Papst an Jugend: Die Sprache der Liebe sprechen

Es war der letzte öffentliche Termin in Papua-Neuguinea, und eine jener Begegnungen, die Franziskus besonders Freude machen: Das Treffen mit jungen Menschen im Stadion von Port Moresby. In dem Inselstaat mit mehr als 800 Sprachen erinnerte der Papst seine jungen Zuhörer daran, auf „die Sprache der Liebe, der Nähe und des Dienstes“ zu setzen, die „nicht spaltet, sondern eint.“

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Dass Papst Franziskus bei Begegnungen mit jungen Menschen in seinem Element ist, war auch an diesem Montagvormittag (Ortszeit) unverkennbar.

„Liebe Jugendliche, ich wollte nicht von hier abreisen, ohne euch zu getroffen zu haben, denn ihr seid die Hoffnung für die Zukunft!“, sagte er zu den jungen Menschen, die ihm in der Landeshauptstadt Port Moresby mit bunten Tanz- und Gesangseinlagen einen lautstarken Empfang bereiteten. Circa Zehntausend Menschen waren in das nach dem ersten Generalgouverneur Papua-Neuguineas benannte Sir-John-Guise-Stadion gekommen, um den Gast aus Rom aus nächster Nähe zu erleben.

Die jungen Menschen hatten bunte Tanzeinlagen für Papst Franziskus vorbereitet
Die jungen Menschen hatten bunte Tanzeinlagen für Papst Franziskus vorbereitet

Das Lächeln der Hoffnung

„Danke für eure Freude, für die Art und Weise, wie ihr von der Schönheit Papuas erzählt habt, „wo der Ozean dem Himmel begegnet, wo die Träume geboren werden und die Herausforderungen entstehen“, erwiderte der Papst den herzlichen Empfang. „Vor allem bin ich dankbar, weil ihr allen den wichtigen Wunsch mit auf den Weg gegeben habt, „die Zukunft mit einem Lächeln der Hoffnung in Angriff zu nehmen!“

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Die fröhliche Atmosphäre konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Leben in dem Inselstaat, der trotz seiner enormen Bodenschätze mit extremer Armut und Korruption zu kämpfen hat, vor allem für die junge Generation alles andere als leicht ist.

Port Moresby: Die Freude über den Besuch aus Rom war groß
Port Moresby: Die Freude über den Besuch aus Rom war groß


„Unsere jungen Menschen stehen vor tiefgreifenden Herausforderungen, wie dem Leben christlicher Werte innerhalb der Familie und der Gesellschaft, begrenzten Möglichkeiten für Wachstum und Entwicklung und dem starken Einfluss des modernen Lebens,“ brachte John Bosco Auram, Bischof von Kimbe und Verantwortlicher der Jugendkommission von Papua-Neuguinea, den traurigen Stand der Dinge in seiner Grussadresse an den Papst auf den Punkt.

Junge Katholiken des Landes erzählten dem Papst von ihren Problemen
Junge Katholiken des Landes erzählten dem Papst von ihren Problemen

 

Mit ihrer Theaterdarbietung „Inseln der Hoffnung“ illustrierten vier junge Leute dann selbst, welche Probleme ihnen in dem eigentlich reichen Inselstaat am meisten zu schaffen machen: existentielle Sorgen, Umweltschutz, fehlende Bildung und der Verlust der indigenen Kultur in einer immer schnelllebigeren Zeit.

Zu Wort kamen auch drei junge Katholiken, die dem Papst von dem „negativen Einfluss der Gesellschaft, der Sport- und Unterhaltungsindustrie, der sozialen Medien und der Technologie“ erzählten, dem Aufwachsen in zerrütteten Familien und der bitteren Armut, die junge Leute nicht selten dazu treibt, „durch den Verkauf von Drogen und durch Diebstahl zu Geld zu kommen.“

Beim Jugendtreffen im Sir-John-Guise-Stadion
Beim Jugendtreffen im Sir-John-Guise-Stadion

 

Franziskus hörte aufmerksam zu und legte seinen vorbereiteten Redetext schon bald zur Seite, um – wie er es oft und gerne tut - mit seinen jungen Zuhörern in einen Frage-Antwort-Dialog zu treten.

An der biblischen Geschichte vom Turmbau zu Babel illustrierte der Pontifex, was passiert, wenn die Menschen meinen, ohne Gott auskommen zu können.

„Dort sehen wir zwei Modelle aufeinanderprallen, zwei einander entgegengesetzte Weisen, zu leben und eine Gesellschaft aufzubauen: Die eine führt zu Verwirrung und Zerstreuung, die andere zur Harmonie der Begegnung mit Gott und mit den Brüdern und Schwestern. Verwirrung auf der einen Seite, Harmonie auf der anderen.“

Papst Franziskus
Papst Franziskus

 

Die Sprache der Liebe

Mit Blick auf die mehr als 800 Sprachen und Dialekte, die in Papua-Neuguinea gesprochen werden, erinnerte Franziskus daran, dass wir statt der „Sprachen, die spalten und zerstreuen“, eine Sprache bräuchten, die vereint: „Die Sprache des Herzens! Die Sprache der Liebe! Die Sprache der Nähe! Und auch die Sprache des Dienens.“

Hass und Gleichgültigkeit erteilte das Kirchenoberhaupt eine klare Absage. Stattdessen ginge es darum, ein unruhiges Herz zu haben.

Wörtlich sagte Franziskus:

„Ihr müsst wissen, dass Gleichgültigkeit etwas sehr Schlimmes ist, denn dann lässt du andere auf dem Weg zurück, interessierst dich nicht dafür, anderen zu helfen. Die Gleichgültigkeit hat ihre Wurzeln im Egoismus. Im Leben müsst ihr, die ihr jung seid, diese Unruhe des Herzens haben, die euch dazu treibt, euch um andere zu kümmern. Ihr müsst diese Unruhe des Herzens haben, die euch auch untereinander Freundschaften schließen lässt.“

Das Jugendtreffen mit dem Papst
Das Jugendtreffen mit dem Papst

 

Franziskus vergaß auch nicht, den jungen Menschen ans Herz zu legen, die Nähe ihrer Großeltern zu suchen und stets bereit zu sein, Menschen in Not zu helfen.

„Da gibt es ein sehr schönes Lied - und es wäre schön, wenn ihr den Text lernen könntet -, ein Bergsteiger-Lied, das junge Leute singen, wenn sie in den Alpen, in den Bergen unterwegs sind. Und dieses Lied geht so: „Beim Erklimmen der Gipfel kommt es nicht darauf an, dass man nicht fällt, sondern dass man nicht liegen bleibt“. …Wenn du einen Freund, einen gleichaltrigen Kameraden siehst, der gefallen ist, was sollst du dann tun? Ihn auslachen? Nein, du musst zu ihm heruntersehen und ihm aufhelfen. Denkt daran, dass wir nur in einer Situation im Leben auf jemand anderen herabschauen dürfen: um ihm aufzuhelfen. Um ihm zu helfen, wiederaufzustehen.“

Papst Franziskus im Papamobil
Papst Franziskus im Papamobil

 

Nach dem Treffen mit der Jugend Papua-Neuguineas hieß es für den Papst Abschied nehmen. Zwei Stationen stehen bei seiner Vierländerreise noch auf dem Programm: Osttimor und Singapur. Am 13. September geht es wieder zurück nach Rom.

(vaticannews - skr)
 

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09. September 2024, 06:13