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Todeszelle in US-Gefängnis Todeszelle in US-Gefängnis  (AFP or licensors)

Papst bittet um Begnadigung von Häftlingen in US-Todestrakten

Kurz vor Ende seiner Amtszeit hat das Catholic Mobilizing Network, ein Netzwerk, das sich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzt, an Präsident Joe Biden appelliert, die Strafe von 40 Männern umzuwandeln, denen in Bundesgefängnissen die Todesstrafe droht. Am Sonntag stimmte Franziskus beim Mittagsgebet in den Appell ein.

Devin Watkins und Christine Seuss - Vatikanstadt

„Heute ist es mir eine Herzensangelegenheit, Sie alle zu bitten, für die Gefangenen zu beten, die sich in den Vereinigten Staaten im Todestrakt befinden. (…) Lasst uns beten, dass ihre Strafe umgewandelt, geändert wird. Denken wir an diese unsere Brüder und Schwestern und bitten wir den Herrn um die Gnade, sie vor dem Tod zu bewahren”, so Franziskus vom Fenster des Apostolischen Palastes.

In den letzten Tagen hatte das Catholic Mobilizing Network (CMN), die nationale katholische Organisation, die sich für die Abschaffung der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten einsetzt, einen Appell zur Umwandlung der Todesurteile von 40 Personen veröffentlicht, die derzeit in Bundesgefängnissen inhaftiert sind. Da nur noch wenige Wochen in seiner Amtszeit verbleiben, habe Präsident Joe Biden laut Krisanne Vaillancourt Murphy, Geschäftsführerin von CMN, die einmalige Gelegenheit, sich die katholische Lehre zu eigen zu machen und das Leben dieser Gefangenen zu retten. „Wir befinden uns in einem dringlichen und sensiblen Moment“, erklärte Vaillancourt Murphy weiter, „denn der Präsident hat die Autorität und die verfassungsmäßige Macht, um die Todeszellen auf Bundesebene abzuschaffen.“

Katholische Lehre zur Todesstrafe

Im Jahr 2018 änderte Papst Franziskus den Katechismus der Katholischen Kirche, ein Kompendium der katholischen Lehre, um die Ablehnung der Todesstrafe durch die Kirche zu bekräftigen. Grundlage dafür ist die unveräußerliche Menschenwürde, die katholischer Auffassung zufolge auch dann nicht geschmälert wird, wenn ein Mensch ein schweres Verbrechen begeht. Deshalb lehre die Kirche, so heißt es in der neuen Fassung des Paragraphen 2267 des Katechismus, „im Licht des Evangeliums, dass ,die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt‘und setzt sich mit Entschiedenheit für deren Abschaffung in der ganzen Welt ein.“

Im Juni 2021 hatte Präsident Biden ein vorübergehendes Moratorium für Hinrichtungen auf Bundesebene verhängt, eine Pause, die der designierte Präsident Donald Trump aufzuheben versprochen hat. „Wir wissen konkret“, so die CMN-Exekutivdirektorin, „dass der Präsident, der Ende Januar sein Amt antreten wird, eine Vergangenheit mit Hinrichtungen hat und sich verpflichtet hat, diese wieder auszuweiten und zu beschleunigen, was diese Angelegenheit ziemlich dringend macht.“

Bidens Vermächtnis und das Heilige Jahr 2025

Präsident Bidens letzter Monat im Amt überschneidet sich mit dem Beginn des Heiligen Jahres der Hoffnung 2025, einem Jubeljahr, das seine Wurzeln im Alten Testament hat und eine besondere Zeit zur Wiederherstellung einer rechten Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen bietet.

„Wir nähern uns dem historischen Jahr des Jubiläums 2025, einer biblischen Tradition, deren Geschichte mit der Befreiung der Gefangenen, der Befreiung der Unterdrückten und der Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Gesellschaft verbunden ist“, so Vaillancourt Murphy weiter, „es ist ein historisches Jahr, das für einen Präsidenten, dessen katholischer Glaube ihm sehr wichtig ist, besondere Bedeutung haben kann. Dieses Jubiläumsjahr unterstreicht einen Moment der Wiederherstellung des Gleichgewichts und der Wiederbelebung von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“.

„Es ist ein historisches Jahr, das für einen Präsidenten, dessen katholischer Glaube ihm sehr wichtig ist, besondere Bedeutung haben kann“

Papst Franziskus hat in der Verkündigungsbulle des Jubiläumsjahres 2025 einen besonderen Appell für die Abschaffung der Todesstrafe formuliert und die Gläubigen aus allen Teilen der Welt, insbesondere die Pfarrer, gebeten, als Interpreten dieser Forderung aufzutreten, um „eine einzige Stimme zu bilden, die mutig menschenwürdige Bedingungen für die Gefangenen, die Achtung der Menschenrechte und vor allem die Abschaffung der Todesstrafe fordert, eine Maßnahme, die im Widerspruch zum christlichen Glauben steht und die jede Hoffnung auf Vergebung und Erneuerung zunichte macht“.

Das Ende der Amtszeit von Präsident Biden stelle daher eine einzigartige Gelegenheit für die Vereinigten Staaten, der Welt ein greifbares Zeichen der Hoffnung auf die Abschaffung der Todesstrafe zu geben, “, so Vaillancourt Murphy abschließend: „Wenn Präsident Biden diesen Schritt tut wird er nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern in der ganzen Welt Widerhall finden, und das Jubiläumsjahr ist der perfekte Zeitpunkt für diesen katholischen Präsidenten, diesen historischen Schritt zu tun.“

(vaticannews - cs)

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08. Dezember 2024, 16:56