Papst Franziskus: „Beten ist nicht wie telefonieren“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Und da wurde es gleich paradox: Der Heilige Geist sei nämlich, wie der Papst herausarbeitete, sowohl das Subjekt als auch das Objekt des christlichen Betens.
„Das heißt, er ist derjenige, der uns das Gebet eingibt, und er ist zugleich derjenige, der uns durch das Gebet gegeben wird. Wir beten, um den Heiligen Geist zu empfangen, und wir empfangen den Heiligen Geist, um wirklich zu beten, d.h. als Kinder Gottes und nicht als Sklaven.“ Beten sei frei, es geschehe in Freiheit, und das spontane Gebet sei zugleich das beste.
Ein nicht sehr ermutigendes Sprichwort
Franziskus machte auf ein interessantes Detail in der Bibel aufmerksam: Der Heilige Geist komme gerne in dem Moment herab, in dem jemand betet. Zum Beispiel Jesus bei der Taufe im Jordan – oder die Apostel an Pfingsten im Abendmahlssaal. Kein Zufall, natürlich. „Dies ist die einzige ‚Macht‘, die wir über den Geist Gottes haben: die Macht des Gebets. Er widersteht nicht dem Gebet; kaum beten wir, kommt er.“
Die Frage sei dann nur: Wie sollen wir denn beten? Als Antwort hatte der Papst ein nicht sehr ermutigendes, lateinisches Sprichwort zur Hand: „mali mala male petimus“. Zu Deutsch: Wir sind schlecht und bitten auf die falsche Weise um das Falsche.
Paradox: „Wir beten zu Gott durch Gott“
„Jesus sagt: ‚Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben‘ (Mt 6,33). Wir hingegen trachten zuerst nach dem Extra, d.h. nach unseren eigenen Interessen, und vergessen, nach dem Reich Gottes zu fragen. Bitten wir den Herrn, dass sein Reich komme, und mit ihm kommt alles.“
Der Tipp des Papstes bestand darin, Gott in uns beten zu lassen. „Das christliche Gebet ist nicht der Mensch, der am einen Ende der Telefonleitung zu Gott spricht, nein – es ist Gott, der in uns betet! Wir beten zu Gott durch Gott.“
Eine Hausaufgabe für die Kirche
Und das sei, genauer besehen, ein Werk des Heiligen Geistes. Er trete für uns ein, lehre uns aber gleichzeitig auch, für andere einzutreten. Das fürbittende Gebet sei „Gott besonders wohlgefällig“, so Franziskus. „Hier liegt eine Aufgabe, die in der Kirche sehr wertvoll und notwendig ist, besonders in dieser Zeit der Vorbereitung auf das Heilige Jahr…“
(vatican news)
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