Wortlaut: Angelus des Papstes

Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Sonntag bei seinem Angelusgebet gehalten hat, in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Sämtliche Wortmeldungen des Papstes werden in ihrer amtlichen deutschen Fassung auf der Internetseite des Heiligen Stuhls veröffentlicht.

Liebe Brüder und Schwestern, einen schönen Sonntag!

Das Evangelium der heutigen Liturgie erzählt uns, dass Jesus, nachdem er die Jünger gefragt hat, was die Menschen von ihm dächten, diese direkt befragt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mk 8,29). Petrus antwortet im Namen der ganzen Gruppe und sagt: „Du bist der Christus“, das heißt der Messias (V. 30). Als Jesus jedoch beginnt, über das Leiden und den Tod zu sprechen, die ihn erwarten, widerspricht derselbe Petrus, und Jesus weist ihn scharf zurecht: „Tritt hinter mich, du Satan! … Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ (V. 33).

Wenn wir die Haltung des Apostels Petrus betrachten, können auch wir uns die Frage stellen, was es wirklich bedeutet, Jesus zu kennen. … Tatsächlich antwortet Petrus einerseits vollkommen richtig, indem er Jesus sagt, dass Er der Christus ist. Doch hinter diesen richtigen Worten steht immer noch ein Denken „nach Menschenart“, eine Mentalität, die sich einen starken und siegreichen Messias vorstellt, der nicht leiden und sterben kann. Die Worte, mit denen Petrus antwortet, sind also „richtig“, aber seine Art zu denken hat sich nicht geändert.

„In Wirklichkeit reicht es nicht aus, um den Herrn zu kennen, nur etwas über Ihn zu wissen“

Er muss seine Denkweise noch ändern, er muss sich noch bekehren. Und dies ist eine wichtige Botschaft auch für uns. Denn auch wir haben etwas über Gott gelernt, wir kennen die Lehre, wir sprechen die Gebete in korrekter Weise, und vielleicht beantworten wir die Frage „Wer ist Jesus für dich?“ recht, mit einer Formel aus dem Katechismus.

Aber sind wir sicher, dass dies bedeutet, Jesus wirklich zu kennen? In Wirklichkeit reicht es nicht aus, um den Herrn zu kennen, nur etwas über Ihn zu wissen. Es ist vielmehr notwendig, Ihm zu folgen, sich von seinem Evangelium berühren und verändern zu lassen. Es geht also darum, eine Beziehung zu ihm zu haben, eine Begegnung, … die das Leben verändert: Sie verändert die Art zu sein, sie verändert die Art zu denken, die Beziehungen zu den Brüdern und Schwestern, die Bereitschaft anzunehmen und zu vergeben, die Entscheidungen, die du im Leben triffst. Alles ändert sich, wenn du Jesus wirklich kennengelernt hast! …

„Frage ich mich, wer Jesus für mich ist und welchen Platz er in meinem Leben einnimmt?“

Brüder und Schwestern, der lutherische Theologe und Pastor Bonhoeffer, ein Opfer des Nationalsozialismus, hat geschrieben: „Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, was das Christentum oder auch wer Christus heute für uns eigentlich ist“ (Widerstand und Ergebung. Werkausgabe, Band 8, Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, 1998, 402 ). Leider stellen sich viele diese Frage nicht mehr und bleiben „unbewegt, eingeschlafen“ auch fern von Gott.

Dabei ist es vielmehr wichtig, sich zu fragen: Lasse ich mich aufstören, frage ich mich, wer Jesus für mich ist und welchen Platz er in meinem Leben einnimmt? Hierbei möge uns die heilige Maria helfen, die Jesus gut kannte.

(vatican news – mr)

 

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15. September 2024, 12:09