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Franziskus fordert Theologie der Nähe im Mittelmeerraum

Papst Franziskus hat in einer Videobotschaft zur Eröffnung des akademischen Jahres der Päpstlichen Theologischen Fakultät Sizilien die Notwendigkeit einer lebendigen Theologie im Mittelmeerraum hervorgehoben. Die Theologie müsse sich im Alltag der Menschen verankern, um Gerechtigkeit zu fördern und den Dialog zwischen Kulturen und Religionen zu stärken.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Papst Franziskus hat anlässlich der Eröffnung des neuen akademischen Jahres der Päpstlichen Theologischen Fakultät Sizilien in Palermo eine lebendige, kontextuelle Theologie für den Mittelmeerraum gefordert. In seiner Videobotschaft vom 16. Oktober hob er hervor, dass die Theologie im Alltag der Menschen verankert sein müsse und sich dabei auf Gerechtigkeit, die Überwindung von Ungleichheiten sowie den Schutz unschuldiger Opfer konzentrieren solle, wie beispielsweise jener, die unter der Gewalt der Mafia leiden. Franziskus betonte, dass Theologen einen „Sprung der Nähe“ machen müssen, indem sie sich der menschlichen Realität widmen, wie Christus es tat – „der sich bis zum Kleinsten herabgelassen hat“.

„Schrei der Opfer der Mafia“

Der Papst identifizierte mehrere Herausforderungen, die sich aus der Lage des Mittelmeerraums ergeben: der ökumenische Dialog mit den Ostkirchen, der interreligiöse Austausch mit Islam und Judentum, der Einsatz für Menschenwürde in einem oft vom Tod geprägten „Mare nostrum“, die kulturelle Kraft der Volksfrömmigkeit, die Bedeutung der Literatur für die Wiedergewinnung der kulturellen Würde und der „Schrei der Opfer der Mafia“. In diesem Kontext solle eine Theologie entstehen, die sich durch das konkrete Leben der Menschen inspirieren lässt und zur Berufung für alle wird. „Kultiviert eine Theologie, die mit der Geschichte verbunden ist, so wie Gott sich im Fleisch des Sohnes mit unseren Tränen und Hoffnungen verbunden hat“, appellierte Franziskus.

Mit Blick auf den Besuch von Papst Johannes Paul II. in Sizilien im Jahr 1982 ermutigte Franziskus die Studenten, „das Handwerk der Theologie zu erlernen“ und „Netze des Heils“ zu knüpfen – Netze, die im Geiste Jesu und der Gnade Gottes gewoben sind. Diese Netze sollen ein Ausdruck der Nächstenliebe sein und die Kirche im Mittelmeerraum weiterhin als Werkzeug des Heils positionieren. Theologie, so der Papst, müsse auf den Knien vor dem Nächsten praktiziert werden und den Stil der Fußwaschung und des barmherzigen Samariters annehmen. Theologen sollten mit ihren Händen „die Umarmung Gottes“ erzählen und „Zärtlichkeit“ anbieten – „den Stil Gottes“.

 Zeugnis bis hin zum Martyrium

Franziskus unterstrich, dass die Theologie oft auch das Zeugnis bis hin zum Martyrium umfasse. Er erinnerte an große sizilianische Persönlichkeiten, die ihr Leben für die Gerechtigkeit geopfert haben, wie Pater Pino Puglisi und die Richter Rosario Livatino, Paolo Borsellino und Giovanni Falcone. Diese Menschen seien „wahre Pfeiler der Gerechtigkeit“ und forderten die Theologie auf, zur kulturellen "Erlösung" eines Gebiets beizutragen, das immer noch von der Mafia gezeichnet sei.

Der Papst lud die Theologische Fakultät Sizilien ein, theologische und soziale Forschungsprojekte zum Thema Vergebung zu initiieren, um eine „Revolution der Gerechtigkeit“ anzustoßen. Sizilien sei als Ort, an dem verschiedene Kulturen und Geschichten harmonisch zusammentreffen, prädestiniert dafür, den Dialog mit den Ostkirchen sowie mit anderen Religionen weiterzuentwickeln. Franziskus forderte, dass der ökumenische und interreligiöse Dialog – auch wenn er schwierig sein mag – durch Begegnung und Zusammenarbeit stets neu belebt werden müsse.

Fruchtbare Begegnung mit der Theologie

Die Literatur, so Franziskus, könne eine fruchtbare Begegnung mit der Theologie ermöglichen, indem sie den „Hauch des Glaubens“ erfasst und hilft, die eigene Identität im Zeichen des Dialogs zu erneuern. Schriftsteller wie Pirandello, Verga und Sciascia hätten das vielschichtige sizilianische Denken greifbar gemacht und könnten so eine theologische Auseinandersetzung mit der regionalen Realität unterstützen.

Abschließend betonte Papst Franziskus, dass eine wahre Theologie sich durch demütige, radikale Worte auszeichne, die auf die Nöte der Menschen eingehen. Sie solle „Netze des Heils und der Liebe“ knüpfen und helfen, die Barmherzigkeit Christi in der Geschichte sichtbar zu machen.

(vatican news)

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17. Oktober 2024, 09:52