Wortlaut: Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz
Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer amtlichen deutschen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!
Gleich nach seiner Taufe im Jordan wurde Jesus ‚vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden‘ (Mt 4,1). Die Initiative geht nicht von Satan aus, sondern von Gott aus. Indem er in die Wüste geht, gehorcht Jesus einer Eingebung des Heiligen Geistes, er tappt nicht etwa in eine Falle des Feindes, nein, nein! Nachdem er die Prüfung bestanden hatte, kehrte er - so steht es geschrieben - nach Galiläa zurück, ‚erfüllt von der Kraft des Heiligen Geistes‘ (Lk 4,14).
Jesus ist in der Wüste den Satan losgeworden und kann nun auch andere vom Satan befreien. Er hat sich befreit und er befreit vom Teufel. Das betonen die Evangelisten mit den zahlreichen Geschichten über die Befreiung von Dämonen. Jesus sagt zu seinen Gegnern: ‚Wenn ich im Geist Gottes die Dämonen austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen‘ (Mt 12,28). Und Jesus treibt die Dämonen mit dem Streben nach dem Reich Gottes aus.
Heute erleben wir ein seltsames Phänomen in Bezug auf den Teufel. Auf einer bestimmten kulturellen Ebene glaubt man, dass es ihn in Wirklichkeit gar nicht gibt. Er wäre lediglich ein Symbol des kollektiven Unbewussten oder der Entfremdung, kurzum: eine Metapher. ‚Der größte Trick des Teufels ist es, die Menschen glauben zu lassen, dass es ihn nicht gibt‘, wie jemand einmal geschrieben hat (Charles Baudelaire). Er ist gerissen: Er lässt uns glauben, dass es ihn nicht gibt, und beherrscht so alles. Er ist gerissen. Und doch wimmelt es in unserer technisierten und säkularisierten Welt von Magiern, Okkultisten, Spiritisten, Astrologen, Verkäufern von Zaubersprüchen und Amuletten und leider auch von echten satanischen Sekten. Der Teufel, der durch die Tür vertrieben wurde, ist – man könnte sagen: durch das Fenster – wieder hereingekommen. Aus dem Glauben vertrieben, kommt er mit dem Aberglauben wieder herein. Und wenn man abergläubisch ist, spricht man unbewusst mit dem Teufel. Mit dem Teufel unterhält man sich nicht.
Der stärkste Beweis für die Existenz des Satans ist nicht in den Sündern oder den Besessenen zu finden, sondern in den Heiligen! ,Und warum, Vater?' Ja, es ist wahr, dass der Teufel in bestimmten extremen und ‚unmenschlichen‘ Formen des Bösen und der Schlechtigkeit, die wir um uns herum sehen, präsent und aktiv ist. Aber im Einzelfall ist es jedoch praktisch unmöglich, die Gewissheit zu erlangen, dass es sich tatsächlich um ihn handelt, da wir nicht genau wissen können, wo sein Handeln endet und unser eigenes Böses beginnt. Deshalb ist die Kirche sehr vorsichtig und sehr streng bei der Ausübung des Exorzismus, anders als es leider in manchen Filmen geschieht!
Es ist gerade das Leben der Heiligen, das den Teufel zwingt, an die Öffentlichkeit zu treten und sich ‚gegen das Licht‘ zu stellen. Manche mehr, manche weniger, doch alle Heiligen und großen Gläubigen geben Zeugnis von ihrem Kampf mit dieser obskuren Realität, und man kann nicht ernsthaft annehmen, dass sie alle getäuscht oder nur Opfer der Vorurteile ihrer Zeit waren.
Der Kampf gegen den Geist des Bösen wird so gewonnen, wie Jesus ihn in der Wüste gewonnen hat: durch das Wort Gottes. Es gilt zu beachten, dass Jesus nicht mit dem Teufel redet, das hat er nie getan. Er treibt ihn entweder aus, oder er verurteilt ihn, aber er führt keinen Dialog. Und in der Wüste antwortet er nicht mit seinem Wort, sondern mit dem Wort Gottes. Brüder, Schwestern, führt niemals einen Dialog mit dem Teufel; wenn er mit Versuchungen kommt, „aber es wäre schön, dies zu tun, es wäre schön, das andere zu tun“: hört auf. Erhebt euer Herz zum Herrn, betet zur Gottesmutter und treibt ihn aus, wie Jesus uns gelehrt hat, ihn auszutreiben. Petrus schlägt auch ein anderes Mittel vor, das Jesus nicht brauchte, wir aber schon, nämlich Wachsamkeit: ‚Seid nüchtern, seid wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann‘ (1 Petr 5,8). Und der heilige Paulus sagt uns: ‚Gebt dem Teufel keinen Raum‘ (Eph 4,27).
Nachdem Christus am Kreuz die Macht des ‚Fürsten dieser Welt‘ (Joh 12,31) für immer besiegt hat, ist der Teufel - so ein Kirchenvater – ‚gefesselt wie ein Hund an einer Kette; er kann niemanden beißen, es sei denn, jemand nähert sich ihm, indem er der Gefahr trotzt.... Er kann bellen, er kann toben, aber er kann nicht beißen…‘ (Cäsarius von Arles).
Wenn du ein Narr bist und zum Teufel gehst und [sagst]: „Ah, wie geht es dir? ...“ und so weiter, ruiniert dich das. Der Teufel? - Distanz! Mit dem Teufel führt man keinen Dialog! Du jagst ihn weg. Distanz! Und wir, wir alle!, haben die Erfahrung gemacht, wie der Teufel bei manchen Versuchungen vorgeht. Die Versuchung der Zehn Gebote: Wenn wir das hören, bleiben wir stehen, gehen auf Distanz; nähern uns nicht dem Hund, der mit einer Kette gefesselt ist.
Die moderne Technologie bietet beispielsweise neben vielen positiven Ressourcen, die durchaus wertzuschätzen sind, auch unzählige Möglichkeiten, ‚dem Teufel Raum zu geben‘, und viele fallen darauf herein. Denken wir an die Pornographie im Netz, hinter der ein blühender Markt steht: wir wissen es alle. Es ist der Teufel, der dort wirkt. Und es ist ein weit verbreitetes Phänomen, vor dem sich die Christen jedoch hüten und das sie entschieden ablehnen müssen. Denn jedes Mobiltelefon hat Zugang zu dieser Brutalität, dieser Sprache des Teufels: Netzpornografie.
‚Treib weit von uns des Feinds Gewalt,
in deinem Frieden uns erhalt,
dass wir, geführt von deinem Licht,
in Sünd und Elend fallen nicht.‘
Seid vorsichtig, denn der Teufel ist gerissen - aber wir Christen sind mit Gottes Gnade schlauer als er. Ich danke Ihnen.
(vatican news - sk/pr)
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