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Der Papst und die Botschafter Der Papst und die Botschafter  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Franziskus fordert Diplomatie der Vergebung

Papst Franziskus hat am Donnerstagvormittag vor dem Diplomatischen Korps eine weltweite „Diplomatie der Vergebung“ angemahnt. Dabei rief er die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich mehr für den Frieden einzusetzen und die Würde jedes Einzelnen zu schützen.

Mario Galgano - Vatikanstadt

In einer Welt voller Konflikte und humanitärer Krisen sei es dringend notwendig, zerbrochene Beziehungen zu heilen und Opfer von Gewalt durch eine Politik des Dialogs und der Hoffnung zu unterstützen. Besonders richtete er seinen Blick auf den Krieg in der Ukraine, der seit fast drei Jahren andauert und zahlreiche zivile Opfer gefordert hat. „Es gibt einige ermutigende Anzeichen am Horizont, aber es bleibt noch viel zu tun, um die Voraussetzungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden zu schaffen und die durch die Aggression zugefügten Wunden zu heilen“, betonte der Papst.

Zum Nachhören - was der Papst bei der Audienz sagte

Ebenso sprach er die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen an und appellierte an die Konfliktparteien, einen Waffenstillstand zu schließen sowie die israelischen Geiseln freizulassen. Franziskus forderte, die palästinensische Bevölkerung mit allen notwendigen Hilfsgütern zu versorgen und Brücken des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern zu bauen. „Jerusalem muss eine ‚Stadt der Begegnung‘ sein, in der Christen, Juden und Muslime in Harmonie und Respekt zusammenleben können“, so der Papst.

„Jerusalem muss eine ‚Stadt der Begegnung‘ sein, in der Christen, Juden und Muslime in Harmonie und Respekt zusammenleben können.“

Besonders scharf kritisierte er die fortschreitende Militarisierung und den weltweiten Waffenhandel, der Konflikte weiter anheize. „Mit den Geldern, die für Waffen ausgegeben werden, könnten wir den Hunger besiegen und die Entwicklung der ärmsten Länder fördern“, sagte Franziskus und erneuerte seinen Vorschlag, einen globalen Fonds zur Bekämpfung des Hungers einzurichten.

Verantwortung der internationalen Gemeinschaft

Das katholische Kirchenoberhaupt erinnerte zudem an die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft, das humanitäre Völkerrecht konsequent einzuhalten. „Wir können nicht im Geringsten akzeptieren, dass Zivilisten bombardiert oder die für ihr Überleben notwendigen Infrastrukturen angegriffen werden. Wir können nicht hinnehmen, dass Kinder erfrieren, weil Krankenhäuser zerstört oder das Energienetz eines Landes beschädigt wurde“, erklärte er. Besonders betonte er die Bedeutung des 75. Jahrestags der Genfer Konventionen, die als Grundlage für den Schutz der Menschenrechte in Kriegszeiten gelten.

Franziskus wies auch auf zahlreiche regionale Konflikte hin, darunter in Afrika, Asien und Lateinamerika. Er appellierte an die betroffenen Länder, den Dialog zu suchen und politische, soziale sowie wirtschaftliche Spannungen friedlich zu lösen. Der Papst sprach unter anderem die Lage in Myanmar, Haiti, Venezuela und Kolumbien an, wo die Menschen unter Gewalt und Instabilität leiden.

Grundlage für wahre Freiheit und Würde

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Rede war die Religionsfreiheit, die laut Franziskus eine „Grundlage für wahre Freiheit und Würde“ darstellt. Er verurteilte antisemitische Äußerungen sowie die Verfolgung christlicher Gemeinschaften in vielen Teilen der Welt. Gleichzeitig kritisierte er subtilere Formen der Einschränkung religiöser Rechte in Europa.

Abschließend hob der Papst die Rolle der Arbeit und deren Bedingungen hervor. Er warnte vor moderner Sklaverei, die in Form unmenschlicher Arbeitsbedingungen und Drogensucht auftritt. „Arbeit muss die Würde des Menschen fördern, nicht zerstören“, sagte Franziskus.

Mit Blick auf das bevorstehende Heilige Jahr 2025 forderte Franziskus die internationale Gemeinschaft auf, dieses Jubiläum als Gelegenheit zu nutzen, um sich für Gerechtigkeit, Vergebung und Frieden einzusetzen. „Krieg ist immer eine Niederlage“, erklärte der Papst, „aber durch Vergebung können wir die tiefsten Wunden der Menschheit heilen.“

(vatican news - mg)

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09. Januar 2025, 10:30