Blick auf den Petersplatz Blick auf den Petersplatz 

Vatikan: Die alten Tagebücher des Museumsdirektors

Neue Details des Lebens im Vatikan während des Zweiten Weltkriegs kommen dank der Tagebücher eines ehemaligen Direktors der Vatikanischen Museen, Bartolomeo Nogara, ans Licht.

Der vor 150 Jahren am Ufer des Comer Sees geborene Professor Nogara wurde 1920 von Papst Benedikt XV. ernannt, um die Museen zu leiten und deren Modernisierung umzusetzen. 34 Jahre bis zu seinem Tod wirkte Nogara in dieser Position und schrieb akribisch Tagebuch. Diese Notizen übergaben die Nachfahren des Museumsdirektors am 2. Mai an die Museen, wo sie der Forschung zur Verfügung stehen sollen.

 

Juden und Dissidenten vor Abschiebung gerettet

 

Indessen veröffentlichte Nogaras Neffe Bernardino Osio in einem Aufsatz in der Vatikanzeitung L'Osservatore Romano einige Details , darunter Enthüllungen über Juden und andere politische Dissidenten, die Nogara und sein engagiertes Museumspersonal vor der Deportation der Nazis retteten. Einige davon betreffen bereits bekannte Geschichten, wie die der deutschen Archäologin Hermine Speier. Diese verlor 1934 als Jüdin ihre Stelle am Deutschen Archäologischen Institut in Rom und fand noch im selben Jahr dank Nogara an den Vatikanischen Museen Arbeit und damit Zuflucht.

 

Schutz eingelagerter Kunstwerke 

 

Weitere Tagebucheinträge offenbaren das Schicksal von italienischen Widerstandkämpfern, die unter falschen Namen in den Wohnungen von Museumsmitarbeitern versteckt waren. Einige andere Verfolgte suchte Nogara vergebens noch aus den Nazi-Todeslagern zu retten, wie etwa den österreichischen Antikenfachmann Ludwig Pollak. Die Notizen des Museumsdirektors zeichnen auch das Schicksal zahlreicher Kunstwerke von unschätzbarem Wert nach, die, aus vielen Teilen Italiens stammend, während des Kriegs in den Museen eingelagert waren und so vor Zerstörung oder Diebstahl bewahrt wurden.

 

Plaudereien mit dem Papst und anderen Persönlichkeiten

 

Daneben enthalten die Tagebücher scheinbar alltägliche Details von Gesprächen mit den wichtigsten Persönlichkeiten des Vatikans, insbesondere Papst Pius XI. Der Papst war persönlich seit langem mit Bartolomeo Nogara befreundet und verbrachte viele Regentage, wenn er nicht in den vatikanischen Gärten spazierengehen mochte, in den Museen außerhalb der Öffnungszeiten. Schließlich geben die Nogara-Hefte einen Überblick über die Modernisierung der vatikanischen Museen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und stützen sich dabei auf die Erfahrungen anderer europäischer Galerien in London, Paris oder Berlin.

 

Modernisierung der Museen

 

Dieses ehrgeizige Projekt beinhaltete die Fotodokumentation aller Exponate, die in der Hand der Foto-Archivarin Hermine Speier lag, sowie die Schaffung moderner Werkstätten für die Restaurierung alter Gemälde, Wandteppiche und Artefakte aus Terrakotta oder Edelmetallen. Mit seiner hingebungsvollen Arbeit legte Nogara das Fundament für den Erfolg der Vatikanischen Museen im 21. Jahrhundert.

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04. Mai 2018, 13:28