Katechismus: Johannes Paul wollte andere Worte zu Todesstrafe
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Papst Franziskus hatte jüngst eine Änderung des Punktes 2267 des Katechismus angeordnet, der unter Berufung „auf die überlieferte Lehre der Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht aus[schließt], wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen." Dieses nicht unbedingte Nein zur Todesstrafe steht in auffälligem Widerspruch zum Fünften Gebot des Dekalogs und war deshalb von Anfang an umstritten, wie Schönborn im Gespräch mit kathpress zu 25 Jahren Katechismus bestätigte. „Papst Johannes Paul II. wollte, das kann ich bezeugen, eine entschiedenere Formulierung, hat dann aber doch diese Formulierung akzeptiert, die von der Kommission vorgeschlagen war. Sicher auch aus Respekt vor dem, was hier ,überlieferte Lehre´ genannt wird.“
Die Todesstrafe sei „einer der Fälle, wo es im Bewusstsein der Menschen und der Gläubigen deutliche Entwicklungsstufen“ gegeben habe, so Schönborn weiter. Die Frage, wie die katholische Kirche über die Todesstrafe denkt, halte er für umso wichtiger, „als es wieder einen Trend gibt in verschiedenen Teilen der Welt, die Todesstrafe verstärkt anzuwenden, bis hin auch zur besorgniserregenden Tatsache, dass heute präsumptive Terroristen fast immer einfach erschossen werden. Da sind Fragen vom 5. Gebot her, wo ist wirklich Notwehr, und wo ist hingegen eine summarische Justiz am Werk, die nicht dem entspricht, was das 5. Gebot eigentlich universelle gebietet: du sollst nicht töten.
Radio Vatikan beschäftigt sich in der November-Radioakademie ausführlich mit dem Katechismus. Papst Johannes Paul II. veröffentlichte das große Glaubensbuch am 11. Oktober 1992, genau 30 Jahre nach der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils, denn der Katechismus ist eine späte Frucht des Konzils. In der ersten Folge kommt Kardinal Schönborn zu Wort, in den Fortsetzungen die Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus.
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