Papst bei Messe in Jakarta: Seid Baumeister der Hoffnung!
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Dabei empfahl er auch, Mutter Teresa von Kalkutta als Vorbild zu nehmen. Indien statt Indonesien? Wer sich fragt, wie Papst Franziskus wohl auf die berühmte Ordensfrau kam, die Papst Franziskus 2016 persönlich heilig sprach und die in Indien wirkte: Die katholische Kirche begeht am 5. September den Gedenktag von Mutter Teresa. Daran erinnerte der Papst und wies darauf hin, dass sie nicht nur besonders für die Armen da gewesen, sondern auch eine „Förderin des Friedens und des Dialogs" gewesen sei. Mit Frieden und Dialog war er dann schon wieder bei zwei Themen, die er bei dieser Reise oft betont:
„Werdet nicht müde, zu träumen und wieder eine Zivilisation des Friedens aufzubauen! Wagt es immer, den Traum der Geschwisterlichkeit zu träumen, der ein wahrer Schatz unter euch ist. Auf das Wort des Herrn hin ermutige ich euch, Liebe zu säen, vertrauensvoll den Weg des Dialogs zu beschreiten und weiterhin Güte und Freundlichkeit zu zeigen", gab Papst Franziskus seinen Zuhörern im gut gefüllten Fußballstadion in Jakarta mit auf den Weg. Laut örtlichen Behörden waren etwas weniger als 100.000 Gläubige gekommen. Katholiken sind eine kleine Minderheit im mehrheitlich muslimischen Indonesien. Der dortige Islam gilt traditionell zwar als gemäßigt; doch der Dialog der Religionen ist auch in der drittgrößten Demokratie der Welt komplizierter geworden.
Das Motto der Papst-Reise in Indonesien „Glaube, Geschwisterlichkeit, Barmherzigkeit“, betont die Bedeutung von Glauben, Geschwisterlichkeit und Mitgefühl in einem Land, das durch eine große Vielfalt von Ethnien, Kulturen und Religionen geprägt ist. Und die Worte des Papstes strahlen natürlich auch über das Reiseland hinaus - mit Blick auf die zahlreichen Orte, an denen Friede, Dialog und Geschwisterlichkeit dringend nötig sind.
Indonesien würdigte Papst Franziskus als Berufen zum Dialog und er ermutigte alle, auch in schwierigen Lagen nicht zu verzagen:
„Brüder und Schwestern, angesichts der vielen Aufgaben unseres täglichen Lebens, angesichts des Rufs, den wir alle verspüren, eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen und auf dem Weg des Friedens und des Dialogs weiterzugehen – dieser Weg des Dialogs, der hier in Indonesien schon lange vorgezeichnet ist - angesichts all dieser Dinge, fühlen wir uns vielleicht manchmal unzulänglich, spüren wir die Last unserer vielen Bemühungen, die nicht immer die erhofften Früchte bringen, oder unserer Herzen, die uns auf dem Weg aufzuhalten scheinen."
In solchen Situationen solle man sich an das Evangelium erinnern, und wie Petrus auf Gott vertrauen, sagte Franziskus mit Bezug zum Tagesevangelium (Lk 5, 1-11). Das berichtet, dass Petrus in Vertrauen auf Gott beim Fischen die Netze erneut auswarf, obwohl sie vorher stets leer gewesen waren - und dann so viel fing, dass die Netze fast zerrissen.
„Also bitte, bleiben wir nicht Gefangene unseres Versagens, sondern schauen wir auf Jesus, statt starr auf unsere leeren Netze zu blicken (...) – auf Jesus schauen und ihm vertrauen. Er wird uns voranbringen", so der Appell des Papstes. Er lud dann zu einem Moment der Stille, in der jeder über die Momente nachdenken solle, in denen er versagt habe, um dann „mit dem Mut des Wortes Gottes" voranzugehen.
Franziskus rief zudem in seiner Predigt besonders dazu auf, das Wort Gottes zu hören - und es auch konkret im Leben umzusetzen. Mit Blick auf Indonesien verriet der Papst in freier Rede bei seinem letzten großen Termin vor Ort auch noch, dass er besonders die Freundlichkeit der Indonesier schätze:
„Hat man euch das schon mal gesagt, dass ihr ein Volk seid, das viel lächelt? Verliert bitte nie dieses Lächeln und geht weiter. Seid Baumeister des Friedens. Seid Baumeister der Hoffnung!"
Dank der Indonesier
Zelebrant bei der großen Schlussmesse war Kardinal Ignatius Suharyo, der Erzbischof von Jakarta. Er dankte Papst Franziskus zum Ende der Messe für seinen Besuch in dem so weit entfernten Land und betonte: „An der Seite unserer Brüder und Schwestern mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund wollen wir Katholiken in einem Geist der Synodalität weiter im Glauben an Jesus Christus wachsen. Zeichen dieses Wachstums im Glauben - das die Frucht ist, die wir uns erhoffen - ist eine echte Geschwisterlichkeit, die alle Menschen als Brüder und Schwestern betrachtet."
Ausdruck echter Geschwisterlichkeit sei eine „barmherzige Haltung, die sich in der besonderen Sorge um die Kleinen, die Schwachen, die Armen, die Ausgegrenzten, die Menschen mit Behinderungen zeigt", erklärte der Kardinal. Bei der Papstmesse war zuvor die erste Lesung übrigens von einem Blinden vorgetragen worden; er las den Text per Brailleschrift vor. Der Erzbischof von Jakarta betonte zudem eine gemeinsame Sorge für die Schöpfung.
Viva il Papa
Papst Franziskus richtete zum Ende der Messe dann wie üblich auch noch einige Dankesworte an sein Besuchsland - bei dieser Gelegenheit gab er in freier Rede der kleinen Katholikenherde auf Italienisch noch mit, „chiasso", also „Lärm", zu machen, um das Evangelium zu verkünden. „Und das ist es, worum ich auch euch bitte: Macht Lärm, macht viel Lärm!" Mit ähnlichen Worten wendet er sich übrigens auch immer wieder an Jugendliche.
Die Zuhörer ließen sich das jedenfalls nicht zwei Mal sagen. Für Franziskus gab es großen Applaus nach diesen Dankesworten und - nachdem die Messe beendet war - war aus der Menge deutlich vernehmlich auf Italienisch „Viva il Papa" (Es lebe der Papst) zu hören.
Freitag geht es nach Papua-Neuguinea
Die Messe im Nationalstadion am Donnerstagabend (Ortszeit) war der letzte offizielle Programmpunkt des Indonesienbesuchs. Freitagfrüh (Ortszeit) reist Papst Franziskus weiter nach Papua-Neuguinea; ab Montag folgen noch Osttimor und Singapur.
Papst Franziskus hat am Montagabend eine zwölftägige Reise durch Südostasien und Ozeanien begonnen. Bis 13. September besucht er nacheinander Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Erste Station der bisher längsten Auslandsreise im Pontifikat von Franziskus war die Millionenmetropole Jakarta.
(vatican news - sst)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.