Papst prangert „Bildungskatastrophe" an und ruft zum Gebet
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Wir erleben heute eine ,Bildungskatastrophe`. Und das ist keine Übertreibung. Aufgrund von Kriegen, Migration und Armut gehen etwa 250 Millionen Kinder nicht zur Schule. Alle Kinder und Jugendlichen haben das Recht, zur Schule zu gehen, unabhängig von ihrem Migrationsstatus", betont Papst Franziskus auf Spanisch in dem kurzen Video mit seinem Gebetsanliegen für diesen Monat. Die Videobotschaft, die vom Weltweiten Gebetsnetzwerk des Papstes in Zusammenarbeit mit dem Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) produziert wurde, veranschaulicht die Lage: Im knapp 2-minütigen Video sind Jungen und Mädchen, die vor Konflikten oder Armut fliehen, zu sehen und Bildungseinrichtungen der katholischen Kirche.
Wenn Kinder und Jugendliche in andere Länder oder Regionen umziehen, kann ihr Migrationsstatus ihnen den Zugang zu Bildung und damit zu einer besseren Zukunft verwehren. Deshalb bekräftigt der Papst in dem Video, dass „alle Kinder und Jugendlichen das Recht haben, zur Schule zu gehen, unabhängig von ihrem Migrationsstatus“.
Papst Franziskus betont im Heiligen Jahr der katholischen Kirche, das gerade begonnen hat und unter dem Motto „Pilger der Hoffnung steht", in seinem Gebetsvideo für Januar auch die Rolle von Bildung:
„Bildung ist eine Hoffnung für alle: Sie kann Migranten, Flüchtlinge, vor Diskriminierung, vor kriminellen Netzwerken und Ausbeutung bewahren... So viele Kinder werden ausgebeutet! Und sie hilft ihnen, sich in die Gemeinschaften zu integrieren, die sie aufnehmen."
Heiliges Jahr: Für Anliegen des Papstes beten
Auch in der Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr, „Spes non confundit“ (Die Hoffnung enttäuscht nicht), hat Papst Franziskus zu Solidarität mit Migranten und Flüchtlingen aufgerufen: „Es darf nicht an Zeichen der Hoffnung für Migranten fehlen, die ihr Land auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und ihre Familien verlassen", heißt es dort etwa. Eine der Bedingungen, um im Heiligen Jahr einen Ablass zu erhalten, ist, gemäß den Gebetsintentionen des Papstes zu beten. In diesem Monat also für das Recht auf Bildung. Im Video zum Gebetsanliegen betont Franziskus:
„Bildung öffnet die Türen zu einer besseren Zukunft. So können Migranten und Flüchtlinge einen Beitrag zur Gesellschaft leisten, sei es in ihrem neuen Land oder in ihrem Herkunftsland, wenn sie sich für die Rückkehr entscheiden."
Der Bildungsprozess von Kindern und Jugendlichen, die migrieren oder durch Krieg vertrieben werden, wird logischerweise unterbrochen, wenn sie aus ihrer Heimat fliehen müssen. Und auch vor Ort ist Bildung oft schwierig: Schulen in Konfliktgebieten oder Flüchtlingslagern haben oft nur begrenzten Zugang zu Unterrichtsmaterial, angemessener Infrastruktur und ausgebildeten Lehrern. Daher ruft Franziskus auf:
„Wir wollen nie vergessen, dass derjenige, der einen Fremden aufnimmt, Jesus Christus aufnimmt. Beten wir für Migranten, Flüchtlinge und von Kriegen betroffene Personen, dass ihr Recht auf Bildung, das für den Aufbau einer besseren Welt notwendig ist, immer respektiert wird."
Wie die katholische Kirche hilft
Das Video zeigt auch das Engagement der katholischen Kirche, um Bildung auch in schwierigen Lagen zu gewährleisten. Zu sehen sind etwa Schulen für Flüchtlingskinder - darunter die meisten aus Syrien -, die in Jordanien und im Libanon eingerichtet wurden; aber auch Salesianerschulen in Uganda, wo 60 Prozent der südsudanesischen Migranten unter 13 Jahre alt sind, sowie Bildungsreinrichtungen an der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten. Im Video wird auch die Arbeit des Jesuitenflüchtlingsdienstes JRS, der auf verschiedenen Kontinenten vertreten ist, gezeigt.
Fokus im Pontifikat des Papstes: Migranten und Flüchtlinge
Das Gebestanliegen von Papst Franziskus für den Monat Januar spiegelt eines der Hauptthemen seines Pontifikats wider: seine Sorge um Migranten und Flüchtlinge. In der Vergangenheit hat Franziskus bereits verschiedene Gebetsanliegen der Migranten- und Flüchtlingskrise gewidmet.
Hintergrund
Das Video mit den Gebetsanliegen des Papstes ist ein Projekt des „Weltweiten Gebetsnetzwerks des Papstes“. In kurzen Videos geht Franziskus jeden Monat besonders auf eine der Herausforderungen ein, vor denen die Menschheit und die Kirche aktuell stehen. Seit 1844 beten Millionen von Menschen im Rahmen des Gebetsapostolats für Kirche und Welt. Diese Tradition führt das Weltweite Gebetsnetzwerk des Papstes seit 2015 fort. Das Apostolat des Heiligen Stuhls wurde der Gesellschaft Jesu anvertraut - dem Jesuitenorden also, dem auch Papst Franziskus angehört. Die Themen für jeden Monat werden übrigens im Voraus festgelegt; eine Übersicht für 2025 finden Sie hier.
(pm - sst)
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