Ein Heiliger der Alpen: Bernhard von Aosta und sein Vermächtnis
Mario Galgano - Vatikanstadt
Im Vatikan würdigte Papst Franziskus die außergewöhnliche Lebensleistung des Heiligen Bernhard von Aosta anlässlich des Jubiläumsjahres, das seinem Schutzpatronat über die Bergsteiger, Reisenden und Alpenbewohner gewidmet ist. Der Heilige, der im 11. Jahrhundert lebte, gilt als ein Vorbild in Glauben, für Gastfreundschaft und Friedensstiftung. „Bernhard war ein Prediger, der die Herzen bewegte und den Glauben lebendig machte“, erklärte der Papst und betonte, wie wichtig Bernhards Werk auch heute noch ist.
Der Prediger, der Herzen eroberte
Bernhard, der als Erzdiakon der Diözese Aosta diente, galt als inspirierender und wortgewaltiger Prediger. Sein Ziel war es, die Menschen im Glauben zu stärken und sie zur Umkehr zu bewegen. Papst Franziskus unterstrich die Bedeutung der Verkündigung in Bernhards Leben und beschrieb ihn als einen Mann, der „selbst die verstocktesten Herzen“ öffnen konnte. Bis zu seinem Tod widmete sich Bernhard der Mission, den Menschen den Glauben näherzubringen und die christliche Botschaft im Alpenraum zu verbreiten.
Ein Leben für die Gastfreundschaft
Neben seiner Rolle als Prediger ist Bernhard vor allem für seine Nächstenliebe bekannt. An den unwegsamen Alpenpässen, die Frankreich, die Schweiz und Italien miteinander verbinden, gründete er zwei Hospize, um Pilger und Reisende zu schützen und zu versorgen. Diese Alpenübergänge, die heute als der Große und Kleine Sankt Bernhard bekannt sind, waren gefährliche Wege, geprägt von harschen Bedingungen und Gefahren. Um den Wanderern Sicherheit zu bieten, schuf Bernhard eine Gemeinschaft von Kanonikern, die in den Hospizen bis heute im Dienst an den Reisenden tätig sind. „Hier wird Christus angebetet und genährt“, lautet das Motto dieser Gemeinschaft – ein Ausdruck umfassender Nächstenliebe, die nicht nur die körperlichen, sondern auch die seelischen Bedürfnisse der Gäste im Blick hat.
Papst Franziskus hob die Bedeutung der Gastfreundschaft hervor und stellte Bernhards Beispiel als Modell für die heutige Zeit dar. Die Aufnahme und Fürsorge für alle, die Schutz suchen, sei eine Botschaft, die über die Jahrhunderte hinweg nichts an Aktualität verloren habe. Bernhard gründete seine Werke auf der christlichen Überzeugung, dass Gastfreundschaft kein Privileg, sondern eine Pflicht sei.
Ein Friedensstifter in unruhigen Zeiten
Ein besonders beeindruckendes Kapitel in Bernhards Leben war sein Einsatz als Friedensstifter. Bereits schwer krank, begab er sich nach Pavia, um Kaiser Heinrich IV. davon abzuhalten, Krieg gegen Papst Gregor VII. zu führen. Diese mutige Friedensmission, die letztlich ohne Erfolg blieb, zeigt Bernhards unbeugsamen Willen, sich für den Frieden einzusetzen – auch unter großen persönlichen Opfern. Papst Franziskus würdigte diese Episode als Ausdruck von Mut und Hingabe, und hob hervor, wie dringend die Welt heute diesen Mut braucht.
„Bernhard setzte sich für den Frieden ein, ohne Erfolgsgarantie, und das macht ihn in unseren Augen nur noch edler“, erklärte der Papst. Er betonte, dass es Bernhards Bereitschaft war, für eine höhere Sache zu kämpfen, die ihn zu einem Vorbild für heutige Friedensstifter macht.
Die Abtei auf dem Großen Sankt Bernhard und die Bernhardinerhunde
Das Vermächtnis des Heiligen Bernhard lebt in der Abtei auf dem Großen Sankt Bernhard weiter, die auf dem Pass zwischen der Schweiz und Italien liegt. Die Abtei ist nicht nur ein historisches Monument, sondern dient weiterhin als Ort der Einkehr und Gastfreundschaft für Reisende und Pilger. Die Kanoniker, die die Abtei betreuen, pflegen die Tradition der Fürsorge, die Bernhard vor über tausend Jahren ins Leben rief. Bis heute folgen sie seinem Vorbild und bieten Wanderern Schutz und geistige Führung auf ihrer Reise durch die Alpen.
Eine besondere Tradition der Abtei ist die Zucht von Bernhardinerhunden, die für ihre Rettungseinsätze im alpinen Gebiet weltberühmt sind. Diese Hunde, gezüchtet, um verirrte oder verschüttete Reisende in den verschneiten Bergen zu finden, sind auch ein Symbol für die unerschütterliche Gastfreundschaft und Hilfe, die Bernhard von Aosta verkörperte. Mit ihrem charakteristischen Fässchen um den Hals, das Notrationen für Gestrandete enthielt, wurden die Bernhardiner über die Jahrhunderte zu treuen Begleitern der Kanoniker und zu Sinnbildern der Bergrettung.
(vatican news)
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