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Papst Franziskus und Mitglieder der italienischen Guardia di Finanza Papst Franziskus und Mitglieder der italienischen Guardia di Finanza  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst an Finanzpolizei: Korruption offenbart ein antisoziales Verhalten

Anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Guardia di Finanza – der italienischen Finanzpolizei - hat Papst Franziskus an diesem Samstagmorgen vor den Sicherheitskräften die Bedeutung von Gerechtigkeit, Solidarität und einem neuen Humanismus in der heutigen Gesellschaft betont.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Die Guardia di Finanza ist eine italienische Polizeitruppe, die für die Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität und die Grenzsicherung zuständig ist. Sie hat ihren Ursprung im 18. Jahrhundert und ist militärisch organisiert. In seiner Ansprache ging der Papst auf die Wurzeln der Guardia di Finanza ein, die ursprünglich zur Finanzüberwachung und zum Grenzschutz gegründet wurde. Über die Jahre hinweg hat das Korps ein breites Aufgabenspektrum übernommen, das von der Steuer- und Finanzpolizei bis hin zu Rettungseinsätzen in Meer und Bergen reicht. In einer historischen Anspielung erinnerte der Papst an die Rolle der Guardia während der Weltkriege, als sie jüdische Flüchtlinge unterstützte und ihnen Schutz bot.

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Tradition und Zukunft

Das Jubiläumsmotto „In der Tradition liegt die Zukunft“ war ein zentraler Punkt der Rede des Papstes. Er betonte, dass die Guardia di Finanza nicht nur auf ihre stolze Vergangenheit blicken dürfe, sondern sich auch den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen stellen müsse. In einer von finanzieller Ungleichheit und Ausgrenzung geprägten Gesellschaft sei es ihre Aufgabe, die Einhaltung von Regeln in der Wirtschaft und im Steuerwesen sicherzustellen.

Franziskus hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Bekämpfung von Korruption, Schwarzarbeit und Menschenrechtsverletzungen hervor. Die Guardia di Finanza spiele dabei eine entscheidende Rolle, indem sie nicht nur die Gesetze überwache, sondern auch einen Beitrag zum Gemeinwohl leiste. „Die Korruption offenbart ein antisoziales Verhalten, das die Fundamente der Gesellschaft untergräbt“, warnte der Papst.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Ein neuer Humanismus

Ein weiteres Thema, das der Papst ansprach, war die Notwendigkeit eines „neuen Humanismus“. Matthäus, der Schutzpatron der Guardia, sei einst ein verachteter Zöllner gewesen, der sich jedoch durch die Begegnung mit Jesus gewandelt habe. Diese Bekehrung von der Logik des Profits zur Logik der Gerechtigkeit sei ein Vorbild für die moderne Welt.

Franziskus betonte, dass Gerechtigkeit zwar notwendig sei, um soziale Ungleichheiten zu bekämpfen, aber allein nicht ausreiche. Nur durch uneigennützige Hilfe, Nächstenliebe und Solidarität könnten die tiefen Spaltungen in der Gesellschaft überwunden werden. Diese Werte seien insbesondere bei der Rettung von gefährdeten Migranten auf dem Mittelmeer oder beim Einsatz bei Naturkatastrophen gefragt.

Solidarität und Globalisierung der Gleichgültigkeit

Der Papst warnte vor der „Globalisierung der Gleichgültigkeit“, die sowohl durch Kriege als auch durch die Vernachlässigung sozialer und ökologischer Verantwortung geprägt sei. Stattdessen rief er zu einer stärkeren internationalen Solidarität auf. Die Guardia di Finanza sei ein Symbol für diesen Solidaritätsgedanken, nicht nur in Italien, sondern auch in ihren internationalen Missionen.

Zum Abschluss ermutigte Franziskus die Mitglieder der Finanzpolizei, weiterhin als Hüter des Reichtums der Nation – nämlich der Menschen – zu agieren. „Der wahre Reichtum einer Nation liegt nicht nur in ihrem Bruttoinlandsprodukt, sondern in der Kreativität und der Freude ihrer Bürger“, schloss er.

(vatican news)

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21. September 2024, 10:30