Christusikone (Ausschnitt) Christusikone (Ausschnitt) 

Dilexit nos: Die schönsten Zitate aus der Enzyklika

Hier finden Sie die schönsten Sätze aus der neuen Enzyklika von Papst Franziskus, ausgewählt von unserer Redaktion.

Zurück zum Herzen

Um die Liebe Christi auszudrücken wird oft das Symbol des Herzens verwendet. Manche fragen sich, ob es heute noch eine gültige Bedeutung besitzt. Aber wenn wir versucht sind, uns an der Oberfläche zu bewegen, in Hektik zu leben, ohne letztendlich zu wissen, wozu, wenn wir Gefahr laufen, zu unersättlichen Konsumenten werden, zu Sklaven eines Marktsystems, das sich nicht für den Sinn unseres Lebens interessiert, dann tut es not, die Bedeutung des Herzens wieder neu zu entdecken. (2)

Hier hören Sie ein Interview mit dem Hildesheimer Bischof Wilmer zur Enzyklika

Hier sind wir wir selbst

Der bloße Schein, Verstellung und Täuschung schaden dem Herz und verderben es. Jenseits der vielen Versuche, etwas zu zeigen oder auszudrücken, was wir nicht sind, ist das Herz das alles Entscheidende: dort zählt nicht, was man nach außen hin zeigt oder was man verbirgt, dort sind wir wir selbst. Und das ist die Grundlage eines jeden tragfähigen Plans für unser Leben, denn ohne das Herz kann nichts von Wert aufgebaut werden. Äußerlichkeiten und Lügen bieten nur Leere. (6)

Die entscheidenden Fragen

Anstatt nach oberflächlichen Befriedigungen zu suchen und den anderen etwas vorzuspielen, ist es besser, wichtige Fragen aufkommen zu lassen: wer bin ich wirklich, was suche ich, welchen Sinn will ich meinem Leben, meinen Entscheidungen oder meinen Handlungen geben; warum und wozu bin ich auf dieser Welt, wie will ich mein Leben bewerten, wenn es zu Ende geht, welchen Sinn will ich allem, was ich erlebe, geben, wer will ich vor den anderen sein, wer bin ich vor Gott. Diese Fragen führen mich zu meinem Herzen. (8)

Es fehlt das Herz

In der heutigen Gesellschaft läuft der Mensch Gefahr, den Mittelpunkt, seine eigene Mitte zu verlieren. Der Mensch von heute ist oft zerstreut, gespalten, fast ohne ein inneres Prinzip, das in seinem Denken und Handeln Einheit und Harmonie schafft. Vielverbreitete Verhaltensmodelle verschärfen die technologisch-rationelle oder, umgekehrt, triebmäßige Dimension. Es fehlt das Herz. (9)

Wenn man das Herz abwertet…

Wenn man das Herz abwertet, verliert auch das Mit-dem-Herzen- sprechen, das Mit-dem-Herzen-handeln, das Reifen und Heilen im Herzen an Bedeutung. Wenn das Spezifische des Herzens nicht anerkannt wird, gehen uns die Antworten verloren, die der Verstand allein nicht geben kann, verlieren wir die Begegnung mit den Anderen, verlieren wir die Poesie. Und wir verlieren die Geschichte und unsere Geschichten, denn das wahre persönliche Abenteuer nimmt im Herzen seinen Ausgang. Am Ende des Lebens wird nur das von Bedeutung sein. (11)

Der Algorithmus

Man könnte sagen, dass ich letztlich mein Herz bin, denn es ist das, was mich ausmacht, was mich in meiner geistigen Identität prägt und mich mit den anderen Menschen verbindet. Der Algorithmus, der in der digitalen Welt am Werk ist, zeigt, dass unsere Gedanken und unsere Willensentscheidungen viel mehr „Standard“ sind, als wir gedacht hätten. Sie sind leicht vorhersehbar und manipulierbar. Nicht so das Herz. (14)

Das Anti-Herz

Das Anti-Herz ist eine Gesellschaft, die zunehmend von Narzissmus und Selbstbezogenheit beherrscht wird. Schließlich kommt es zum Verlust der Sehnsucht, weil der andere aus dem Blickfeld gerät und wir uns in uns selbst verschließen, ohne die Fähigkeit zu gesunden Beziehungen. Infolgedessen werden wir unfähig, Gott anzunehmen. Wie Heidegger sagen würde: Um das Göttliche zu empfangen, müssen wir ein »Gasthaus« bauen. (17)

KI und die Poesie

Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz dürfen wir nicht vergessen, dass zur Rettung des Menschen Poesie und Liebe notwendig sind. Was kein Algorithmus erfassen kann, ist zum Beispiel der Augenblick in der Kindheit, an den man sich mit Zärtlichkeit erinnert… (20)

Wofür wir geschaffen sind

Letztendlich kommt der Mensch dann voll und ganz zu seiner Identität, wenn im Herzen die Liebe regiert, denn jeder Mensch wurde vor allem für die Liebe geschaffen; er ist bis in seine tiefsten Fasern hinein dazu geschaffen, zu lieben und geliebt zu werden. (21)

Habe ich ein Herz?

Beim Nachdenken, beim Suchen, beim Meditieren über das eigene Sein und die eigene Identität, bei der Beschäftigung mit den höheren Fragen, beim Nachdenken über den Sinn des eigenen Lebens, bei der Suche nach Gott, selbst wenn man den Eindruck hat, etwas von der Wahrheit erahnt zu haben, bedarf es doch letztlich einer höchsten Erfüllung in der Liebe. In der Liebe spürt der Mensch, dass er weiß, warum und zu welchem Zweck er lebt. So mündet alles in Verbindung und Harmonie. Deshalb ist die vielleicht entscheidendste Frage, die sich jeder angesichts des eigenen persönlichen Geheimnisses stellen kann: Habe ich ein Herz? (23)

Wo der Philosoph stehen bleibt

Dort, wo der Philosoph mit seinem Denken stehen bleibt, liebt das gläubige Herz, es betet an, bittet um Vergebung und erklärt sich bereit, an dem Platz zu dienen, den der Herr ihm anbietet, um ihm zu folgen. Dann erkennt es, dass es Gottes „Du“ ist und dass es ein „Ich“ sein kann, weil Gott ein „Du“ für es ist. (25)

Ruine einer Kirche am spanischen Fluss Ebro
Ruine einer Kirche am spanischen Fluss Ebro

Erbarmen mit der verwundeten Erde

Vor dem Herzen Christi bitte ich den Herrn, noch einmal Erbarmen zu haben mit dieser verwundeten Erde, die er als einer von uns bewohnen wollte. Möge er die Schätze seines Lichts und seiner Liebe ausschütten, damit unsere Welt, die inmitten von Kriegen, sozioökonomischen Ungleichgewichten, Konsumismus und dem menschenfeindlichen Einsatz von Technologie überlebt, das Wichtigste und Nötigste wiederfindet: das Herz. (31)

Jesu Art, uns zu lieben

Die Art und Weise, in der Christus uns liebt, wollte er uns nicht allzu sehr erklären. Er hat sie durch seine Taten gezeigt. (33)

Worauf Jesus heute wartet

Jesus wartet heute darauf, dass du ihm die Gelegenheit gibst, dein Leben zu erhellen, dich aufzurichten, dich mit seiner Kraft zu erfüllen… Er findet immer einen Weg, sich in deinem Leben zu zeigen, damit du ihm begegnen kannst. (38)

Wir verehren nicht ein Organ

Die Verehrung des Herzens Christi ist nicht ein von der Person Jesu losgelöster Kult um ein Organ. Das, was wir betrachten und anbeten, ist der ganze Jesus Christus, der Mensch gewordene Sohn Gottes, dargestellt in einem Bild, das sein Herz besonders betont… Wir verehren zwar das Bild, das ihn darstellt, aber die Anbetung gilt ausschließlich dem lebendigen Christus… Deshalb sollte niemand denken, dass uns diese Andachtsform von Jesus Christus und seiner Liebe trennen oder ablenken kann. Sie führt uns unmittelbar und direkt zu ihm und zu ihm allein… (48.49.51)

Eine Bitte an die Spötter

Ich bitte darum, dass sich niemand über die Ausdrucksformen frommer Hingabe des gläubigen Gottesvolkes lustig macht, das in seiner Volksfrömmigkeit versucht, Christus zu trösten. Und ich lade einen jeden ein, sich zu fragen, ob in manchen Erscheinungsformen dieser Liebe, die den Herrn zu trösten sucht, nicht mehr Vernunft, mehr Wahrheit und mehr Weisheit steckt als in den kalten, unnahbaren, berechneten und minimalistischen Taten der Liebe, zu denen wir fähig sind, die wir behaupten, einen reflektierteren, kultivierteren und reiferen Glauben zu besitzen. (160)

Seien wir ehrlich

Das christliche Lebensmodell ist attraktiv, wenn es ganzheitlich gelebt und zum Ausdruck gebracht werden kann: nicht als bloße Zuflucht in religiöse Empfindungen oder in prunkvolle Rituale. Was wäre das für ein Dienst an Christus, wenn wir uns mit einer individuellen Beziehung begnügen würden, ohne Interesse daran, den anderen zu helfen, so dass sie weniger leiden und besser leben? Wird es dem Herzen, das so sehr liebte, etwa gefallen, wenn wir in einer innerlichen religiösen Erfahrung ohne geschwisterliche und soziale Auswirkungen verharren? Seien wir ehrlich und lesen wir das Wort Gottes in seiner Gesamtheit. Aber aus demselben Grund sagen wir, dass es sich auch nicht um eine soziale Förderung ohne tieferen religiösen Sinn handelt, die letztlich darauf hinausliefe, für den Menschen weniger zu wollen als das, was Gott ihm geben möchte. (205)

Sprache ohne Worte

Wenn wir uns bemühen, jemandem zu helfen, bedeutet das nicht, dass wir Jesus darüber vergessen. Im Gegenteil, wir finden ihn auf andere Weise. Und wenn wir versuchen, jemanden aufzurichten und zu heilen, ist Jesus an unserer Seite. Erinnern wir uns daran: »Der Herr stand ihnen bei« (Mk 16,20), als er die Jünger zur Mission aussandte. Er ist da, arbeitet, kämpft und tut Gutes mit uns. Es ist seine Liebe, die sich in unserem Dienst auf geheimnisvolle Weise zeigt, er selbst ist es, der zur Welt in jener Sprache spricht, die manchmal keine Worte hat. (214)

Ergebnisse sind nicht wichtig

In gewisser Weise musst du ein Missionar bzw. eine Missionarin sein, wie es die Apostel Jesu und die ersten Jünger waren, die hinausgingen, um die Liebe Gottes zu verkünden, die hinausgingen, um zu sagen, dass Christus lebt und es sich lohnt ihn kennenzulernen… Das ist auch deine Aufgabe. Jeder erfüllt sie auf seine Weise, und du wirst erkennen, wie du Missionar bzw. Missionarin sein kannst. Jesus verdient es. Wenn du dazu den Mut hast, wird er dich erleuchten. Er wird dich begleiten und stärken, und du wirst eine wertvolle Erfahrung machen, die dir sehr gut tun wird. Es ist nicht wichtig, ob du Ergebnisse sehen kannst, überlasse das dem Herrn, der im Verborgenen der Herzen wirkt, aber höre nicht auf, dich bei dem Versuch, anderen die Liebe Christi zu vermitteln, zu freuen. (216)

Außerhalb des Räderwerks

Heute ist alles käuflich und bezahlbar, und es scheint, dass Sinn und Würde von Dingen abhängen, die man durch die Macht des Geldes erwirbt. Wir werden getrieben, nur anzuhäufen, zu konsumieren und uns abzulenken, gefangen in einem entwürdigenden System, das uns nicht erlaubt, über unsere unmittelbaren und armseligen Bedürfnisse hinauszusehen. Die Liebe Christi steht außerhalb dieses abartigen Räderwerks, und er allein kann uns von diesem Fieber befreien, in dem es keinen Platz mehr für eine bedingungslose Liebe gibt. Er ist in der Lage, dieser Erde ein Herz zu verleihen und die Liebe neu zu beleben, wo wir meinen, die Fähigkeit zu lieben sei für immer tot. (218)

(vatican news – sk)
 

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24. Oktober 2024, 12:03