Papst fordert globale Inklusion: „Jeder Mensch ist ein Geschenk“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Anlässlich des G7-Gipfels zum Thema Inklusion und Behinderungen wandte sich Papst Franziskus am Donnerstag, dem 17. Oktober 2024, mit einer leidenschaftlichen Rede an die Teilnehmer. Er würdigte ihre Bemühungen für die Rechte und die Würde von Menschen mit Behinderungen und forderte einen Paradigmenwechsel im Umgang mit diesen Menschen: „Statt von 'Ungleichheiten' sollten wir von 'unterschiedlichen Fähigkeiten' sprechen“, erklärte der Papst. Er erinnerte daran, dass jede Person individuelle Talente besitze, die zur Gesellschaft beitragen können, und sprach sich dafür aus, die Welt für alle zugänglicher und gerechter zu gestalten.
Die „Charta von Solfagnano“ als Meilenstein
Der Papst hob die „Charta von Solfagnano“ hervor, die am Tag zuvor von den G7-Delegierten unterzeichnet wurde. Diese Charta legt zentrale Prinzipien fest, um Inklusion, Zugänglichkeit, ein unabhängiges Leben und die Befähigung von Menschen mit Behinderungen weltweit zu fördern. Franziskus erklärte, dass diese Anliegen auch tief in der Lehre der Kirche über die Würde des Menschen verwurzelt seien. „Jeder Mensch ist ein integraler Bestandteil der universellen Familie, und niemand sollte Opfer einer Kultur der Ablehnung werden“, betonte der Papst und fügte hinzu, dass die Missachtung der Würde von Menschen mit Behinderungen die gesamte Gesellschaft schwäche.
Von Wohlfahrt zur Gerechtigkeit
Die Worte des Papstes zielten darauf ab, eine Veränderung in der weltweiten Wahrnehmung und Behandlung von Menschen mit Behinderungen herbeizuführen. Er kritisierte eine rein wohlfahrtsstaatliche Herangehensweise und forderte Gerechtigkeit und Respekt für die Würde dieser Menschen. „Es geht nicht nur darum, die Strukturen anzupassen, sondern auch die Mentalität zu ändern“, erklärte er. Echte Inklusion bedeute, Menschen mit Behinderungen als vollwertige Teilnehmer am gesellschaftlichen Leben zu sehen.
Der Papst hob zudem die Bedeutung der Arbeit hervor und erklärte, dass der Ausschluss von Menschen mit Behinderungen vom Arbeitsmarkt eine schwerwiegende Form der Diskriminierung darstelle. „Arbeit ist Würde“, sagte er, „und sie ist die Salbung der Würde.“ Dies gelte auch für den Zugang zu kulturellen und sportlichen Aktivitäten, denn der Ausschluss davon verletze ebenfalls die Menschenwürde.
Technologie als Schlüssel zur Inklusion
Ein weiteres zentrales Thema seiner Rede war der Einsatz moderner Technologien zur Förderung der Inklusion. Papst Franziskus forderte, dass technologische Fortschritte im Dienste des Gemeinwohls stehen und allen zugänglich sein sollten, um bestehende Ungleichheiten abzubauen, anstatt sie zu verstärken. „Neue Technologien können ein wirksames Instrument für die Integration und Beteiligung sein, wenn sie für alle zugänglich gemacht werden“, betonte er.
Besondere Verantwortung in Krisenzeiten
Der Papst richtete einen eindringlichen Appell an die internationale Gemeinschaft, in humanitären Krisen und bei Klimakatastrophen Menschen mit Behinderungen nicht zu vergessen. Diese seien in solchen Situationen oft besonders gefährdet und benötigten gezielte Unterstützung. „Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass Menschen mit Behinderungen in diesen Situationen nicht zurückgelassen werden, dass sie geschützt und angemessen betreut werden“, forderte er. Ein System zur Katastrophenprävention und Nothilfe müsse auch den spezifischen Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen Rechnung tragen.
Die Kultur der Begegnung entwickeln
Franziskus erinnerte an Franz von Assisi und dessen Liebe zu den Schwächsten, die den wahren Reichtum in der Begegnung mit anderen Menschen fand. Er forderte die Teilnehmer des G7-Gipfels auf, sich für eine „Kultur der Begegnung“ einzusetzen, die den Trend zur Ausgrenzung überwinde. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei die Integration älterer Menschen in die Gesellschaft, die oft Opfer einer „Wegwerfenkultur“ würden. Der Papst erzählte die Geschichte eines Großvaters, der aufgrund seines Alters und seiner Behinderung aus dem Familienleben ausgeschlossen wurde – eine Mahnung, dass „das, was wir mit alten Menschen machen, unsere Kinder mit uns machen werden“.
Appell zur Solidarität
Papst Franziskus’ Ansprache schloss mit einem Appell zur Solidarität und dem Aufruf, gemeinsam für eine Welt zu arbeiten, in der die Würde jedes Menschen geachtet und anerkannt wird. „Jeder Mensch ist ein Geschenk, und die Gesellschaft wird reicher durch die Inklusion aller, besonders der Schwächsten“, sagte er. Die Worte des Papstes spiegelten nicht nur die Vision der katholischen Kirche wider, sondern boten auch eine moralische Orientierung für eine gerechtere und inklusivere Welt.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.