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Santa Maria Maggiore: Heilige Pforte geöffnet

Am Hochfest der Gottesmutter Maria wurde die vorletzte Heilige Pforte im Heiligen Jahr der Hoffnung geöffnet. Dieses Mal in der Lieblingsbasilika von Papst Franziskus, Santa Maria Maggiore. Vollzogen hat die Öffnung der litauische Koadjutorerzpriester der Basilika Santa Maria Maggiore, Rolandas Makrickas.

Zum Heiligen Jahr 2025 gibt es fünf Heilige Pforten: die der vier päpstlichen Basiliken in Rom und - auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus - eine weitere in einem römischen Gefängnis. Die Pforten des Petersdoms und des Gefängnisses hat der Papst selbst geöffnet. Am Neujahrstag wurde nun auch die vorletzte Pforte geöffnet, und zwar in der Lieblingsbasilika von Papst Franziskus: Santa Maria Maggiore. Die Öffnung der letzten Heiligen Pforte, in Sankt Paul vor den Mauern, wird am 5. Januar erfolgen.

Lesen Sie hier die Predigt von Kardinal Makrickas im amtlichen Wortlaut.

Liebe Brüder und Schwestern,

unsere ersten Schritte als Pilger des Heiligen Jahres in dieser der Mutter Gottes geweihten päpstlichen Basilika wurden vom Klang der alten Glocke dieses Heiligtums begleitet, die als „sperduta“, die „Verlorene“ bekannt ist.

Am Neujahrstag wurde die vorletzte Heilige Pforte geöffnet
Am Neujahrstag wurde die vorletzte Heilige Pforte geöffnet

 

Vom Gipfel des Esquilin-Hügels, dem höchsten Punkt im Herzen Roms, erklingt sie seit dem ersten Heiligen Jahr der Kirche bis heute in der Ewigen Stadt, zum Trost aller Pilger.

Der Klang dieser Glocke markiert nicht nur die Stunden und Zeiten für das Gebet, sondern verwandelt auch das traditionelle Bild, das Maria zugeschrieben wird, in Ton und Klang: nämlich das der Wegweiserin, der Stella Maris, die den Weg in der dunklen Nacht erhellt.
Nicht nur der Klang der „Sperduta“, sondern auch die Worte des Apostels Paulus: „Als die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau“ (Gal 4,4), erleuchten und leiten heute unsere Überlegungen in dieser Heiligen Eucharistie, am Hochfest der Gottesmutter Maria und unter dem außergewöhnlichen Umstand der Öffnung der Heiligen Pforte dieser Päpstlichen Basilika.

Blick in die Basilika Santa Maria Maggiore
Blick in die Basilika Santa Maria Maggiore

 

Der Begriff „Fülle der Zeit“ berührt. Denn das ist die Fülle der Zeit: der Moment, in dem Gott Mensch wird, und zwar im Schoß einer Frau: Maria. Sie ist der von Gott gewählte Weg; sie ist das Ziel so vieler Menschen und Generationen, die das Kommen des Herrn in die Welt vorbereitet haben.

Die Zeit erreicht ihre Fülle, wenn sie mit der Ewigkeit, also mit der unendlichen Zeit Gottes, vereint wird.

Die Heilige Pforte
Die Heilige Pforte

 

Die Zeit ist ein großes Geschöpf Gottes. Der Mensch hat oft und auf verschiedene Weise versucht, die Zeit mit neuen Technologien zu verlängern oder zu vervollkommnen, aber jeder dieser Versuche führt unweigerlich zum Verlust der Zeit oder zu dem, was wir „Zeitmüdigkeit“ nennen könnten.

Man denke nur an Computer oder Mobiltelefone: Sie wurden entwickelt, um Zeit zu sparen, der Zeit mehr Qualität zu geben – oft aber sind sie zu ihren schlimmsten Feinden geworden.

Auf der anderen Seite aber kann man der Zeit nie müde werden, die man Gott widmet.
Die Jungfrau Maria steht im Mittelpunkt dieser Zeit: Es hat Gott gefallen, die Geschichte und unsere Zeit durch sie zu ändern, die Frau ohne Sünde des auserwählten Volkes.
Heute ehren wir in besonderer Weise die Ikone der Gottesmutter Maria, die in dieser Basilika als „Salus Populi Romani“ angerufen wird. Unter diesem Titel wird die Jungfrau Maria in Rom und von Gläubigen in aller Welt verehrt.

Ein Eindruck von der Messfeier
Ein Eindruck von der Messfeier

Vor sieben Jahren hat uns Papst Franziskus bei der Heiligen Messe in dieser Basilika gesagt:
„…Die Mutter wacht über den Glauben, schützt die Beziehungen, rettet in den Unbilden und bewahrt vor dem Bösen. Wo die Jungfrau Maria zu Hause ist, kommt der Teufel nicht herein. Wo die Jungfrau Maria zu Hause ist, kommt der Teufel nicht herein. Wo die Mutter ist, da gewinnt die Verwirrung nicht überhand und kann sich die Angst nicht verbreiten. Wer von uns ist nicht zuweilen verwirrt oder unruhig? Wie oft ist das Herz wie eine im Sturm aufgewühlte See, wo die Wellen der Probleme sich auftürmen und die Winde der Sorgen nicht aufhören zu blasen. Maria ist die Arche inmitten der Sintflut. Nicht die Ideen oder die Technologie verschaffen uns Beruhigung und Hoffnung, sondern das Angesicht der Mutter.“

Die Hände Mariens liebkosen das Leben, ihr Mantel bietet uns Schutz, wie sie in ihren Armen dem Jesuskind in der Krippe Schutz geboten hat.

Jeder Pilger, der im Heiligen Jahr die Schwelle der Heiligen Pforte dieses ältesten Marienheiligtums des Abendlandes überschreitet, wird den Wunsch haben, vor der Ikone der Mutter Gottes, Salus Populi Romani, und vor der Heiligen Krippe Jesu zu beten – und er wird nicht von hier fortgehen können, ohne etwas ganz Besonderes zu spüren: Das Gefühl und die Gewissheit, dass die himmlische Mutter bei uns ist. Jeder wird mit der Gewissheit von hier fortgehen, von Marias Gnade, Schutz und Fürsorge, von ihrer mütterlichen Zärtlichkeit begleitet zu werden.

Heute in Santa Maria Maggiore
Heute in Santa Maria Maggiore

Am Ende wird unser Weg zu ihr zu ihrem Kommen zu uns und mit uns.
Dieses spirituelle Gefühl wird auch durch den künstlerischen Ausdruck der verehrten Marienikone vermittelt.

Das heilige Bildnis der Salus wird von Engeln getragen. Obwohl das Bild Mariens unverrückbare Züge trägt, ist sie immer in Bewegung: Die Engel tragen sie zu uns, und sie möchte jeden Schritt unseres Lebens begleiten.

So wie sie ihrem Sohn Jesus gefolgt ist - von der Geburt bis zum Tod, in freudigen Momenten und in den dunklen Stunden der Trauer - begleitet sie als Mutter die ganze Kirche und jeden Gläubigen zu ihrem Sohn.

Maria, Mutter Gottes und unsere Mutter, die in der Fülle der Zeit entscheidend war, ist heute entscheidend für das Leben eines jeden Christen. Denn niemand kennt die Zeit und die Nöte der Kinder besser als die Mutter.

Die Schritte der Pilger der Hoffnung dieses Heiligen Jahres werden in dieser päpstlichen Basilika, die auch Bethlehem des Westens genannt wird, auch vor der Reliquie der Heiligen Krippe Jesu Halt machen. Von diesem stillen Zeugnis der Geburt des Gottessohnes aus hat die Menschheit begonnen, die Jahre des christlichen Zeitalters zu zählen.

Denken wir darüber nach: Unsere Zeit wird von dieser Krippe aus bestimmt!

Die ersten Pilger des Christentums an der Krippe Jesu waren die Hirten. Die Hirten, die sich in jener heiligen Nacht von ihren Feldern zum einfachen Stall in Bethlehem aufmachten, stehen für das Wesen des Christentums: Sie haben sich auf den Weg gemacht, um dem Herrn zu begegnen und seinem Stern zu folgen.

Dieses antike Marienheiligtum befindet sich im Herzen Roms, inmitten einer sternförmigen Straßenstruktur, die an den Stern von Bethlehem erinnert, der die Bestimmung der Basilika Santa Maria Maggiore aufzeigt: ein leuchtender Stern im Dienst des wahren Lichts zu sein, der auf den Erlöser verweist, wahrer Gott und wahrer Mensch, geboren von der Jungfrau Maria.

Kardinal Makrickas
Kardinal Makrickas

 

Seit 1.600 Jahren macht sich diese päpstliche Basilika also auf den Weg, um wie der Stern von Bethlehem die Verkündigung des Engels an die Hirten zu verbreiten: Fürchtet euch nicht, sondern macht euch auf den Weg zum Herrn.

Bitten wir um die Gnade, dass dieses Heilige Jahr uns dazu anspornen wird, dem Herrn entgegenzugehen mit einer echten und aufrichtigen Sorge um unsere Lieben, um die Armen, die Kranken – all jene, die den Weg zur Wahrheit, zur Freude und zum Frieden aus den Augen verloren haben.

Wir alle, ohne Unterschied, sind zu derselben Hoffnung berufen. Wir alle können diesen Weg der freudvollen Hoffnung beschreiten. Alle! Und Maria ist an der Seite aller, niemand ist ausgeschlossen. Wie eine Mutter liebt sie alle ihre Kinder und kümmert sich um sie, immer.

Hören wir die Worte, die Papst Franziskus in der Verkündigungsbulle des Heiligen Jahres, Spes non confundit, an uns gerichtet hat: „Ich lade die Pilger, die nach Rom kommen, ein, in den Marienheiligtümern der Stadt innezuhalten, um die Jungfrau Maria zu verehren und ihren Schutz zu erflehen. Ich bin zuversichtlich, dass alle, vor allem die Leidenden und Bedrängten, die Nähe der liebevollsten aller Mütter erfahren können, die ihre Kinder niemals verlässt, die für das heilige Volk Gottes ein »Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes« ist“ (Verkündigungsbulle Spes non confundit, Nr. 24).

Vertrauen wir heute, am Beginn des Heiligen Jahres, der Mutter Gottes – wieder einmal – unser Leben und unsere Zeit an, damit sie uns zu Jesus führt: Fülle der Zeit, jeder Zeit, der Zeit eines jeden von uns. Amen.

(vaticannews - übersetzung: silvia kritzenberger)
 

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01. Januar 2025, 19:00