Sonder-Serie: Humanae Vitae, eine kontroverse Enzyklika

Vor fünfzig Jahren veröffentlichte Paul VI. die Enzyklika „Humanae Vitae“, in der er künstlichen Methoden der Empfängnisverhütung eine Absage erteilte. Das Schreiben ist wohl das umstrittenste eines Papstes in den letzten Jahrzehnten; bis heute erhitzt es die Gemüter. Viele Katholiken wandten sich wegen „Humanae Vitae“ von der Ehe- und Sexualmoral der Kirche ab.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Südtiroler Moraltheologe Martin Lintner lädt jetzt zu einem neuen Blick auf die verfemte Enzyklika ein. Es gebe durchaus wichtige Botschaften von „Humanae Vitae“, die nachdenklichen Lesern auch heute etwas zu sagen hätten, schreibt der 1972 (also nach dem Sturm um den Text) geborene Lintner in einem neuen Buch (Von Humanae vitae bis Amoris laetitia, Die Geschichte einer umstrittenen Lehre, Innsbruck/Wien 2018).

Die Tragik von Humanae Vitae

 

Zwar gebe es „Diskrepanzen hinsichtlich der sittlichen Bewertung der Methoden der Empfängnisverhütung – bis heute“, und man dürfe schon fragen, ob die „anhaltende fehlende Zustimmung seitens der Mehrheit der Gläubigen nicht im Sinne des Glaubenssinns des Volkes Gottes ein deutliches Indiz dafür ist, die Lehre zu überdenken“. Auch gehöre es „zur Tragik von Humanae vitae, dass sie sofort nach Erscheinen als ‚Pillenenzyklika‘ disqualifiziert“ worden sei.

Sind die Kontroversen heute entschärft?

 

Doch habe er den Eindruck, dass nicht zuletzt mit den von Papst Franziskus durchgeführten Bischofssynoden zum Thema Ehe und Familie 2014 und 2015 „die jahrzehntelangen kontroversen Diskussionen um die normative Lehre von Humanae vitae entschärft worden sind, vielleicht ein Ende gefunden haben“. Und das erlaube doch heute einen frischen Anlauf, um „wichtige Anliegen der Enzyklika neu in den Blick zu nehmen“.

„Eine Vorgeschichte wie ein Krimi“

In unserer Radio-Akademie zu „Humanae vitae“ unterhalten wir uns ausführlich mit Lintner. Dabei wird auch die komplizierte Vorgeschichte der Enzyklika besprochen, die nach seinen Worten „fast wie ein Krimi“ wirkt.

Hier können Sie einen Ausschnitt aus unserem Interview mit Prof. Lintner hören.

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30. Juni 2018, 10:34