Tageslesung
Tageslesung
Lesung aus dem Buch Jesaja
Jes 42, 5a.1-7
So spricht Gott, der Herr:
Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht.
Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen.
Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht.
Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln.
So spricht Gott, der Herr, der den Himmel erschaffen und ausgespannt hat, der die Erde gemacht hat und alles, was auf ihr wächst, der den Menschen auf der Erde den Atem verleiht und allen, die auf ihr leben, den Geist:
Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein:
blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.
Evangelium vom Tag
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
Joh 12, 1-11
Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte.
Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente, und Lazarus war unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren.
Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt.
Doch einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn später verriet, sagte:
Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben?
Das sagte er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte.
Jesus erwiderte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue.
Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch.
Viele Juden hatten erfahren, dass Jesus dort war, und sie kamen, jedoch nicht nur um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte.
Die Hohenpriester aber beschlossen, auch Lazarus zu töten,
weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten.
Worte des heiligen Vaters
Ich möchte heute auf ein Wort Jesu eingehen. Sechs Tage vor Ostern – wir stehen direkt vor der Tür der Passion – vollbringt Maria diese kontemplative Geste: Marta diente – wie im anderen Abschnitt – und Maria öffnet der Betrachtung die Tür. Und Judas denkt an das Geld und an die Armen, nicht aber, „weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte“ (Joh 12,6). Diese Geschichte vom untreuen Verwalter ist stets aktuell, es gibt sie immer, auch auf hohem Niveau: denkt an einige karitative oder humanitäre Organisationen, die viele, sehr viele Mitarbeiter haben, die eine Struktur haben, die sehr reich an Menschen ist, und am Ende kommen bei den Armen gerade mal vierzig Prozent an, weil sechzig Prozent dazu dienen, das Gehalt vieler Menschen zu bezahlen. Das ist eine Art, das Geld der Armen zu nehmen. Aber die Antwort ist Jesus. Und darauf will ich eingehen: „Die Armen habt ihr immer bei euch“ (Joh 12,8). Das ist eine Wahrheit: „Denn die Armen habt ihr immer bei euch.“ Die Armen sind da. Es gibt viele von ihnen: es gibt die Armen, die wir sehen, aber dies ist nur der kleinste Teil. Die große Menge der Armen sind diejenigen, die wir nicht sehen: die verborgenen Armen. Die erste Frage, die Jesus uns stellen wird, lautet: „Wie steht es um dich und die Armen? Hast du ihnen zu essen gegeben? Als er im Gefängnis war, hast du ihn da besucht? Hast du ihn im Krankenhaus gesehen? Hast du der Witwe, dem Waisen geholfen? Denn dort war ich.“ Und danach werden wir gerichtet werden. (Frühmesse in Santa Marta, 6. April 2020)