Papst: Unbefleckte Empfängnis kein Mythos, sondern konkreter Auftrag
„Was nützt das Geld auf der Bank, der Komfort in der Wohnung, die unechten ,Kontakte‘ in der virtuellen Welt, wenn doch die Herzen kalt, leer und verschlossen bleiben?“, fragte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der Heiligen Messe am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis im Petersdom mit rund 5500 anwesenden Gläubigen. In diesem Jahr fällt dieses Hochfest mit dem 2. Adventssonntag zusammen. Nicht nur die neuen Kardinäle, sondern auch die anderen Mitglieder des Kardinalskollegiums, die aus der ganzen Welt für das Konsistorium am Samstag angereist waren, nahmen an der Feier teil. Papst Franziskus stand der Feier vor, am Altar zelebrierte der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re.
In seiner Predigt am Sonntagmorgen wies Franziskus weiter auf die Ungerechtigkeiten der Welt hin, denen es mit persönlichem Einsatz entgegenzuwirken gelte. Jede Illusion von Selbstgenügsamkeit führe nämlich nicht zu Liebe oder Glück:
„Was nützt das starke finanzielle Wachstum der wohlhabenden Länder, wenn dann die halbe Welt durch Hunger und Kriege stirbt und die anderen gleichgültig zusehen? Was nützt es, um die Welt zu reisen, wenn jede Begegnung auf die Emotion eines Augenblicks reduziert wird, auf ein Foto, an das sich in ein paar Tagen oder Monaten niemand mehr erinnert?“, so die Frage des Papstes.
Maria als Vorbild für selbstlose Liebe
Franziskus verwies in diesem Zusammenhang auf die Jungfrau Maria als Vorbild für die Verwandlung der Welt: „All dies ist in dem reinen Herzen Mariens verborgen, das frei von Sünde ist, fügsam gegenüber dem Wirken des Heiligen Geistes“, so der Papst.
In seiner Predigt sinnierte er über die Schönheit der Gottesmutter, die sich in verschiedenen Aspekten ihres Lebens zeige. Es gelte, Maria als Vorbild für das eigene Leben anzunehmen, im Hier und Jetzt, gerade wegen ihrer Fähigkeit, sowohl das Familienleben als auch die Beziehungen in der Gesellschaft und unter den verschiedenen Nationen zu befruchten. Denn ihre Schönheit, so der Papst weiter, sei nicht fern oder unerreichbar - sie sei ein Geschenk an alle, das von uns eine ähnliche Antwort verlange. Diese zeige sich auch am Fuß des Kreuzes, wo Jesus sie uns selbst zur Mutter gebe:
„Hier ist die Unbefleckte Jungfrau schön in ihrer Fruchtbarkeit, also darin, dass sie zu sterben weiß, um Leben zu schenken; darin, dass sie sich selbstvergessen um die kümmert, die sich klein und schutzlos an sie klammern“, erklärte Papst Franziskus.
Diese Schönheit, die dank der Taufe uns allen gegeben sei, werde mit Wort und Tat zum Ausdruck gebracht, „wenn wir bereit sind, dem Herrn in unseren Vorhaben Raum zu geben und alle Brüder und Schwestern, denen wir auf unserem Weg begegnen, mit mütterlicher Zärtlichkeit anzunehmen“, so der Papst weiter:
„Die Unbefleckte Empfängnis ist also kein Mythos, keine abstrakte Lehre oder ein unmögliches Ideal: Sie ist der Entwurf eines schönen und konkreten Plans, das vollkommen verwirklichte Modell unseres Menschseins, durch das wir alle dank der Gnade Gottes dazu beitragen können, unsere Welt zum Besseren zu verändern.“
Gott habe Maria - eine Frau - als Gefährtin für seinen Heilsplan auserwählt, unterstrich Franziskus weiter: „Es gibt kein Heil ohne Frau, denn die Kirche ist auch Frau." Maria antworte mit ihrem „Ja“, indem sie sich selbst als „Magd des Herrn“ bezeichnet, allerdings sei dies nicht im Sinne von ‚versklavt‘ und ‚erniedrigt‘, zu verstehen, sondern „im Sinne einer ‚vertrauten‘, ‚geschätzten‘ Person, der der Herr die teuersten Schätze und die wichtigsten Aufgaben anvertraut", hob der Papst hervor.
Eine Zukunft der Solidarität aufbauen
Doch leider zeige es sich „überall um uns herum“, wie die Illusion, sich an Gottes Stelle setzen zu können, die Menschheit „weiterhin verwundet“ und wie diese „Anmaßung der Selbstgenügsamkeit“ weder Liebe noch Glück erzeuge. Ein Leben, das nur auf den persönlichen Gewinn ausgerichtet sei, losgelöst von den persönlichen Bindungen und den Schwierigkeiten der anderen, führe letztlich nur ins Leere.
„Wer die Ablehnung jeglicher stabiler und dauerhafter Bindung als Errungenschaft feiert, schenkt in Wahrheit keine Freiheit. Wer Vätern und Müttern den Respekt verweigert, wer keine Kinder will, wer die anderen als Objekt oder als Störung betrachtet, wer Teilen als Verlust und Solidarität als Verarmung ansieht, bringt weder Freude noch Zukunft“, so die Mahnung des Papstes.
Er rief die Gläubigen deshalb dazu auf, sich die Tugenden Marias zu eigen zu machen - die kindliche, die eheliche und die mütterliche Liebe – und diese als Wege zur Erneuerung zu begreifen. Denn wir bräuchten letztlich nicht mehr Besitz, sondern offene Herzen und Hände, die bereit seien zu geben.
Aufruf zum Handeln
Papst Franziskus appellierte in diesem Zusammenhang an die Gläubigen, so zu leben, dass die Welt wirklich verwandelt werde. „Heute blicken wir auf Maria, die unbefleckt Empfangene, und wir bitten sie, dass ihr liebevolles Herz uns gewinnt, dass sie uns bekehrt und uns zu einer Gemeinschaft macht, in der Kindschaft, Bräutlichkeit und Mutterschaft Lebensrichtschnur und -kriterium sind“, forderte er.
Indem wir ihrem Beispiel folgten, können die Familien in ihrer Einheit wachsen, die Gemeinschaften ihre Solidarität wiederentdecken und die menschliche Familie beginnen, ihre Spaltungen zu überwinden – die „Schönheit, die die Welt rettet“ - so Franziskus.
Die neuen Kardinäle
Abschließend wies der Papst darauf hin, dass er diese Eucharistie mit den neuen Kardinälen aus aller Welt feiere, die er gebeten habe, ihn in seinem pastoralen Dienst für die Weltkirche zu unterstützen:
„Sie sind aus vielen Teilen der Welt gekommen und bringen große Weisheit mit, um zum Wachstum und zur Verbreitung des Reiches Gottes beizutragen.“ Die Gläubigen bitte er, in besonderer Weise für sie zu beten.
(vatican news - cs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.