Papst: Ungleichheiten beseitigen und das Wohl aller beachten
Mario Galgano - Vatikanstadt
Die Päpstlichen Akademienpreise, die von der Pontificia Academia Latinitatis in Absprache mit dem Dikasterium für Kultur und Bildung verliehen werden, sollen das Nachdenken über die Umwelt und das Gemeinwohl fördern. Die diesjährigen Preise würdigen Arbeiten zu den Themen „De rerum natura“ (Latein und die Wissenschaften) und „De re publica“ (Latein und die Politik).
Papst Franziskus hebt in einer diesbezüglichen Botschaft an Kardinal José Tolentino de Mendonça, Präfekt des Dikasteriums für Kultur und Bildung, hervor, dass die lateinische Sprache eine Brücke zwischen Wissenschaft, Kultur und Politik schlagen kann. Diese könne zum Werkzeug für „Harmonie zwischen den Völkern, gegenseitigen Respekt und Menschenwürde“ werden.
Die Preise würdigten die „Forschung, Leidenschaft und das Engagement junger Gelehrter“, die sich der Interpretation und Erhaltung der lateinischen Sprache widmen, so der Papst. Ihre Arbeiten sollten nicht nur der Wissenschaft dienen, sondern einen Aufruf darstellen, über die Bedeutung unseres kulturellen Erbes und die Herausforderungen unserer Zeit nachzudenken.
De rerum natura: Die Zerbrechlichkeit der Umwelt begreifen
Das Thema „De rerum natura“ lenkt den Blick auf die „Wunder der Schöpfung“ und die Notwendigkeit, sich der Zerbrechlichkeit der Umwelt bewusst zu werden. Papst Franziskus betont, dass Wissenschaft Werkzeuge bereitstelle, um die Naturgesetze zu verstehen, das Leben zu erforschen und ökologische Herausforderungen zu bewältigen. Er unterstreicht jedoch auch, dass dies nicht ausreiche: Nur durch eine ethische, kulturelle und spirituelle Perspektive könne der „tiefe Sinn des Kosmos“ erfasst werden. Für ihn müsse die Betrachtung der Natur als „Geschenk Gottes“ zur Reflexion über die Verantwortung gegenüber dem „gemeinsamen Haus“ führen.
Der Preis erinnert daran, dass Wissenschaft nicht nur der Anhäufung von Wissen dienen darf, sondern auch der Erfassung der Schönheit und Komplexität der Schöpfung. Der Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben, so der Papst, sei heute wichtiger denn je, um unser Verständnis der Welt zu vertiefen und eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen.
De re publica: Verantwortung für das Gemeinwohl
Das zweite Thema, „De re publica“, ruft dazu auf, über die Grundlagen und Strukturen der Politik nachzudenken. In diesen Zusammenhang betont Franziskus, dass die Politik, wenn sie ehrlich und integrativ ausgeübt wird, „eine edle Kunst“ sei, die dem Gemeinwohl und nicht privaten Interessen dienen müsse. Er fordert ein auf humanistischen Werten basierendes Ethos, das zur verantwortungsvollen politischen Teilhabe anregt und den Dialog sowie den Respekt fördert.
In Zeiten sozialer Instabilität biete die lateinische Tradition eine Grundlage für die Reflexion über „öffentliche Angelegenheiten“ und grundlegende Prinzipien. Sie fordere auf, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen und die Ungleichheiten in der Gesellschaft zu bekämpfen. Dabei betont Franziskus, dass Bildung eine zentrale Rolle spielt: Nur gut informierte und gebildete Bürger können Veränderungen in der Gesellschaft vorantreiben.
Latein als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Franziskus sieht im Lateinischen „eine Schatzkammer des Wissens und des Denkens“, die Zugang zu klassischen Texten ermöglicht und die Wurzeln der westlichen Zivilisation offenlegt. Die Sprache umfasse Bereiche wie Philosophie, Wissenschaft, Kunst und Politik und bleibe somit ein „notwendiges Instrument der Reflexion und des Dialogs“ in einer zersplitterten Welt.
Die Preisträger des Päpstlichen Akademienpreises würden eine frische und zeitgemäße Perspektive bieten, die zeige, wie lateinische Texte weiterhin Relevanz haben und zur Reflexion anregen würden, heißt es in der Begründung. Ihre Forschung verbinde das Erbe großer Denker mit aktuellen Herausforderungen, indem sie historische Erkenntnisse in moderne Kontexte integriert.
Papst Franziskus ermutigt die junge Generation, „Wege der Forschung zu beschreiten und sich selbst zu hinterfragen“. Die heutige Gesellschaft brauche „Einfallsreichtum und Kreativität des Denkens“, um Brücken zu bauen und Mauern einzureißen. Abschließend hofft der Papst, dass die Päpstlichen Akademienpreise ein Zeichen der Hoffnung setzen und andere zur intellektuellen und moralischen Auseinandersetzung anregen könne.
(vatican news)
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