Wortlaut: Franziskus bei seiner Generalaudienz
Sämtliche Wortmeldungen des Heiligen Vaters in ihrer amtlichen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!
Das heiligende Wirken des Heiligen Geistes kommt außer im Wort Gottes und in den Sakramenten auch im Gebet zum Ausdruck, und diesem wollen wir die heutige Betrachtung widmen... Der Heilige Geist ist sowohl das Subjekt als auch das Objekt des christlichen Betens. Das heißt, er ist derjenige, der uns das Gebet eingibt, und er ist zugleich derjenige, der uns durch das Gebet gegeben wird. Wir beten, um den Heiligen Geist zu empfangen, und wir empfangen den Heiligen Geist, um wirklich zu beten, d.h. als Kinder Gottes und nicht als Sklaven.
Lasst uns darüber nachdenken: Beten als Kinder Gottes, nicht als Sklaven. Man muss immer in Freiheit beten... Das Gebet ist frei! Du betest, weil der Geist dir hilft zu beten. Du betest, weil du in deinem Herzen das Bedürfnis zu beten spürst, und wenn du nichts spürst, dann halte inne und frage dich: Warum spüre ich nicht den Wunsch zu beten? Was ist in meinem Leben los? Aber immer ist die Spontaneität im Gebet das, was uns am meisten hilft.
Zuallererst müssen wir beten, um den Heiligen Geist zu empfangen. Diesbezüglich gibt es ein sehr präzises Wort Jesu im Evangelium: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten“ (Lk 11,13)... Im Neuen Testament sehen wir, dass der Heilige Geist immer während des Gebets herabkommt. Er kommt auf Jesus bei der Taufe im Jordan herab, während jener betet (vgl. Lk 3,21); und er kommt auf die Jünger zu Pfingsten herab, während sie „einmütig im Gebet verharren“ (vgl. Apg 1,14).
Dies ist die einzige „Macht“, die wir über den Geist Gottes haben: die Macht des Gebets. Er widersteht nicht dem Gebet; kaum beten wir, kommt er. Auf dem Berg Karmel versuchten die falschen Propheten des Baal ..., Feuer vom Himmel auf ihr Opfer herabzubeschwören, doch vergebens, denn sie waren Götzendiener und beteten einen Gott an, den es gar nicht gibt; Elia hingegen betete, und das Feuer kam herab und verzehrte das Brandopfer (vgl. 1 Könige 18,20-38). Die Kirche folgt in Treue diesem Beispiel: Sie hat immer die Anrufung „Komm! Komm!“ an den Heiligen Geist auf den Lippen. Und sie tut dies besonders in der Messe, damit er herabsteige wie Tau und das Brot und den Wein für das eucharistische Opfer heiligen möge.
Aber es gibt auch einen anderen Aspekt, der für uns noch wichtiger und ermutigender ist: Der Heilige Geist ist derjenige, der uns das wahre Gebet eingibt. „So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an“, schreibt Paulus. „Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern. Der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist. Denn er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.“ (Röm 8,26-27)
Es stimmt schon, dass wir nicht wissen, wie wir beten sollen - wirwissen es nicht und müssen es jeden Tag von neuem lernen. Der Grund für diese Schwäche unseres Gebets wurde in der Vergangenheit mit einem einzigen Wort ausgedrückt, das auf drei verschiedene Arten verwendet wurde: als Adjektiv, als Substantiv und als Adverb. Es ist leicht zu merken, auch für diejenigen, die des Lateinischen nicht mächtig sind, und es lohnt sich, es im Gedächtnis zu behalten, weil es allein eine ganze Abhandlung enthält, diese drei Worte. Wir Menschen, so sagt das Sprichwort, das ich meine, „mali, mala, male petimus“. Das bedeutet: Weil wir schlecht sind (mali), bitten wir um die falschen Dinge (mala) und auf die falsche Weise (male). Jesus sagt: „Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben“ (Mt 6,33). Wir hingegen trachten zuerst nach dem Extra, d.h. nach unseren eigenen Interessen..., und vergessen, nach dem Reich Gottes zu fragen. Bitten wir den Herrn, dass sein Reich komme, und mit ihm kommt alles.
Der Heilige Geist kommt zwar unserer Schwachheit zur Hilfe, aber er tut noch etwas viel Wichtigeres: Er bezeugt uns, dass wir Kinder Gottes sind, und legt uns den Schrei auf die Lippen: „Vater!“ (Röm 8,15; Gal 4,6)... Das christliche Gebet ist nicht der Mensch, der am einen Ende der Telefonleitung zu Gott spricht, nein – es ist Gott, der in uns betet! Wir beten zu Gott durch Gott. Beten heißt, sich ins Innere Gottes zu stellen, und dass Gott in uns eintritt.
Gerade im Gebet offenbart sich der Heilige Geist als „Paraklet“, d.h. als Fürsprecher und Verteidiger. Er klagt uns nicht vor dem Vater an, sondern er verteidigt uns. Ja, er überzeugt uns von der Tatsache, dass wir Sünder sind (vgl. Joh 16,8), aber er tut dies, um uns die Freude der Barmherzigkeit des Vaters schmecken zu lassen, nicht um uns mit sterilen Schuldgefühlen zu vernichten. Selbst wenn unser Herz uns etwas vorwirft, erinnert er uns daran, dass „Gott größer ist als unser Herz“ (vgl. 1 Joh 3,20).
Gott ist größer als unsere Sünde. Wir sind alle Sünder... Wenn es unter euch jemanden gibt, der wegen der Dinge, die er getan hat, Angst davor hat, von Gott zurechtgewiesen zu werden ..., und keinen Frieden finden kann: Bete, ruf den Heiligen Geist an! Er wird dich lehren, wie du um Vergebung bitten kannst. Und wisst ihr was? Gott versteht nicht viel von Grammatik, und wenn wir um Vergebung bitten, lässt er uns noch nicht einmal ausreden! Er lässt uns das Wort Vergebung nicht zu Ende sprechen. Er vergibt uns zuerst, er vergibt uns immer, er ist immer da, um uns zu vergeben, bevor wir das Wort Vergebung ausgesprochen haben...
Der Heilige Geist legt Fürsprache ein, aber er lehrt uns auch, unsererseits für unsere Brüder und Schwestern Fürsprache einzulegen...; er lehrt uns das fürbittende Gebet... Dieses Gebet ist Gott besonders wohlgefällig, denn es ist das unentgeltlichste und uneigennützigste Gebet. Wenn jeder für alle betet, geschieht es, dass - wie der heilige Ambrosius feststellte - alle für jeden beten; das Gebet vervielfältigt sich (vgl. Ambrosius, De Cain et Abel, I, 39). So ist das Gebet! Hier liegt eine Aufgabe, die in der Kirche sehr wertvoll und notwendig ist, besonders in dieser Zeit der Vorbereitung auf das Heilige Jahr: uns mit dem Parakleten zu vereinen, der „so, wie Gott es will, für uns alle eintritt“.
Aber bitte: Nicht wie die Papageien beten! Nicht Blablabla sagen... Nein... Sag es mit dem Herzen. Hilf mir, Herr; ich liebe dich, Herr! Und wenn ihr das Vaterunser betet, dann betet: Vater! Du bist mein Vater! Betet mit dem Herzen und nicht mit den Lippen - nicht wie die Papageien. Der Heilige Geist helfe uns im Gebet - das brauchen wir so sehr. Danke!
(vatican news - sk)
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