Jugendsynode: „Kirche muss junge Menschen in Entscheidungen einbeziehen“
P. Bernd Hagenkord - Vatikanstadt
Das Dokument war durch die Beantwortung von Fragen entstanden, mit denen sich die zwanzig Sprachgruppen in Rom und auch die virtuellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Facebook auseinander gesetzt haben. Der Text sei eine „synthetische Plattform“, um einige der Gedanken und Erfahrungen junger Menschen auszutauschen, heißt es in der Einleitung. Es sei weniger eine empirische Analyse als vielmehr ein „Ausdruck dessen, wo wir jetzt stehen“.
Aus dem gesamten Dokument spricht ein gesundes Selbstbewusstsein von jungen Menschen. Es geht ihnen um den Respekt von Diversität und Verschiedenheit, es geht um Zugehörigkeit und Orte der Bildung eigener Identität, und es geht um Fragen von Entwicklung und Gerechtigkeit. „Die Kirche kann eine wichtige Rolle dabei spielen, dass junge Menschen nicht an den Rand gedrückt werden, sondern akzeptiert werden“, heißt es in einem Punkt. Besonders gelte das für junge Frauen, hier brauche es „Offenheit für verschiedene Ideen und Erfahrungen“, so der Text. Das Thema Frauen zieht sich überhaupt als einer der roten Fäden durch den ganzen Text.
Respekt vor Unterschieden
Auch Fragen moderner Technik werden immer wieder aufgeworfen, die Chancen wie auch die Gefahren kommen zur Sprache. Kommunikation bleibt oft auf diejenigen beschränkt, die gleich denken oder gleiches wollen, Verschiedenheiten lernt man so eher nicht kennen. Technologie sei ein Ort für die Verkündigung, brauche aber auch Unterscheidung dabei, was helfe und was nicht.
Im zweiten Hauptteil geht es vor allem um Berufungen zum Christsein, „die Beziehung junger Menschen zu Jesus ist genauso verschieden wie es verschiedene junge Menschen auf Erden gibt“, so der Text. Mehrfach wird beklagt, dass der Glauben heute oft etwas Privates geworden sei, negative Erfahrungen junger Menschen mit Kirche hätten dazu beigetragen. Der Text spricht von einer Kultur in der Kirche, die sich vor allem mit der Institution befasst und nicht Jesus Christus im Zentrum habe.
Erfahrungen von Gleichgültigkeit und Ablehnung
Auf der anderen Seite gebe es aber auch viele Orte, wo es gerade die Kirche sei, die jungen Menschen helfe, das Dokument weist auf Afrika, Asien und Lateinamerika hin. Überall gebe es dennoch das Phänomen, dass junge Menschen die Kirche verließen, meistens nach Erfahrungen von Gleichgültigkeit oder gar Ablehnung. „Christen glauben an den lebendigen Gott, aber einige gehen zu Messfeiern oder gehören zu Gemeinden, die tot scheinen“, so der Text. Es brauche Authentizität und Zeugnis für den Glauben, damit junge Menschen hier ein Zuhause sähen. Dazu gehört auch das Eingestehen von Fehlern und das Bitten um Vergebung.
Beklagt wird, dass aus dem Wort „Berufung“ eine Spezialdisziplin für Ordensleute und Priester geworden sei, vom Alltag der meisten Menschen weit entfernt. Dabei habe jeder Mensch die Aufgabe, seinen Ruf durch Gott zu unterscheiden. Hier wird eine deutliche Aufgabe an die kommende Bischofssynode formuliert, es brauche größere Klarheit, was „Berufung“ eigentlich meine.
Die Aufträge an die Bischöfe gehen aber weiter. Man wolle vor allem der Hierarchie der Kirche mitgeben, dass man sich eine „transparente, willkommen-heißende, ehrliche, einladende, kommunikative, frohe und interaktive“ Kirche wünsche. Dazu gehöre Klarheit und Deutlichkeit im Umgang mit sexueller Gewalt und Missbrauch von Macht und Geld. Hier liege eine Möglichkeit, sich von all den Institutionen zu unterscheiden, denen junge Menschen misstrauen.
Wünsche an die Hierarchie
Auch wünsche man sich „nicht verwässerte Antworten“ auf Fragen des Glaubens. „Wir, die junge Kirche, wünschen uns, dass die Leiter unsere Kirche in praktischer Sprache über kontroverse Themen wie Homosexualität und Gender-Fragen sprechen, über die junge Menschen schon jetzt ohne Tabu reden.“
Eine Lösung auf dem Weg: „Die Kirche muss junge Menschen in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen“, und zwar in Pfarrei, Bistum, national und international, und auch im Vatikan, so das Papier. Und: man wünsche sich die Kirche dort, wo junge Menschen zu finden seien und wo sie im Augenblick kaum Präsenz habe.
Und wie soll Kirche das alles tun? Das Papier schlägt abschließend multimediale Initiativen, freiwillige Jahre, Kunst, Anbetung und Meditation und Glaubenszeugnisse vor. Und fügt auch den synodalen Prozess als Mittel zur Umsetzung der Wünsche an, „es wäre eine Schande, wenn dieser Dialog nicht die Möglichkeit zur Fortsetzung hätte und wachsen könnte. Diese Kultur der Offenheit ist für uns sehr gesund“.
Der nächste Schritt: Vorbereitungsdokument zur Synode
Das Abschlussdokument des Treffens wird als ein Vorbereitungsdokument in das so genannte Instrumentum Laboris, also das Arbeitsdokument für die Versammlung der Bischofssynode im Oktober 2018 in Rom, eingehen. Bislang liegt das Dokument auf Englisch, Italienisch und Spanisch vor.
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