seinem X-Account verbreitet hat, zeigen einen lächelnden und entspannten Franziskus. Der Papst, berichtet Spadaro weiter, habe sofort Raum für Fragen gelassen. Die Themen waren vielfältig und anspruchsvoll, angefangen bei den Herausforderungen, die auf die Kirche zur Zeit und in den besuchten Ländern warten. „Der Papst machte deutlich, dass der Glaube in die menschlichen Herausforderungen eintreten muss, und betonte die Bedeutung des heutigen Asiens als Schlüsselkontinent“, erklärt Pater Spadaro. „Die Jesuiten sind berufen, an diesem Ort zu leben, der ganz besondere Herausforderungen stellt.“
Arrupe-Seligsprechung
Papst Franziskus erinnerte demnach auch an die Bedeutung des Gebets, das auch „eine Herausforderung“ sei, und sagte, es gelte „den Herausforderungen der Gesellschaft stets mit einem Geist des Gebets nach dem Vorbild von Pater Pedro Arrupe zu begegnen“. Mit Pater Pedro Arrupe würdigte Franziskus den Jesuiten spanischer Herkunft, Generaloberer der Gesellschaft von 1965 bis 1983, der zum Diener Gottes ernannt wurde und dessen Seligsprechungsprozess im Gange ist. „Papst Franziskus hat mehrmals von der Gestalt dieses großen Jesuiten gesprochen und erklärt, dass er ihm sehr nahe steht und sich um die Selig- und Heiligsprechung bemüht“, so Spadaro.
Im Gespräch ging es neben der Figur von Arrupe auch um Matteo Ricci, den großen Jesuitenapostel in China. „Er war eine weitere Referenzfigur“, betont Spadaro, „denn er war ein Bezugspunkt für die Jesuiten an diesem Ort".
Berufung und Ausbildung
An pastoralen Themen herrschte während des Gesprächs kein Mangel. „Der Papst sprach vor allem über Berufungen und darüber, dass es zum Beispiel manchmal den Willen gibt, der Berufung zu folgen, das heißt, es gibt Menschen, junge Menschen, die ins Ordensleben eintreten wollen, aber dass die Leute dann Angst vor der Ausbildung haben“, sagt Pater Antonio Spadaro. „In diesem Sinne“, fügt er hinzu, „war die Erinnerung an die Bedeutung einer hohen und den Herausforderungen unserer Zeit angemessenen Ausbildung positiv".
Zu früh, für eine Bilanz
Eine Bilanz wollte Franziskus nach den ersten drei Etappen seiner Reise (Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor) während seiner apostolischen Reise, die sich dem Ende zuneigt, noch nicht ziehen: „Es ist noch zu früh“, sagt der Untersekretär des Dikasteriums für Kultur und Bildung. Priorität des Papstes sei zudem gewesen, den Fragen der verschiedenen anwesenden Jesuiten Raum zu geben: „Er hat Fragen gestellt und wollte unbedingt an ihren Bedürfnissen und Fragen dranbleiben", berichtet Spadaro.
Einziger Termin an diesem Mittwoch
Der erste Tag in Singapur war der Ruhe nach der Reise gewidmet; abgesehen von dem Treffen, das Jorge Mario Bergoglio seinen Brüdern widmen wollte, dem dritten der Reise nach Südostasien und Ozeanien, standen keine Termine auf dem Programm. Das erste Treffen mit Jesuiten hatte am 4. September in Jakarta mit 200 Jesuiten stattgefunden, das zweite am Dienstag in Dili mit etwa 40 Mitgliedern der Gesellschaft Jesu. Papst Franziskus ist selbst Jesuit und trifft sich bei seinen Reisen immer mit seinen Mitbrüdern zu einem als privat deklarierten Austausch.
(vatican news - sst)
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