Auf Pilgerfahrt in Rom
Nadine Vogelsberg – Vatikanstadt
Es ist früh am Morgen, noch nicht ganz halb acht, als sich eine kleine Gruppe auf dem Petersplatz trifft. Der Dom hat gerade erst geöffnet, nur wenige Touristen und Gläubige sind um die Zeit schon im Vatikan. Die Gruppe aus gut zwanzig Personen hat heute jedoch einiges vor: Eine Wahlfahrt durch alle sieben Pilgerkirchen Roms.
Diese sogenannte Sieben-Kirchen-Wallfahrt hat Tradition bei der deutschsprachigen Gemeinde in Rom, der „Santa Maria dell’Anima“. In der gleichnamigen Kirche an der Piazza Navona bieten sie Seelsorge in deutscher Sprache an, sei es für den Urlauber, den Pilger oder Menschen, die dauerhaft in Rom leben, deren Muttersprache aber deutsch ist. Gekommen sind angehende Kommunionkinder, Messdiener, Studenten und Menschen, die in Rom ihren Arbeitsplatz haben. Teil der Seelsorge für sie ist eben auch die Sieben-Kirchen-Wallfahrt. An diesem Tag führt der Kurat der „Anima“, Jan Polák, die Pilger durch Rom: „Mein Anliegen war, das Pilgern auch mit einem geistlichen Programm zu verbinden, also damit wir etwas haben, worüber wir nachdenken können und so.“
Und so gibt es in jeder Kirche einen anderen Impuls. Die Kirchen – das sind die vier bekanntesten Kirchen Roms: Der Petersdom, die Lateranbasilika, Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore. Außerdem die Pilgerkirchen Sankt Sebastian vor den Mauern, Santa Croce in Jerusalem und Sankt Laurentius vor den Mauern.
Die Impulse befassen sich dabei in diesem Jahr mit den sieben Hauptsünden: Hochmut, Neid, Zorn, Geiz, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit.
„Ich hab das so gemacht, dass man hier, in unserem Booklet, ein paar Zitate, ein paar Abschnitte, ein paar Zitate sowohl aus dem alten als auch aus dem neuen Testament findet. Und dann kommt die Statio, das sind schlaue Gedanken von einem bekannten, deutschen Benediktinerpater, Anselm Grün und dann findet man eine Impulsfrage, etwas, worüber wir nachdenken können. Und das alles schließen wir dann mit einem Gebet ab, gegebenenfalls auch mit einem Lied“, so erklärt Polák das Programm in den einzelnen Kirchen. In den sieben Gotteshäusern gehen die Wallfahrer in sich, auf dem Weg von der einen zur anderen Kirche – insgesamt legen sie an diesem Tag gut 25 Kilometer zu Fuß zurück – kommen die Pilger miteinander ins Gespräch. Da treffen ganz unterschiedliche Ansichten aufeinander, viele verschiedene Motive, warum sie heute mitgehen.
„Also ich mache gerade ein Auslandssemester hier in Rom und da will ich natürlich so viel wie möglich sehen. Und da ist die sieben-Kirchen-Wallfahrt eine super Gelegenheit und es ist echt eine nette Gruppe von klein bis groß, allgemein eine super Aktion.“
„Also ich bin auf die Wallfahrt mitgekommen, weil das so für mich dazugehört. Ich bin schon mehrere Jahre in Rom und mache eigentlich jedes Jahr die sieben-Kirchen-Wallfahrt.“
„Ich gehe gern auf Wallfahrt, weil es für mich auch noch mal ein Ausdruck dessen ist, was unser Weg auch ist: Das auf-dem-Weg-sein, immer wieder auch Stationen zu haben, und was mir auch gefällt: Dieses gemeinsam-unterwegs-zu-sein.“
„Ich finde es gut, dass es die Möglichkeit gibt, diese Pilgertour zu machen und vor allem stehen wir in Tradition von Millionen von Pilgern, die das schon gemacht haben und deswegen finde ich das gut, dass man mal mitgehen kann, mal die spirituelle Reise machen kann, aber auch die kulturellen Orte erleben kann.“
„Ich bin heute gekommen weil ich meine Tochter begleiten wollte. Meine Tochter ist 9½ Jahre alt, besucht die vierte Klasse an der deutschen Schule in Rom. Deswegen ist es mir wichtig, dass sie auch diese kulturelle, typisch römische Seite besichtigt.“
„Also, mir gefällt diese Wallfahrt, diese sieben-Kirchen-Wallfahrt extrem gut. Ich finde, es ist eine sehr schöne Unternehmung, gibt mir Zeit, Raum auch, um in Gedanken zu schwelgen, zu sein, auch, mich der Religion ein bisschen zu widmen, also, ich find’s ganz toll, die Unternehmung.“
Ob religiöses, kulturelles oder historisches Interesse: Gemeinsam haben sie alle, dass sie Freude an der Wallfahrt hatten. Nächstes Jahr wird es wieder eine geben, wieder in der Fastenzeit – das hat in der deutschsprachigen Gemeinde Tradition.
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